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Der Agent - The Invisible

Der Agent - The Invisible

Titel: Der Agent - The Invisible Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Britton
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wahrscheinlich lag es daran, dass sie die diplomatischen Beziehungen zur Regierung des Tschad nicht gefährden wollte.«
    »Warum sind wir nicht in die Bresche gesprungen?«
    »Aus demselben Grund«, antwortete Harper. »Wir waren schon versucht, ein Angebot zu machen, da Saifi bereits auf der Terror-Fahndungsliste unseres Außenministeriums stand,
doch es ist nie so weit gekommen. Nach einigem Hin und Her kam der Präsident zu der Ansicht, er könne nicht direkt mit den Rebellen verhandeln, weil es die Pan-Sahel-Initiative gefährdete, die damals noch in den Kinderschuhen steckte. Insbesondere deshalb, weil diese Initiative speziell darauf abzielte, terroristische Aktivitäten in Nordafrika einzugrenzen, und die Regierung des Tschad sah die Bewegung für Demokratie und Gerechtigkeit als terroristische Organisation. Wie auch immer, Saifi landete schließlich in libyscher Untersuchungshaft, und an diesem Punkt wurde die algerische Regierung endlich aktiv. Für Juli 2005 wurde der Beginn eines Verfahrens festgesetzt, doch Saifi hat den Gerichtssaal nie betreten. Er wurde in Abwesenheit zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt, und nach Angaben des algerischen Innenministeriums sitzt er gegenwärtig tatsächlich im Gefängnis.«
    Kealey blickte verwirrt auf, öffnete erneut den Schnellhefter, zog ein paar Fotos hervor und drehte sie um, damit Harper die Rückseite sehen konnte. »Laut Datums- und Zeitangabe wurden diese Fotos vor zwei Wochen geschossen. Wenn das hier Amari Saifi ist, wie ist er dann aus dem Gefängnis entkommen, und warum vertuschen die Algerier die Geschichte?«
    Harper nickte bedächtig. »Gute Frage. Unglücklicherweise haben wir im Moment keine Antwort darauf.«
    Kealey tippte auf die Fotos. »Sind Sie sicher, dass er das ist?«
    »Ganz sicher. Wir haben ein älteres Foto zum Vergleich herangezogen, in Langley alles von der Gesichtserkennungssoftware analysieren lassen und hatten einen Treffer mit achtzehn Knotenpunkten. Wie Sie wissen, reichen vierzehn für eine positive Identifizierung aus.«
    Kealey lehnte sich zurück, hob sein Glas und dachte noch
einmal alles durch, während er sein Bier schlürfte. »Eines verstehe ich nicht«, sagte er nach zwei Minuten. »Warum macht Ihnen die Geschichte Sorgen?«
    Harper drehte den Kopf nach rechts. Während ihrer Unterhaltung hatte eine junge Frau die Bar betreten und sich an die Theke gesetzt. Sie kehrte ihnen den Rücken zu. Nachdem Harper sie einen Augenblick lang leidenschaftslos gemustert hatte, wandte er sich wieder Kealey zu.
    »Haben Sie in letzter Zeit die Nachrichten verfolgt?«
    »Nein.«
    »Trotzdem werden Sie wissen, wie die Lage in Kaschmir aussieht.«
    Kealey nickte. Vor einigen Monaten hatte sich die israelische Regierung zu einer großen Waffenlieferung an Indien entschlossen, angeblich im Wert von nahezu achthundert Millionen Dollar. Geliefert werden sollten ein Dutzend unbemannte Aufklärungsflugzeuge vom Typ Hermes 180, fünfzig Raytheon-Radarsysteme und fünfundzwanzig mobile SPYDER-Systeme. Letztere waren vielleicht der umstrittenste Aspekt des Geschäfts, denn jede SPYDER-Einheit war mit vier Raketen bestückt, mit denen aus einer Distanz von fünfzehn Kilometern Flugzeuge abgeschossen werden konnten. Als Nachrichten über den bevorstehenden Deal an die Öffentlichkeit drangen, hatte der pakistanische Präsident Pervez Musharraf ihn sofort heftig verurteilt. Dabei verlangte er eine Intervention der Vereinigten Staaten, um das Waffengeschäft zu verhindern, aber seine Bitte stieß auf taube Ohren. Um alles noch schlimmer zu machen, zeigten die Inder Interesse an weiteren Waffenlieferungen seitens Israels. Dabei ging es unter anderem um von Unterseebooten abzufeuernde Cruise-Missiles, und Israel schien bereit, dem Wunsch Indiens zu entsprechen.

    Daraufhin hatte die pakistanische Armee begonnen, ihre Truppenpräsenz an der umstrittenen Grenze in Jammu und Kaschmir zu verstärken. Im Laufe von zwei kurzen Monaten waren dort mehr als zehntausend Soldaten zusammengezogen worden, und Indien hatte entsprechend reagiert. Das Weiße Haus hatte sich in dieser Sache ziemlich zurückgehalten, während etliche andere Politiker beide Seiten aufgefordert hatten, die Situation nicht eskalieren zu lassen. Präsident Brenneman hatte sich noch nicht direkt in das Waffengeschäft zwischen Israel und Indien eingemischt. Viele interpretierten das als stillschweigende Zustimmung zu dem Deal, unter ihnen auch General Musharraf. Er hatte kürzlich einen

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