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Der Adler ist gelandet

Der Adler ist gelandet

Titel: Der Adler ist gelandet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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hätt's wissen müssen.« Radl hob die tote Hand. »Sehen Sie das, Steiner, und das Auge? Was sonst noch kaputt ist, können Sie nicht sehen. Zwei Jahre, wenn ich Glück habe, soviel geben sie mir noch. Ich tu's nicht für mich. Für meine Frau und die Töchter, weil ich nachts schweißgebadet aufwache und daran denken muß, was ihnen zustoßen könnte. Deshalb bin ich hier.« Steiner nickte langsam. »Ja, natürlich. Ich verstehe. Wir stecken alle im gleichen dunklen Tunnel und suchen den Ausweg.« Er holte tief Atem. »Schön, gehen wir zurück.« »Nicht den Zweck«, sagte Radl. »Noch nicht.«
    »Dann den Bestimmungsort. Sie haben ein Recht darauf, ihn zu kennen. Alles übrige werde ich zunächst nur mit Neumann besprechen.« Er schlug den Rückweg ein, und Radl sagte: »Steiner, ich muß Ihnen reinen Wein einschenken.« Steiner drehte sich zu ihm um. »Trotz allem, was ich sagte, glaube ich, daß diese Sache einen Versuch wert ist. Gewiß, Churchill schnappen, lebend oder tot, wird uns, wie Devlin ganz richtig sagt, nicht den Krieg gewinnen lassen. Aber es könnte den anderen eine Lehre sein. Vielleicht denken sie dann doch nochmals über einen Verhandlungsfrieden nach.«
    Steiner sagte: »Das glauben Sie doch wohl selbst nicht. Ich will Ihnen sagen, was dieses Unternehmen uns, selbst wenn es Erfolg haben sollte, von den Briten einbringt. Einen Dreck!«
    Er drehte sich um und marschierte ohne sich umzusehen über den Hafendamm zur Insel zurück.
    Der Schankraum war voller Rauch. Hans Altmann spielte Klavier, die übrigen Männer scharten sich um Ilse Neuhoff, die an der Bar saß, ein Glas Gin in der Hand, und eine zur Zeit in Berliner Kreisen kursierende nicht ganz stubenreine Anekdote über Hermann Görings »Liebesleben« zum besten gab. Brausendes Gelächter erscholl gerade, als Steiner, Radl und Devlin den Raum betraten. Steiner betrachtete erstaunt die Szene, besonders das Aufgebot von Flaschen auf der Theke. »Was, zum Teufel, ist denn hier los?«
    Die Männer rückten von der Bar fort. Neumann, der mit Brandt hinter dem Tresen stand, sagte: »Altmann hat heute früh unter der alten Binsenmatte hinter der Bar eine Falltür gefunden, Herr Oberstleutnant, und darunter einen Keller, von dem wir nichts wußten. Zwei noch ungeöffnete Kartons mit Zigaretten, fünftausend Stück in jedem.« Er wies auf die Theke. »Gordon's Gin, Beefeater, White Horse Whisky, Haig and Haig.« Er hob eine Flasche hoch und buchstabierte mühsam das englische Etikett: »Bushmills Irish Whiskey.«
    Liam Devlin stieß ein Freudengeheul aus und schnappte sich die Flasche. »Ich schieß' jeden nieder, der auch nur einen Tropfen anrührt«, erklärte er. »Das schwör ich. Der gehört mir allein.«
    Alle lachten, und Steiner hob die Hand und gebot Ruhe. »Ruhe jetzt, wir haben etwas zu besprechen. Dienstlich.« Er wandte sich zu Ilse Neuhoff um. »Verzeihung, aber es ist streng geheim.«
    Sie war Soldatenfrau und erhob keinen Einspruch. »Ich warte draußen. Aber den Gin lasse ich um keinen Preis aus den Augen.« Sie marschierte hinaus, die Flasche Beefeater in der einen, das Glas in der anderen Hand. Jetzt herrschte Stille im Schankraum, alle waren plötzlich nüchtern und warteten, was Steiner ihnen sagen würde. »Nichts Besonderes«, sagte Steiner. »Nur eine Chance, von hier wegzukommen. Ein Sondereinsatz.«
    »Was sollen wir tun, Herr Oberstleutnant?« fragte Altmann. »Was wir gelernt haben. Die alte Nummer.«
    Der Satz schlug ein wie eine Bombe. Jemand flüsterte: »Heißt das, daß wir wieder springen?«
    »Genau das heißt es«, sagte Steiner. »Aber es werden nur Freiwillige genommen. Jeder hier muß seine eigene Entscheidung treffen.« »Rußland, Herr Oberstleutnant?« fragte Brandt. Steiner schüttelte den Kopf. »Ein Land, in dem noch niemals ein deutscher Soldat gekämpft hat.« Die Gesichter waren gespannt vor Neugier und Erwartung, während er von einem zum anderen blickte. »Wie viele von euch sprechen Englisch?« fragte er leise.
    Sie saßen wie betäubt, und Neumann vergaß sich so weit, daß er mit heiserer Stimme sagte: »Um Gottes willen, Herr Oberstleutnant, das kann nur ein Witz sein.«
    Steiner schüttelte wiederum den Kopf. »Es ist ernster denn je. Was ich euch jetzt sage, ist streng geheim. Um es kurz zu machen: In etwa fünf Wochen sollen wir bei Nacht über einem sehr einsamen Abschnitt der englischen Küste abspringen, an der Nordsee, auf der Höhe von Holland. Wenn alles nach Plan geht, werden wir in

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