Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Adler ist entkommen

Der Adler ist entkommen

Titel: Der Adler ist entkommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
Vom Netzwerk:
schlüssig war, was er bieten sollte. Er wechselte ständig zwischen Schnee und Regen hin und her. Devlin, der immer noch einen Anzug trug, der eher dem Klima in Portugal gerecht wurde, hatte sich in Paris wenigstens einen Regenmantel besorgen können, doch er fror und fühlte sich ziemlich unbehaglich, als er durch die Menschenmassen im Berliner Hauptbahnhof trottete.
      Ilse Huber erkannte ihn sofort nach dem Foto in seiner Akte. Sie wartete an der Sperre neben dem Posten der Sicherheitspolizei und hatte bereits mit dem diensthabenden Unteroffizier gesprochen. Als Devlin auftauchte, den Koffer in der einen Hand, seine Papiere in der anderen, intervenierte sie sofort.
      »Herr Devlin? Kommen Sie bitte hierher.« Sie reichte ihm die Hand. »Ich bin Ilse Huber, die Sekretärin von General Schellenberg. Sie sehen bedauernswert aus.«
      »Ich fühle mich auch furchtbar.«
      »Auf uns wartet eine Limousine«, sagte sie.
      Es war ein Mercedes-Salonwagen mit dem weithin erkennbaren Hoheitszeichen der SS. »Ich nehme an«, meinte Devlin, »dieses Symbol sorgt dafür, daß die Leute schnellstens Platz machen.«
      »Es ist recht nützlich«, sagte sie. »General Schellenberg rechnete damit, daß Sie nicht auf unser Wetter vorbereitet sein würden.«
      »Das können Sie laut sagen.«
      »Ich denke, wir machen erst einmal einen Abstecher in ein Herrenbekleidungsgeschäft. Dort bekommen Sie alles Nötige. Und dann brauchen Sie eine Bleibe. Meine Wohnung liegt nicht weit von der Zentrale. Sie hat zwei Zimmer. Wenn es Ihnen recht ist, dann können Sie eines benutzen, solange Sie hier sind.«
      »Viel wichtiger ist, ob es Ihnen recht ist«, meinte er.
      Sie hob die Schultern. »Mr. Devlin, mein Mann ist im Winterfeldzug in Rußland gefallen. Ich habe keine Kinder. Meine Mutter und mein Vater starben bei einem Bombenangriff der Engländer auf Hamburg. Meine Tätigkeit für General Schellenberg nimmt mich mindestens sechzehn Stunden am Tag in Anspruch, daher bin ich eigentlich kaum zu Hause.«
      Sie lächelte, und Devlin fand sie auf Anhieb sympathisch. »Wenn das so ist, dann nehme ich Ihr Angebot gerne an. Ilse, nicht wahr? Sorgen wir erst mal für meine Garderobe. Ich komme mir vor, als hätte ich mir bereits einige edle Teile abgefroren.«
      Als sie eine knappe Dreiviertelstunde später den Laden verließen, zu dem sie ihn gebracht hatte, trug er einen Tweedanzug, Schnürschuhe, einen dicken, fast bodenlangen Mantel, Handschuhe und einen weichen Filzhut.
      »Jetzt haben Sie die richtige Ausrüstung, um dem Januar in Berlin zu trotzen«, stellte sie fest.
      »Wohin jetzt? In Ihre Wohnung?«
      »Nein, das hat Zeit. General Schellenberg möchte Sie so bald wie möglich sehen. Er wartet in der Berkaer Straße.«
      Devlin konnte das Knattern von Schüssen hören, als sie die steile Treppe hinunterstiegen. »Und was ist das?«
      »Der Schießstand im Keller«, antwortete Ilse Huber. »Der General möchte in Übung bleiben.«
      »Ist er gut?«
      Sie reagierte fast geschockt. »Er ist der Beste. Ich habe bisher niemanden gesehen, der besser schießt.«
      »Tatsächlich?« Devlin war nicht überzeugt.
      Aber er mußte seine Vorbehalte schon einen kurzen Moment später revidieren, als sie die Tür öffneten und eintraten. Schellenberg feuerte gerade auf eine Reihe russischer Pappkameraden, und ein Hauptfeldwebel der SS, der offenbar den Schießstand beaufsichtigte, beobachtete ihn interessiert. Schellenberg nahm sich nacheinander drei Ziele vor und setzte jeweils zwei Kugeln in jedes Herz. Als er innehielt, um nachzuladen, bemerkte er die Neuankömmlinge.
      »Ah, Mr. Devlin, da sind Sie ja endlich.«
      »Das war vielleicht eine Irrfahrt, General.«
      »Ilse hat sich schon um Ihre Garderobe gekümmert, wie ich sehe.«
      »Woran erkennen Sie das?« wollte Devlin wissen. »Mich kann höchstens der Geruch nach Mottenkugeln verraten haben.«
      Schellenberg lachte und lud seine Mauser nach. »Schwarz«, sagte er zu dem Feldwebel. »Geben Sie Mr. Devlin auch eine
    Waffe. Ich glaube, er ist ein ganz guter Schütze.«
      Schwarz rammte ein Magazin in den Griff einer Walther PP und reichte sie dem Iren.
      »Bereit?« fragte Schellenberg.
      »Auf Ihr Zeichen, General.«
      Neue Ziele sprangen hoch, und Schellenberg feuerte sechsmal in schneller Folge, und wieder erschienen jeweils zwei Löcher in der Herzgegend der Pappfigur.
      »Nicht schlecht.« Devlins Hand

Weitere Kostenlose Bücher