Der Adler ist entkommen
bis er das Loch im Mauerwerk fand. Er kletterte hinein, watete durch das Wasser und stieg dann die Stufen hinauf.
Dougal Munro hatte seine Arbeit früher als erwartet beendet, nun bestellte er sich einen Dienstwagen und bat den Fahrer, ihn zur St. Mary's Priory zu bringen. Es war eine mühevolle Fahrt, denn sie konnten wegen des Nebels kaum mehr als Schrittempo fahren. So war es bereits kurz nach acht Uhr, als er endlich am Ziel eintraf.
»Ich bleibe nicht lange«, erklärte der Brigadier, als er ausstieg. Er ging die Treppe zum Eingang hinauf und klingelte.
Der Nachtpförtner öffnete ihm. »Guten Abend, Brigadier«, sagte er.
»Ist Schwester Maria im Hause?« erkundigte er sich.
»Nein, sie wurde ins Hospital in der Cromwell Road gerufen.«
»Na schön. Ich gehe nach oben. Ich muß Lieutenant Benson sprechen.«
»Er ist vor zwei Minuten in die Kapelle gegangen, Sir, und zwar mit einem seiner Militärpolizisten und diesem deutschen Offizier.«
»Tatsächlich?« Munro zögerte, dann ging er zum Kapelleneingang.
Devlin drückte die Tür am Ende der Treppe behutsam auf und erlebte den Schock seines Lebens: Corporal Smith stand mit dem Rücken zu ihm, nicht mehr als zwei Meter entfernt. Benson hielt sich an der Kapellentür auf. Devlin zögerte nicht lange. Er holte den Totschläger heraus, verpaßte Smith einen Schlag in den Nacken und zog sich hinter die Tür zurück, während der MP mit einem dumpfen Laut zu Boden sackte.
»Smith?« rief Benson alarmiert. »Was ist los?«
Er rannte durch den Mittelgang, blieb dann abrupt stehen und starrte auf den reglosen Körper am Boden. Als ihm aufging, daß etwas nicht stimmte, war es bereits zu spät. Vergeblich versuchte er, seinen Webley-Revolver aus dem Halfter zu reißen.
Devlin erschien in der Türöffnung, richtete die Walther mit dem Schalldämpfer auf ihn. In der anderen Hand hielt er den Totschläger. »Das würde ich nicht tun, mein Sohn. Dieses Ding hier ist nicht lauter als ein Räuspern. Und jetzt drehen Sie sich um.«
Benson befolgte seine Anweisung, und Devlin verpaßte ihm die gleiche Behandlung wie Smith. Der junge Lieutenant stieß einen Seufzer aus, sank in die Knie und landete quer über seinem Untergebenen. Devlin durchsuchte sie schnell auf Handschellen, doch nur Smith trug ein Paar bei sich.
»Sind Sie bereit, Oberst?« rief er.
Steiner trat aus dem Beichtstuhl, und Father Martin folgte ihm. Der alte Priester war völlig verwirrt. »Major Conlon? Was geht hier vor?«
»Es tut mir aufrichtig leid, Father.« Devlin drehte ihn herum und fesselte ihm die Hände mit den Handschellen auf dem Rücken.
Er setzte den alten Mann in eine Kirchenbank und holte einen seiner vorbereiteten Knebel hervor. »Ich nehme an«, meinte Martin, »Sie sind gar kein Priester.«
»Mein Onkel war einer, Father.«
»Ich vergebe Ihnen, mein Sohn«, sagte Frank Martin und ließ sich den Knebel in den Mund stecken.
In diesem Moment wurde die Kapellentür geöffnet, und Dougal Munro kam herein. Ehe er auch nur einen Laut hervorbrachte, stand Kurt Steiner hinter ihm und hatte seinen Arm wie eine Stahlklammer um seinen Hals gelegt.
»Und wer ist das?« wollte Devlin wissen.
»Brigadier Dougal Munro«, gab Steiner ihm Auskunft. »Vom SOE.«
»Was für eine Überraschung.« Devlin hielt die Walther jetzt in der rechten Hand. »Dieses Ding hat einen Schalldämpfer, wie Sie sicher erkennen, Brigadier, also seien Sie vernünftig.«
Steiner ließ ihn los, und Munro meinte mit bitterer Stimme: »Mein Gott, Devlin - Liam Devlin.«
»Wen hatten Sie denn erwartet, Brigadier?«
»Was geschieht nun?« meldete sich Steiner.
Devlin war erregt und aufgekratzt. »Eine kurze Fahrt flußabwärts, dann eine gemütliche Reise über Land, und schon sind wir über alle Berge, während man hier noch aufgeregt herumrennt und nach uns sucht.«
»Demnach benutzen Sie ein Flugzeug«, schlußfolgerte Munro. »Sehr interessant.«
»Ich und meine große Klappe«, stöhnte Devlin. Er tippte Munro mit dem Pistolenlauf unters Kinn. »Wenn ich Sie jetzt zurücklasse, dann setzen Sie sofort die RAF auf unsere Fährte, ehe wir überhaupt wissen, was los ist. Ich könnte Sie umbringen, aber ich habe heute meinen großzügigen Tag.«
»Und was wollen Sie statt dessen tun?«
»Wir werden Sie wohl mitnehmen müssen.« Er nickte Steiner zu. »Behalten Sie ihn im Auge.« Dann
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