Der Agent - The Invisible
ihrer Tage in Pakistan kommen würde. Blieb zu hoffen, dass er dabei sein durfte, wenn ihr letztes Stündlein schlug. Falls Mengal einen guten Tag hatte, würde er es vielleicht sogar ihm überlassen, auf den Abzug zu drücken.
Mit einem Seufzer erneut den Gurt seines AK-47 zurechtrückend, warf er einen weiteren sehnsüchtigen Blick auf die Lichter im Norden. Nach einer Weile schweiften seine Gedanken ab, und er erinnerte sich an sein erstes Verhör nach seiner Aufnahme beim ISI. Der Häftling war ein indischer Unteroffizier gewesen, praktisch im gleichen Rang wie er selbst. Der Unterschied bestand darin, dass er sich zur falschen Zeit am falschen Ort aufgehalten hatte und gefangen genommen worden war, nachdem pakistanische Soldaten seine Artilleriestellung
umzingelt hatten. Aus dem Mann war absolut nichts herauszuholen. Seine Stellung in der Befehlskette war so untergeordnet, dass er keinerlei Zugang zu verwertbaren Informationen hatte, doch für Shaheed war es trotzdem eine befriedigende Erfahrung gewesen. Er erinnerte sich noch, wie er das Messer gezückt hatte, um dem Inder die Haut abzuziehen, und an die Erregung, die ihn überkam, als das Blut auf den Boden spritzte und die Schmerzensschreie kein Ende nahmen...
Während Shaheed in Erinnerungen an seinen ersten Mord schwelgte, hatte er nicht die geringste Ahnung, dass auf der Weide, keine fünfundzwanzig Meter von ihm entfernt, ein Mann auf der Lauer lag. Mit fünf Kameraden, die ihre Augen und Waffen auf ihn und den anderen Wachtposten hinter dem Haus richteten.
Ryan Kealey war Shaheed am nächsten. Er hatte gesehen, wie der Pakistaner aus dem Haus trat und die Fliegentür hinter ihm zufiel. Danach hatte er unter einem hohen Baum im Garten Position bezogen. Ungläubig sah Kealey, wie er sich eine Zigarette anzündete, wegen des Regens hinter vorgehaltener Hand, aber deutlich sichtbar. Allein diese Unvorsichtigkeit reichte schon fast, um ihre Hypothese in Zweifel zu ziehen. Einen so unprofessionellen Mann konnte man sich schlecht als Mittäter bei der Entführung Fitzgeralds vorstellen, die an sich sehr geschickt durchgezogen worden war. Trotzdem, um den Hals des Wachtpostens baumelte ein AK-47. Das deckte sich mit den in Fahims Notizen enthaltenen Informationen. Als Kealey es sah, spürte er sofort den Adrenalinschub. Jetzt war er sich zum ersten Mal sicher, dass Brynn Fitzgerald doch irgendwo in diesem Haus festgehalten wurde.
Er lag unter einem Wacholderbusch auf der Weide und beobachtete durch das AN/PVS-17-Nachtsichtzielfernrohr seines Gewehres den Wachtposten, der den Blick abwandte und zu seinem Kollegen hinüberschaute. Kealey nutzte den Moment, um auf die Uhr zu blicken, das beleuchtete Zifferblatt mit der Hand abschirmend. Es war vier Minuten vor drei morgens, und das hieß, dass sie das Haus seit gut drei Stunden beobachteten.
Den Anbruch der Dunkelheit hatten sie in einer aufgegebenen Fabrik außerhalb von Sialkot abgewartet, wo sie die Zeit nutzten, um die Fotos zu studieren, die Fahims Männer geschossen hatten. Kealeys positive Einschätzung der organisatorischen Fähigkeiten Fahims wurde durch die Qualität des Materials bekräftigt. Durch die Fotos wussten sie jetzt, dass Mengal mindestens zehn bewaffnete Männer auf dem Gelände postiert hatte, und die Schnappschüsse bestätigten auch, dass der General persönlich anwesend war. Wie der Algerier, Amari Saifi. In Kürze: die wichtigsten Akteure waren vor Ort. Aus diesem Grund war der Einsatz des Spezialkommandos vorgezogen worden.
Die Helikopter waren bereits in der Luft, darunter zwei vom Typ MH-53, in denen neben der üblichen Crew - zwei Piloten, ein Flugingenieur, ein Bordschütze - jeweils zwölf Elitesoldaten der Special Forces saßen. Eskortiert wurden sie von vier Apache-Kampfhubschraubern, Modell AH-64, jeweils mit achtunddreißig HYDRA-Raketen, acht Hellfire-Raketen und einer Bordkanone ausgerüstet. Kealey fand, dass der vom Pentagon beschlossene Personen- und Materialeinsatz der aktuellen Lage perfekt entsprach. Die Zahl der Helikopter war so klein, dass sie von den veralteten Radarsystemen der Pakistaner nicht entdeckt werden würden, und die Apache-Kampfhubschrauber
garantierten einen fast hundertprozentigen Schutz. Wenn dieses Spezialkommando eintraf, war schon fast alles gelaufen. Es war groß genug, um Fitzgerald zu befreien. Wenn sie tatsächlich hier war.
Das war das Problem. Brynn Fitzgerald war die einzige entscheidende Person, deren Anwesenheit nicht
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