Der Agent - The Invisible
Ort?«
»Vor einer knappen Viertelstunde habe ich mit dem Chef des Reserveteams telefoniert«, antwortete Dowd. Seine Stimme zitterte, aber er schien sich unter Kontrolle zu haben. »Sie trafen kurz nach der pakistanischen Polizei ein, und bis jetzt scheinen sie jede Hilfe zu bekommen. Sie haben den Tatort abgeriegelt, aber es ist noch unklar, was mit den Beweisen
geschehen wird. Damit meine ich, dass noch nicht entschieden ist, wohin sie gebracht werden - einschließlich der bei dem Anschlag beschädigten oder zerstörten Fahrzeuge. Aber unsere Leute werden auf jeden Fall Zugang haben. Das wurde mir vom Chef des ISI versichert, und ich denke, wir können uns auf sein Wort verlassen.« Dowd schwieg kurz und blickte auf seine Notizen. »Als sich der Anschlag ereignete, waren im Zuge der verstärkten Sicherheitsmaßnahmen wegen Außenministerin Fitzgeralds Staatsbesuch in der Gegend schon einige Straßensperren errichtet worden. Seit ihr Verschwinden bestätigt wurde, haben meine Leute mit den Pakistanern zusammengearbeitet, um weitere …«
»Um weitere Straßensperren zu errichten?« Emily Susskind warf Dowd einen wütenden Blick zu. »Das ist Unsinn. Es ist völlig unmöglich, solche städtischen Gebiete abzuriegeln, und innerhalb einer Stunde geht es schon gar nicht. Das ist eine dicht bevölkerte Gegend, und es gibt unzählige Straßen. Hunderte … Viel zu viele, um überall Straßensperren zu errichten.«
»Ich gebe nur weiter, was ich weiß«, antwortete Dowd defensiv. Normalerweise hätte er an Susskinds Bemerkung Anstoß genommen, besonders weil sie von der Chefin einer anderen Sicherheitsbehörde kam. Angesichts der Umstände war aber nur zu verständlich, dass er eher kleinlaut war. »In Anbetracht der Zeit, die meine Leute hatten, haben sie schon einiges erreicht. Meinetwegen, es reicht nicht, aber es ist schwierig, etwas zustande zu bringen, wenn sich so ein Anschlag im Ausland ereignet.« Er strich sich müde mit der Hand übers Gesicht. »Wir haben hier eine Reihe ernsthafter Probleme, auch neben den auf der Hand liegenden. Im Moment sind die Pakistaner nicht gut auf uns zu sprechen, und …«
»Moment«, unterbrach Brenneman vom Kopf des Tisches aus. Seine Miene war schwer zu deuten, doch der drohende Tonfall ließ an seiner Verärgerung keinen Zweifel. »Wollen Sie damit sagen, dass meine Position in der Kaschmirfrage - die Tatsache, dass ich wegen des israelischen Waffenverkaufs an Indien nicht intervenieren werde - in irgendeiner Weise etwas mit der Entführung von Außenministerin Fitzgerald zu tun hat? Dass meine Haltung den Vorfall ausgelöst hat?«
»Absolut nicht, Sir«, antwortete Dowd eilig. Sein rundes Gesicht war kreidebleich. »Das wollte ich nicht sagen. Ich weise nur darauf hin, dass wir die gegenwärtigen Spannungen zwischen unseren Regierungen in Betracht ziehen müssen. Wir können es uns nicht leisten, das zu ignorieren. Möglicherweise werden die Pakistaner nicht so schnell reagieren, wie wir es uns wünschen, und es besteht die Möglichkeit, dass sie nicht allzu entgegenkommend sein werden, wenn es darum geht, unseren Leuten Einblick zu gewähren.«
»Das ist ein wichtiger Punkt«, warf Susskind ein, in einem konzilianteren Tonfall als zuvor. Ihre blauen Augen richteten sich auf Brenneman. »Sehen Sie doch nur, was während der letzten beiden Wochen gelaufen ist. Was die verschwundenen Touristen angeht, haben sie jede Zusammenarbeit verweigert. Wir reden von zwölf rechtschaffenen Amerikanern mit gültigen Reisedokumenten, die einfach von der Bildfläche verschwunden sind, und sie haben uns immer noch nicht gestattet, ein eigenes Team von Ermittlern zu schicken.«
»Und um alles noch schlimmer zu machen«, fuhr Harper fort, »haben wir jetzt unseren wichtigsten Diplomaten vor Ort verloren. Damit wird es noch schwieriger, das Eis zu brechen. Ein toter Botschafter nützt uns nichts. Somit ist eine gute Kooperation in jeder Hinsicht erschwert. Wir müssen schnell
reagieren, aber auch behutsam vorgehen, wenn wir etwas erreichen wollen. Das ist das Geheimnis der Diplomatie, und wir können es uns nicht leisten, das zu vergessen. Falls wir mit der Tür ins Haus fallen und Forderungen stellen, wird uns das eher schaden als nützen.«
Damit hatte Harper fürs Erste gesagt, was er zu sagen hatte, doch er spürte, dass der Blick des Präsidenten noch immer auf ihm ruhte. Ihm war bewusst, dass er sich sehr unverblümt ausgedrückt hatte, und er fragte sich, ob er seine Kompetenzen
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