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Der Albtraum meiner Kindheit und Jugend - Zwangseinweisung in deutsche Erziehungsheime

Der Albtraum meiner Kindheit und Jugend - Zwangseinweisung in deutsche Erziehungsheime

Titel: Der Albtraum meiner Kindheit und Jugend - Zwangseinweisung in deutsche Erziehungsheime
Autoren: Regina Page
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was wir eklig fanden und mit Würgen runterschlucken mussten. War das eine Sünde, wenn wir diese Nonnen – diese Ehefrauen Gottes – wie die Schwestern sich nannten, bald richtig hassten? Sollten wir das alles beichten? Nein, das haben wir damals gelernt, bei der Beichte bloß nicht die Wahrheit erzählen. So wurden wir zur Lüge erzogen.
    Wie gern hätten wir manchmal aufgeschrieen oder geheult, nein das trauten wir uns nicht.
    Nur gehorsam sein, dann passiert uns nichts. Wenn es einen lieben Gott gab, dann wird er mich wohl verstanden haben.
    Beim Fest-Gottesdienst habe ich mit Freude mitgesungen, wenn das Lied „Großer Gott wir loben dich“ dran war. Mir wurde warm ums Herz, es war wie ein Aufschrei in meinem Herzen, „... hör doch lieber Gott, wie ich für dich singe, hör mir auch zu, wenn ich so traurig bin.“ So habe ich damals gefühlt und immer gehofft, der liebe Gott muss mich erhören. Er, der so mächtig ist, nur er konnte uns allen helfen.

Meine erste Heilige Kommunion

    Dann war es soweit, ich bekam ein gebrauchtes weißes Kleid, weiße Strümpfe und schicke Schuhe, und ich ging mit vier Kindern vom Waisenheim den Weg zur St. Marien Kirche zur ersten Heiligen Kommunion. Wir waren zwei Mädchen und drei Jungen.
    Es sollte der schönste Tag in meinem Leben werden, das sagten mir die Nonnen aus dem Waisenhaus. Ab in die Kirche, die Kerze grade halten, Kerze anzünden und der Weihrauch ohne etwas im Magen, mein Gott war mir schlecht. Das sollte nun der schönste Tag in meinem Leben sein? Die Hostie bekam ich vom Pfarrer Olschinski auf die Zunge gelegt, es hatte nichts Feierliches an sich. Sollte das die Erfüllung oder eine Erleuchtung sein? Nein, ich spürte nichts von alledem.
    Danach war ich sehr froh, dass es zum Frühstückstisch ging. Das hielt mich aufrecht, es war ein weiter Weg wieder zurück. Doch ich wusste, es gab Brötchen und etwas Kuchen. Vielleicht sollte es doch noch ein schöner Tag werden? Ich hatte Hoffnung, aber es wurde ein Tag den ich nie vergessen sollte. Es gab keinen Besuch für mich und keine Geschenke. Meine Mutter konnte nicht kommen, sie war noch immer eingesperrt.
    Meine Schwester Elke konnte mich auch nicht richtig trösten, nein ich war allein. Und so fühlte ich mich auch an dem „schönsten Tag in meinem Leben“.
    Als dieser Tag dann endlich vorbei war, war ich froh. Ich hasste die nicht erfüllten Versprechungen der Nonnen, es war einer der schlimmsten Tage in meinem Leben.
    Es folgten noch viele schlimme Tage, die mich oft zum Weinen und zur Verzweiflung brachten. Die Traurigkeit von damals, die sich in meinem Herzen festsetzte, verlor ich bis zum heutigen Tag nicht mehr.

    Wir durften wieder nach Hause

    Nach zwei und einem halben Jahr Aufenthalt im Waisenhaus bei den Hedwig-Schwestern von Gottes Gnaden, kamen wir endlich wieder nach Hause.
    Das Jugendamt vom Magistrat von Berlin im Rathaus Treptow hat uns unseren Wohnbereich, bei Frl. Pick, bestehend aus einem Zimmer gelassen, und wir konnten wieder in unserem Zuhause leben.
    Es war nur nicht mehr so unbeschwert wie früher. Unser Heimaufenthalt und die Angst um unsere Mutter steckten tief in unseren Knochen, und dazu kam die schwere Arbeit die wir dort verrichten mussten.
    Meine Schwester Elke war jetzt zehn Jahre alt und ich im zwölften Lebensjahr. Es war nicht einfach in der Schule, alles war wieder anders. Wir liefen oft wie geprügelte Hunde umher, als hätten wir uns etwas zu schulden kommen lassen. Dieses Gefühl hatten wir der Erziehung der Nonnen zu verdanken, das hatten sie aus uns gemacht.
    Mit der Zeit erholten wir uns etwas und spielten auch wieder in unserer Spielstraße. Ich schaute nach, was sich in meinem Garten getan hatte, alles war verwildert, in der Zeit wo wir im Kinderheim waren, ich wurde sehr traurig. Ich setzte mich auf die kleine Mauer schaute starr auf meine Gemüsebeete, die keine mehr waren. Ich war in Gedanken versunken und dachte an die Zeit in Biesental, bei den Nonnen, mit ihrer verlogenen christlichen Nächstenliebe. Schon als Kind habe ich ihnen diese Liebe abgesprochen, ich spürte wie sie ihr falsches Spiel mit uns trieben. Wie hatte ich mich über meine erste Ernte gefreut, mein erster großer Erfolg, den ich in der Schule nicht hatte. Es fehlte uns oft an Lehrmitteln, sogar einen Bleistift konnten wir uns nicht kaufen, geschweige denn einen Anspitzer. Alle anderen Kinder kamen in die Schule mit einer ordentlichen Schultasche, neuen Schulbüchern, wir bekamen die
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