Der Albtraum meiner Kindheit und Jugend - Zwangseinweisung in deutsche Erziehungsheime
aufgefallen. Ich fühlte mich bei ihm sicher und geborgen, ich war neunzehn Jahre alt und wollte nicht alleine bleiben, wir wurden ein Paar. Unsere Tochter Birgit kam im Mai 1963 zur Welt.
Eine weitere Tochter kam gleich ein Jahr später in unsere junge Familie. Er war sehr fleißig und sorgte sehr gut für uns, auch für meine Tochter aus der ersten Ehe, jetzt waren wir schon zu fünft.
Es war dann einfach alles zu eng für uns, in der kleinen Wohnung, drei kleine Kinder fordern ihr Recht, spielen und sich entfalten zu können.
Wir gingen viel ins Grüne, der Wald war in der Nähe. Doch geriet er immer mehr in eine Clique die es mit der Ehrlichkeit nicht so genau nahmen. Nun ging er jeden Sonntag pünktlich zum Frühschoppen in die Kneipe. So gehörte sich das, für einen richtigen Mann. Diese sogenannten Freunde, die alles „locker“ und alles nicht so genau nahmen, waren auch dort. Sie klauten Zigaretten und brachen dafür Automaten auf. Ich habe es erst nicht glauben wollen.
Als ich seine Arbeitstasche mit dem Henkelmann und den Butterbroten packte, habe ich die kaputten Zigarettenschachteln gesehen. Es konnte ja nur so sein, dass er an diesen Einbrüchen und an krummen Dingen beteiligt war. Ich war maßlos enttäuscht und traurig. Unser Familienleben klappte sehr gut und ich hatte doch so große Hoffnung, bei diesem Neuanfang. Ich hatte wieder an das Gute im Leben geglaubt. Ich wollte eine gute Ehefrau und Mutter sein.
Auf meine Frage was das sollte, ein Vater von drei Kindern, und wo das hinführen sollte, hat er alles geleugnet. Ich wurde sehr misstrauisch. Nachdem seine Treffen mit diesen Leuten nicht aufhörte, habe ich ihn mehrmals gewarnt.
Ich konnte und wollte mit kriminellen Machenschaften nicht in Berührung kommen und meinen Kindern so etwas nicht zumuten, so konnte und wollte ich nicht weiterleben ...
Wir lebten immer noch bei meiner Mutter, in der kleinen Wohnung. Er wollte es nicht wagen, eine größere Wohnung anzumieten. Dabei gab ich mir große Mühe etwas zu finden, es war ihm alles zu teuer.
Ausreden und ständige Lügen folgten. Ich wollte ihm zur Seite stehen und aus der Clique rausholen, doch es war vergebens. Das war zuviel für mich ... Es half nichts.
Ich packte meine Sachen die gesamte Einrichtung in große Kartons, mietete mir in Berlin-Lichterfelde-Ost eine kleine Wohnung in der Herwarthstraße an und fuhr mit meinem gesamten Gepäck und den Kindern nach Berlin. Ich musste diesen Weg gehen. Wie ich es geschafft habe, kann ich nicht mehr gedanklich nachvollziehen.
Ich war 22 Jahre, hatte sehr viel Mut und Kraft und ich war vor allem Mutter und wollte meinen Kindern ein besseres Leben bereiten, als ich es in Berlin nach der Flucht aus Elbing Ostpreußen und den Hungerjahren erlebt hatte.
Einige Monate habe ich meine Kinder bei mir in der kleinen Wohnung gehabt und versorgt, doch bald hatte ich keine Kraft mehr.
Von Abend bis Mitternacht habe ich in einem Imbiss am Bahnhof gearbeitet, um etwas Geld zu verdienen, damit wir leben konnten.
Doch eines Tages, meine Kraft ließ nach, habe ich mich entschlossen meine Kinder, mit Unterstützung des Jugendamtes, in einem Kinderheim unterzubringen. Schweren Herzens habe ich sie dort abgegeben. Mein Schicksal als Heimkind holte mich ein, jetzt waren meine Kinder auch bei Nonnen untergebracht. Ich überzeugte mich so oft ich konnte, ob es meinen Kindern auch gut ging.
In dem Kinderheim in Charlottenburg besuchte ich meine Kinder sooft, wie es meine Zeit erlaubte, wir gingen spazieren und sie konnten mir alles erzählen was sie so angestellt hatten. Es ging meinen Kindern gut und sie wurden dort gut versorgt.
Das Leben hatte mir gezeigt, was alles mit Kindern passieren konnte, ich war gewarnt und was meine Kinder betraf, war ich wie eine Löwin, trotz allem war ich misstrauisch gegenüber jedem und jeder Erziehungsgewalt.
Es war mir nach meinen Aufenthalten in den Kinder-Heimen bewusst, dass eine richtige Kindererziehung, eine der schwersten Aufgaben ist. Nun war ich Alleinerziehende und wollte alles richtig machen und wusste nichts von den Gefahren die noch auf mich warteten.
Ich hatte erst wieder ein gutes Gefühl, wenn ich wusste, es ging meinen Kindern gut. Erst dann konnte ich in Ruhe nach Hause gehen. Damit ich am nächsten Tag wieder meiner Arbeit nachgehen konnte. Auf dem Weg nach Hause habe ich oft und viel geweint, im Bus oder auf der Strasse, ich wollte doch meinen Kindern ein anderes und besseres Leben geben, als ich es
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