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Der Adler ist entkommen

Der Adler ist entkommen

Titel: Der Adler ist entkommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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abwarten, bis die Aktion anläuft, und dann jeden verhaften, der in irgendeiner Form damit zu tun hat. Aus deren Sicht wäre das ein ganz toller Coup.«
      »Wollen Sie etwa andeuten, daß Ihnen Bedenken kommen? Daß Sie doch nicht mitmachen wollen?«
      »Darum geht es nicht. Aber wenn ich loslege, dann muß ich zunächst einmal davon ausgehen, daß ich erwartet werde. Muß einkalkulieren, daß Vargas uns verraten hat. Und schon stellt sich die Situation ganz anders da.«
      »Ist das Ihr Ernst?« fragte Schellenberg.
      »Ich wäre ein blutiger Narr, wenn ich bei der Vorbereitung der Mission grundsätzlich davon ausginge, daß Vargas auf unserer Seite steht. Und dann komme ich drüben an und stelle fest, daß er es nicht tut. Was wir brauchen, General, ist eine wohlüberlegte Taktik. Es ist wie bei einem Schachspiel. Wir müssen immer drei Züge voraus sein.«
      »Mr. Devlin, Sie sind wirklich eine bemerkenswerte Persönlichkeit«, sagte Schellenberg.
      »An meinen guten Tagen sogar ein Genie«, klärte Devlin ihn ernsthaft auf.
      Schellenberg bezahlte die Rechnung, und sie verließen das Lokal. Es schneite immer noch leicht, als sie zum Mercedes gingen.
      »Ich bringe Sie jetzt zu Ilse. Wir treffen uns dann morgen früh.« In diesem Moment begannen die Luftschutzsirenen zu heulen. Schellenberg rief seinen Fahrer. »Hans, dort entlang.« Er wandte sich an Devlin. »Wenn ich es mir recht überlege, sollten wir zum Restaurant zurückkehren und uns mit den anderen vernünftigen Leuten in den Keller verziehen. Er ist recht gemütlich dort unten. Ich hatte das Vergnügen schon
    einmal.«
      »Warum nicht?« sagte Devlin und folgte ihm. »Wer weiß? Vielleicht finden wir da unten sogar noch eine gute Flasche Wein?«
      Hinter ihnen war bereits wie ein ferner Donner das Feuer der Flugabwehrkanonen am Stadtrand zu hören.

    5

      Als sie Schellenbergs Büro in der Berkaer Straße erreichten, war die Morgenluft mit Qualm geschwängert. »Offenbar haben sie in der vergangenen Nacht ihre Ziele getroffen«, stellte Schellenberg fest.
      »Das kann man wohl sagen«, erwiderte Devlin.
      Die Tür ging auf, und Ilse Huber wünschte ihnen einen guten Morgen. »Da sind Sie ja, Herr General. Ich hatte mir schon Sorgen gemacht.«
      »Mr. Devlin und ich haben die Nacht im Keller des Restaurants in der Marienstraße verbracht.«
      »Rivera ist unterwegs hierher«, informierte sie ihn.
      »Gut. Schicken Sie ihn rein, wenn er da ist.«
      Sie ging hinaus und erschien zehn Minuten später wieder mit Rivera. Der Spanier trat ein, knetete seinen Hut und musterte Devlin mit nervösen Blicken.
      »Sie können offen reden«, sagte Schellenberg.
      »Ich habe wieder Nachricht von meinem Cousin bekommen, Herr General. Er teilt mit, daß sie Steiner aus dem Tower an einen Ort namens St. Mary's Priory bringen.«
      »Hat er Ihnen auch die Adresse durchgegeben?«
      »Er sagte nur, es läge in Wapping, direkt am Fluß.«
      Devlin nickte anerkennend. »Ein erstaunlicher Bursche, Ihr Cousin, daß er so leicht an derart brisante Informationen herankommt.«
      Rivera lächelte eifrig. »José ist sicher, daß die Informationen stimmen, Señor. Er hat sie von einem Freund, der Soldat bei den Scots Guards ist. Eine Kompanie von ihnen tut zur Zeit Dienst im Tower. Abends machen sie die Restaurants und Kneipen in der Umgebung unsicher, und mein Cousin…« Rivera zuckte die Achseln. »Die Angelegenheit ist etwas delikat.«
      »Ja, wir verstehen schon, Rivera.« Schellenberg nickte. »Sie können jetzt gehen. Ich melde mich, wenn ich Sie wieder brauche.«
      Ilse begleitete den Besucher hinaus und kam dann zurück. »Gibt es noch etwas zu erledigen, Herr General?«
      »Ja, suchen Sie mir mal dieses geographische Namensverzeichnis aus dem Archiv. Sie wissen schon, was ich meine. Diese Karte mit den genauen Straßenbeschreibungen von London. Mal sehen, ob unser Ort irgendwo erwähnt wird.«
      Sie verließ das Zimmer. »Ich kannte Wapping früher mal sehr
    gut«, meinte Devlin.
      »Als Sie noch in der IRA kämpften?«
      »Ja, zur Zeit der Bombenattentate. Wobei die Vertreter der
    harten Linie ja eigentlich niemals Ruhe gegeben haben. Manche hätten sogar den Papst umgebracht, wenn das für ihre Sache von Nutzen gewesen wäre. 1936 gab es eine aktive Einsatzgruppe, die in London ein oder zwei Bomben legte. Sie haben sicher schon davon gehört. Frauen, Kinder, ganz normale Passanten waren

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