Der Albtraum meiner Kindheit und Jugend - Zwangseinweisung in deutsche Erziehungsheime
in Ruhe und Frieden leben zu können.
Mutti war alleine und freute sich sehr, dass sie ihre Tochter und Enkeltochter wieder bei sich zu Hause hatte. Wo sollte ich auch hin? Eine Möglichkeit mir etwas aufzubauen oder etwas Geld zu verdienen, diese Möglichkeit hatte man mir genommen. In der Zeit bei den Nonnen habe ich keinen Pfennig verdient, doch von morgens bis abends geschuftet. Ich stand da und hatte nichts. Unsere Mutter war in der Zeit, als wir im Heim waren, sehr viel ruhiger geworden und in sich gekehrt. Es waren Gedichte die sie schrieb, und sie löste viele Kreuzworträtsel. Eine völlig gebrochene Frau.
Sie wollte sich aber ihre Würde und ihren Stolz von keinem nehmen lassen. Die Enttäuschungen und die übergroßen Sorgen um ihre Kinder und Enkelkinder waren zu groß und schmerzten immer. Sie wollte keine Freunde und keine Nachbar-Freundschaften; es waren nur wenige, mit denen sie noch Gespräche führte.
Das war nun ein Leben in der Nachkriegszeit. In der neuen Bundesrepublik Deutschland. Es ging weiter, mit dem Unrecht an den besonders schwachen Menschen.
Menschlichkeit war auch jetzt ein Fremdwort. Keiner wollte davon etwas wissen und doch ist soviel Unrecht geschehen.
Für viele junge Menschen war das Leid noch lange nicht zu Ende. Eine alleinerziehende Mutter, besonders eine Flüchtlingsfrau mit ihren Kindern, hatte es in dieser Zeit besonders schwer. Viele konnten sich gegen die Angriffe und Verleumdungen aus der Nachbarschaft nicht zur Wehr setzen. So auch nicht bei den Behörden, die alles glaubten was ihnen aus purer Gehässigkeit und gemeinem Tratsch zugetragen wurde. Wie auch immer, den Stempel der „leichten Beute“ trugen wir seit der Flucht aus der Heimat wie ein Makel mit uns. Die Behörden und die Amtsgerichte mischten mit. Angehört wurde ich nie.
Die kirchlichen Einrichtungen freuten sich auf die „verlorenen Schafe“.
Wieder zu Hause
Nach meinem Aufenthalt in der Erziehungsanstalt, war ich endlich wieder frei. Ein wunderbares Gefühl, ich spazierte stundenlang umher, mal ging ich den Wald, dann durch die kleine Stadt. Ich war so glücklich nicht mehr eingesperrt zu sein. Ich nahm meine kleine Tochter an die Hand und ging die Wege am gleichen Tag noch einmal. Jetzt konnte ich endlich das machen, was ich so vermisst hatte, frische Luft atmen und meinen Gedanken nachgehen. Im Heim wagte ich dies nicht, ich hatte Angst auch meine innersten Wünsche und Gedanken könnten sie erkennen. Jetzt konnte ich das alles wieder tun, solange wie ich nur wollte. Ein unglaubliches Wohlgefühl kam in mir auf.
Meinen Mann habe ich verloren, meine Befürchtungen sind wahr geworden. Seine Beliebtheit bei den Frauen nahm zu, je älter er wurde.
Ich suchte mir einen Arbeitsplatz, und konnte bald darauf in einer großen Firma in der Werbeabteilung arbeiten, in unmittelbarer Nähe unserer Wohnung.
Die Arbeit in dieser Stricknadel Fabrik machte mir Spaß. Mutti, meine Tochter und ich wir lebten richtig auf. Es fehlte meine Schwester Elke. Meine Schwester Elke war noch in diesem Heim für schwererziehbare Mädchen. Das war der große Kummer in unserer Familie. Sie durfte uns nicht besuchen und lebte weiter hinter verschlossenen Türen und vergitterten Fenstern bei den Nonnen im Vincenzheim.
Nonnen kannten wir noch aus dem Waisenhaus in Biesental, jetzt waren es die Vincentinerinnen, sie hatten alle das gleiche System. Doch hatten diese „Gottesfürchtigen“ keinen Respekt vor der Menschenwürde, kein Verständnis für junge Mädchen, die ihre Träume hatten, diese Träume nicht ausleben konnten, deren Hoffnungen mit Verachtung zerstört wurden. Bei den kleinsten Vergehen - vielleicht einen Witz erzählt und dann auch noch darüber gelacht zu haben - gab es zur Strafe ein paar Tage Klabause, gewissermaßen ein Gefängnis. Bedingungsloser Gehorsam wurde erwartet. Zwischendurch gab es auch mal wieder ein paar Zwangs-Besinnungstage, das hieß Beten und Marienlieder singen. Elke erzählte uns das an den Besuchstagen ganz leise, ich kannte es ja schon. Diesen Nonnen waren wir bedingungslos ausgeliefert. Es kümmerte sich keiner darum, dass sie unsere Seelen regelrecht kaputt machten, diese Seelen schrieen vor Verzweiflung, doch es hörte keiner. Stumme Schreie, die sich in den Gesichtern der Mädchen wiederspiegelten, keiner wollte es sehen. So war ja nach außen hin alles in bester Ordnung! Die Nonnen waren höflich und von besonderer Freundlichkeit den Besuchern gegenüber. Nie wieder habe ich
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