Der Agent - The Invisible
zweifelsfrei feststand. Kealey war sich sicher, dass sie sich auf dem Gelände befand, aber er musste es genau wissen. Sie konnte entweder in dem Haus oder der Scheune sein, die keine zehn Meter links danebenstand. Dort brannte Licht - vor einiger Zeit war ein Mann herausgekommen, dessen Silhouette selbst mit bloßem Auge deutlich zu erkennen war -, aber es gab keine Fenster, und es wäre zu riskant gewesen, sich in der Hoffnung zu nähern, einen Blick in die Scheune werfen zu können. Zumindest in Washington sah man das so.
Ihre Rolle beschränkte sich darauf, die Lage zu beobachten. Harper hatte es vor einigen Stunden noch einmal bestätigt, als sie auf einem Hügel waren, von dem aus man die Rückseite des Hauses sah. Am wichtigsten war, dass sie nicht entdeckt wurden, und sie durften nur in einer Notlage zur Waffe greifen. Sie waren also passive Zuschauer, die das Eintreffen des Spezialkommandos abwarten mussten. Laut Harper hatte der Nationale Sicherheitsrat entschieden, ein handverlesenes Team von Elitesoldaten zu schicken, das schon kurz nach Fitzgeralds Entführung in Afghanistan zusammengestellt worden und jetzt auf dem Weg nach Sialkot war. Kealey fand die vorausschauende Planung beeindruckend. Möglicherweise hatten die Mitglieder des Nationalen Sicherheitsrates nicht damit gerechnet, dass Fitzgeralds Aufenthaltsort entdeckt wurde, aber sie waren darauf vorbereitet, und wenn man keine direkte Einladung von Musharraf hatte, war Afghanistan der strategisch
günstigste Ort. Jetzt waren die Würfel gefallen, und es blieb nur noch das Problem, die Befreiungsaktion ohne Panne über die Bühne zu bringen, was erfahrungsgemäß am schwersten war.
Während ihres letzten Gesprächs hatte Kealey Harper gegenüber betont, er und sein Team seien hundertprozentig in der Lage, den Job allein zu erledigen, es sei überflüssig, das Spezialkommando zu schicken. Harper antwortete, er habe dem Präsidenten seinerseits diesen Vorschlag gemacht, doch der habe beschlossen, auf Nummer sicher zu gehen. Außerdem müssten sowieso Helikopter geschickt werden, um Fitzgerald außer Landes zu bringen, da könne man die Soldaten auch gleich mitnehmen. Danach hatte Harper noch einmal ausdrücklich auf ihre eng umrissene Aufgabe hingewiesen. Er kennt mich zu gut, dachte Kealey. Zugegebenermaßen hatte er daran gedacht, die »Notlage« selbst durch eine kleine Provokation herbeizuführen. Wenn erst einmal Schüsse fielen, änderte sich alles schlagartig, und ihm würde gar keine andere Wahl mehr bleiben, als nach Fitzgerald zu suchen. Er war zuversichtlich, dass er und seine Männer der Situation gewachsen gewesen wären, insbesondere nach der Geschichte mit Mengals Wachtposten und der Zigarette, aber er hatte nicht vor, den Anweisungen Harpers oder des Präsidenten zuwiderzuhandeln. Nicht, wenn das Leben der Außenministerin auf dem Spiel stand.
Als er erneut durch das Zielfernrohr blickte, stellte er zufrieden fest, dass die Linsen durch Gummimanschetten vor Regenwasser geschützt waren. Die Waffe selbst war ein Sturmgewehr vom Typ SIG, das von einer in Exeter, New Hampshire, ansässigen Firma namens SiGARMS produziert und von Scharfschützen der Polizei für kurze Distanzen favorisiert wurde. Er selbst hatte es noch nie benutzt, war aber
zuversichtlich. Die Waffe hatte einen integrierten, einklappbaren Zweifuß, eine Skelettschulterstütze und eine abnehmbare Halterung für das Zielfernrohr, die eigens für das AN/PVS-17 modifiziert worden war.
Obwohl es außergewöhnlich gut war, rechnete Kealey nicht damit, das Gewehr benutzen zu müssen. Weitaus wichtiger war die Kommunikationsausrüstung, deren Qualität leider etwas zu wünschen übrig ließ. Die verschlüsselten Motorola-Funkgeräte, die Owen in der Botschaft abgeholt hatte, waren okay, doch man konnte mit ihnen nicht direkt über Satellit kommunizieren. Dazu hätte es technischen Zubehörs bedurft, das Fahims Männer nicht besorgen konnten. Folglich waren sie gezwungen, das Globalstar-Satellitentelefon zu benutzen, das Owen nach Pakistan mitgebracht hatte, das jetzt aber - da er der Boss des Teams war - in einer an Kealeys Gürtel befestigten Tasche steckte, die ursprünglich für ein Funkgerät ähnlicher Größe und Form gedacht war. Das Telefon war durch ein dünnes Kabel mit dem Headset verbunden. Leider lieferte der Akku voll aufgeladen nur für neunzehn Stunden Strom, doch das bezog sich auf Stand-by-Betrieb. Was die reine Sprechzeit anging, waren drei Stunden das
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