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Der Agent - The Invisible

Der Agent - The Invisible

Titel: Der Agent - The Invisible Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Britton
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nicht - wie in diesem Fall - aus reiner Rachsucht töten. Trotzdem, Kealey würde wie üblich alles auf seine Weise erledigen. Zuerst würde er die Männer verfolgen, die ihn in Pakistan betrogen hatten, und wenn sie tot waren, würde er sich auf die Suche nach Machado machen. Harper hegte nicht den geringsten Zweifel daran, eigentlich war er sich nie im Leben einer Sache so sicher gewesen.
    Aber natürlich war das nicht die Antwort, die der Präsident hören wollte. Er blickte Brenneman direkt in die Augen. »Ich
weiß es wirklich nicht, Sir. Aber wenn er durchkommt, wird er diese Sache nicht einfach auf sich beruhen lassen. Ich möchte ihm nicht in die Quere kommen, wenn er wieder auf den Beinen ist.«
    Und vor allem möchte ich nicht mit Javier Machado tauschen.

46
    Puerto San Julián, Argentinien
    Fünf Monate später
    Das alte Café zwischen den schmierigen Backsteinhäusern machte nicht viel her, doch dank seiner Lage am Hafen von San Julián war es immer gut besucht. Fast alle Kunden waren Männer, meistens große grauhaarige Fischer, die sich in den unberechenbaren Gewässern vor der Südküste Argentiniens auf mühsame und gefährliche Weise ihren Lebensunterhalt verdienten. Die junge Kellnerin, die sich zwischen den eng beieinanderstehenden Tischen hindurchzwängte, hatte die Nase voll von der Arbeit im Allgemeinen und den lüsternen Kommentaren und Blicken der Kundschaft im Besonderen. Manchmal wurde sie auch angegrapscht, wenn sie das Essen und Getränke servierte - starke Schnäpse, die selbst die Fischer umhauten. Größtenteils hielt sie die Gäste für Abschaum, und alles in allem hatte sie damit recht. Es war ein verkommener Ort - sie wusste es, weil sie früher in Buenos Aires gelebt hatte und sich heute fragte, warum sie die Stadt verlassen hatte. Und doch gab es selbst hier gelegentlich einen Gast, der es verdiente, dass man ihn mit einem aufrichtigen Lächeln bediente.
    Und jetzt hatte sie ein Lächeln aufgesetzt, auch wenn es zwischendurch gefror, als sie einen Bogen machte um einen Tisch mit vier betrunkenen Fischern, ihre lüsternen Kommentare ignorierend. Ihr Ziel war ein Tisch an dem großen Fenster mit
Blick auf den Pier. Auf dem Weg dorthin nahm das Lächeln wieder seine natürliche Herzlichkeit an, und ihre dunklen Augen leuchteten erfreut. Der Mann an dem Tisch musste etwa siebzig sein. Er hatte einen grauen Bart und buschige Augenbrauen. Mittlerweile besuchte er das Café seit ungefähr einem Monat und hatte sich stets respektvoll verhalten. Sie freute sich immer auf seine Besuche und war traurig, wenn er ging.
    Was das Äußere betraf, unterschied er sich kaum von den anderen Gästen, er trug ähnliche Kleidung - dicke Pullover, Ölzeug, schwarze Gummistiefel. Trotzdem glaubte sie zu wissen, dass er nie auf dem Meer gearbeitet hatte. Er unterschied sich durch sein Verhalten von den anderen, durch seine stille, würdevolle Art. Wenn nicht viel zu tun war, beobachtete sie ihn oft, und sie fragte sich, warum er einen so traurigen Gesichtsausdruck hatte und warum seine Schultern so resigniert herabhingen. Auch er sah sie an, doch nicht auf dieselbe Weise wie die Fischer. Eher so, wie sie ihr Großvater einst angeblickt hatte. Und weil sie ihm dankbar war für diese Erinnerung an glücklichere Zeiten, auch für seine Höflichkeit und die großzügigen Trinkgelder, kam sie so oft wie möglich an seinen Tisch.
    Als sie jetzt näher trat, war sie enttäuscht, weil er Geld auf den Tisch legte. Zu viel, wie immer, sie musste nicht hinsehen. Sie fragte ihn fast etwas flehend, ob er nicht noch auf ein Glas bleiben wolle, doch er schüttelte den Kopf und lehnte höflich ab. Als er aufstand, trat sie einen Schritt zurück, um ihn vorbeizulassen. Sie versicherte, der Drink gehe auf Kosten des Hauses, aber er ließ sich nicht umstimmen. Er wünschte ihr lächelnd einen schönen Abend und ging durch das verrauchte Lokal zur Tür. Während die Kellnerin ihm nachblickte, empfand
sie ein unerklärliches Gefühl tiefer Trauer. Einen Augenblick lang stand sie reglos da, ohne das grauenhafte Gekicher der Männer hinter sich zu hören, und fragte sich, ob sie ihn je wiedersehen würde. Aus irgendeinem Grund, der ihr nicht bewusst war, bezweifelte sie es. Erst später an diesem Abend, als sie erleichtert hinter dem letzten Betrunkenen die Tür abschloss, begriff sie, warum ihr dieser Gedanke gekommen war.
    Es war sein Lächeln. Bevor er das Café verließ, hatte er ihr ein seltsames, trauriges

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