Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Adler ist gelandet

Der Adler ist gelandet

Titel: Der Adler ist gelandet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
Vom Netzwerk:
die Nacht stürzte.
    Die Dakota trudelte hilflos, der Backbordflügel stieß in die Höhe. Böhmlers Kopf prallte gegen den Stabilisator, während seine rechte Hand den Metallring umkrampfte. Im Augenblick des Todes zog er die Leine. Der Fallschirm öffnete sich wie eine seltsame, blasse Blume und trug ihn sanft hinunter in die Dunkelheit.
    Die Dakota flog weiter. Sie verlor immer mehr an Höhe, der Backbordmotor hatte Feuer gefangen, die Flammen liefen den Tragflügel entlang und leckten nach dem Rumpf. Gericke saß an der Steuersäule und versuchte noch immer verzweifelt, die Maschine zu halten. Daß sein linker Arm an zwei Stellen gebrochen war, bemerkte er nicht. Blut rann ihm in die Augen. Welch ein Ende. Kein Besuch mehr in Karinhall, kein Ritterkreuz. Sein Vater würde enttäuscht sein. Obwohl sie ihm natürlich das verdammte Ding nachträglich verpassen würden. Plötzlich lichtete sich der Rauch, und er konnte durch Nebelfetzen das Meer erkennen. Die holländische Küste mußte ganz nah sein. Er sah Schiffe unten, mindestens zwei. Eine Leuchtspur schwang sich ihm entgegen. Irgendein verdammtes S-Boot zeigte seine Zähne. Wirklich zu komisch.
    Er versuchte, sich auf seinem Sitz zu bewegen und stellte fest, daß sein linker Fuß in einem Stück verbogenen Metalls festsaß. Nicht, daß es noch viel geändert hätte, denn er war jetzt schon viel zu tief unten, um abzuspringen. Nur hundert Meter über der See, und das S-Boot jagte wie ein Windhund hinter ihm her und feuerte aus allen Rohren, ein Kugelregen bohrte sich in den Leib der Dakota.
    »Ihr Hunde!« brüllte Gericke. »Ihr blöden Hunde!« Er lachte bitter und sagte leise, als wäre Böhmler noch immer bei ihm: »Gegen wen kämpfe ich eigentlich, verdammt noch mal?«
    Mit einemmal wurde der Rauch von einer heftigen Seitenbö verjagt, und er sah das Meer keine dreißig Meter entfernt auf sich zurasen. In diesem einzigen Augenblick seines Lebens, auf den alles ankam, wurde er zum wirklich großen Piloten. Der Selbsterhaltungstrieb verlieh ihm neue Kräfte. Er zog den Steuerknüppel an, hielt ihn trotz des wahnwitzigen Schmerzes in seinem linken Arm fest, und der Rest der einen Tragfläche brach ab.
    Die Dakota kam fast zum Stillstand, auch das Heck begann abzufallen. Er jagte den Rest des Motors noch einmal hoch, um das Flugzeug in der Waagrechten zu halten, als es auf dem Wasser aufprallte, und riß wiederum heftig am Steuerknüppel. Die Maschine sprang dreimal auf, hüpfte wie ein riesiger Wasserski über die Wellen und lag still. Der brennende Motor zischte bösartig, als eine Sturzsee über ihn hinwegrollte. Gericke saß eine Weile bewegungslos. Alles war falsch gelaufen, nichts nach den Regeln, und doch hatte er es geschafft, runterzukommen. Wasser sammelte sich um seine Fußknöchel. Er wollte aufstehen, aber sein linker Fuß saß fest. Er zerrte die Feueraxt zu seiner Rechten aus dem Halter und hieb damit auf das verbogene Metall und auf seinen Fuß. Der Knöchel brach. Er war jetzt wie von Sinnen.
    Plötzlich stand er aufrecht, der Fuß war frei. Er wunderte sich nicht einmal mehr darüber. Er entriegelte die Tür, die keinen Widerstand bot, und fiel hinaus ins Wasser. Dabei stieß er hart an den Stumpf des Tragflügels. Er zog am Ring seiner Schwimmweste, die sich sofort aufblies, und stieß sich ab, als die Dakota zu sinken begann.
    Als das S-Boot hinter ihm herkam, drehte er sich nicht einmal um, sondern sah nur zu, wie die Dakota im Wasser versank. »Warst ein braves Mädchen«, sagte er. »Hast deine Sache gut gemacht.« Ein Tau klatschte neben ihm ins Wasser, und jemand rief auf englisch mit starkem deutschem Akzent: »Halt dich fest, Tommy, dann zieh'n wir dich raus. Keine Angst, wir tun dir nichts.«
    Gericke drehte sich um und blickte zu dem jungen deutschen Leutnant auf, der zusammen mit einem halben Dutzend Männer an der Reling über ihm stand.

»Ach, ihr tut mir nichts?« erwiderte er auf deutsch. »Ihr blöden Arschlöcher... ich bin doch einer von euch.«

    Vierzehn

    Am Samstag vormittag, kurz nach zehn Uhr, ritt Molly durch die Felder auf Hobs End zu. Der heftige Regen der vergangenen Nacht hatte sich zu einem leichten Nieseln gemildert, aber die Marschen waren noch immer in Nebel gehüllt.
    Sie war früh aufgestanden und hatte den ganzen Morgen schwer gearbeitet, gemolken und das Vieh selber gefüttert, weil Laker Armsby ein Grab ausheben mußte. Ganz spontan entschloß sie sich, zur Marsch hinunterzureiten. Sie hatte Devlin zwar

Weitere Kostenlose Bücher