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Der Adler ist entkommen

Der Adler ist entkommen

Titel: Der Adler ist entkommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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leid«, sagte Munro, »aber es war uns wichtig, daß Sie erfahren, wie Himmler sein Versprechen gebrochen hat.«
      »Vergessen Sie's, Brigadier.« Steiner winkte ab. »Ihnen tut überhaupt nichts leid. Sie wollten mir etwas klarmachen, und das haben Sie. Ich hatte niemals angenommen, daß mein Vater eine echte Überlebenschance hat. Versprechen einzuhalten ist für Himmler nahezu bedeutungslos.«
      »Und was denken Sie jetzt?« wollte Munro wissen.
      »Aha, kommen wir endlich zum Zweck dieser Übung? Werde ich jetzt, in einem Zustand rasender Wut, den Alliierten meine Dienste anbieten? Lasse ich mich nun nach Deutschland schicken, wo ich bei der erstbesten Gelegenheit ein Attentat auf Hitler verübe?« Er schüttelte den Kopf. »Nein, Brigadier. Ich werde sicherlich ein paar schlaflose Nächte haben. Vielleicht bitte ich sogar darum, daß man mir einen Priester schickt, aber meine Position bleibt im Prinzip unverändert. Als mein Vater sich an einer Verschwörung gegen Hitler beteiligte, hat er das als Deutscher getan. Auf keinen Fall deshalb, um damit die Pläne der Alliierten zu unterstützen. Er tat es für Deutschland.«
      »Ja, das ist wohl klar«, sagte Carter. »Ich verstehe.«
      Steiner sah ihn an. »Dann müßte Ihnen ebenfalls klar sein, daß ich, wenn ich wirklich täte, was der Brigadier von mir erwartet, alles verraten würde, wofür mein Vater einstand und wofür er sein Leben opferte.«
      »Na schön.« Munro erhob sich. »Wir vergeuden unsere Zeit. Sie werden am Neujahrstag in die St. Mary's Priory verlegt, Oberst. Ihr Freund Devlin hat natürlich nicht die geringste Chance, Sie dort herauszuholen, aber wir würden uns freuen, wenn er es versucht.« Er gab Carter ein Zeichen. »Gehen wir,
    Jack.«

Steiner war noch nicht fertig. »Eine Sache noch, Brigadier.«
    »Ja, bitte?«
      »Meine Uniform. Ich möchte Sie daran erinnern, daß mir laut der Genfer Konvention gestattet ist, sie zu tragen.«
      Munro sah fragend zu Carter, und dieser erklärte: »Sie wurde ausgebessert, Herr Oberst, und gereinigt. Ich werde veranlassen, daß sie Ihnen im Laufe des Tages gebracht wird, natürlich mit all Ihren Ehrenzeichen.«
      »Das wäre dann geklärt«, sagte Munro und ging hinaus. Carter holte eine Zigarettenpackung und eine Schachtel Zündhölzer heraus und legte beides auf den Spind. »Sie sprachen von einem Priester. Ich besorge Ihnen einen, wenn Sie wollen.«
      »Ich sage Ihnen Bescheid.«
      »Und wie ist es mit Zigaretten?«
      »Lieber nicht. Diese eine hat ganz furchtbar geschmeckt.« Steiner brachte ein Lächeln zustande.
      Carter ging zur Tür, hielt inne und drehte sich noch einmal um. »Wenn es Ihnen in irgendeiner Weise hilft, Herr Oberst, sollten Sie wissen, daß Ihr Vater tatsächlich an einem Herzanfall gestorben ist. Die genauen Umstände kenne ich nicht, aber…«
      »Ach, die kann ich mir sehr gut vorstellen, trotzdem vielen Dank«, sagte Steiner.
      Er stand da, hatte die Hände in den Taschen seines Bademantels vergraben, wirkte sehr ruhig und gefaßt, und Carter, der nicht wußte, was er sonst noch hätte sagen sollen, trat in den Korridor und ging eilig Munro hinterher.
      Während sie durch den Nebel am Tower Hill entlangfuhren, meinte Munro: »Sie billigen das Ganze nicht, nicht wahr, Jack?«
      »Eigentlich nicht, Sir. Meiner Meinung nach war das unnötig grausam.«
      »Nun ja, wie ich Ihnen schon sagte, es ist kein netter Krieg. Wenigstens wissen wir jetzt, woran wir bei unserem Freund Steiner sind.«
      »Ich glaube auch, Sir.«
      »Und was Devlin betrifft - wenn er verrückt genug ist, es zu versuchen, dann soll er kommen, wann immer er will. Da Vargas uns über jeden seiner Schritte unterrichtet, kann eigentlich gar nichts schiefgehen.«
      Er lehnte sich zurück, entspannte sich und schloß die Augen.
      Es war schon Neujahr, als Devlin endlich in Berlin eintraf. Er hatte zwei Tage in Madrid warten müssen, um einen Platz im Paris - Expreß zu bekommen. In Paris schließlich konnte er dank Schellenberg und seiner Papiere sofort in den Berlin-Expreß steigen, jedoch hatten B17-Bomber der Achten Amerikanischen Luftflotte, die in England stationiert war, die Rangierbahnhöfe in Frankfurt bombardiert. Daher mußte ein Großteil des Eisenbahnverkehrs, der von Frankreich und den Niederlanden nach Deutschland ging, umgeleitet werden.
      Das Wetter in Berlin war sehr schlecht. Es war ein Winter, der sich offensichtlich nicht

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