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Der Algebraist

Der Algebraist

Titel: Der Algebraist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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Ich
kann auf diesem Schiff notfalls ohne Probleme in die Atmosphäre
von Nasqueron befördert werden. Glaube ich jedenfalls. Sie auch,
Meistertechniker?«
    Apsile lächelte breit und zeigte dabei Zähne, die so
schwarz waren wie seine Haut. »Ich glaube auch,
Madame.«
    »Dann sind wir uns einig.« Der Riesendiskus ließ
sich innerhalb des deltaförmigen Transporters an seiner
Aufhängung so weit nach unten fallen, dass er sich ihnen
zuwenden konnte. »Schön. Major Taak. Wie steht es um Ihre
Bemühungen, den Obersten Seher Braam Ganscerel davon zu
überzeugen, dass er Ihnen einen ›realen Trip‹
gestatten sollte?«
    Fassin lächelte. »Sie haben Ähnlichkeit mit einem
Langzeit-Trip, Colonel; es geht überaus langsam.«
    »Wie schade!«
    Apsile berührte ein Feld auf seinem Rollschirm, schob den
Schirm wieder in den Ärmel zurück und deutete auf das
kleine Gasschiff. »Es ist fertig. Wollen wir es einladen?«,
fragte er.
    »Warum nicht?« Es war fast schon Tradition, dass Apsile
und Fassin das Schiff in den Transporter hoben. Sie bückten
sich, packten jeder ein Ende und hievten – zunächst sehr
langsam – die Pfeilspitze nach oben. Am Ende hoben sie mit den
Füßen vom Boden ab und ließen sich mitziehen, um den
Schwung etwas abzubremsen. Bei Third Furys minimaler Schwerkraft wog
das Gasschiff fast nichts, aber seine Masse betrug mehr als zwei
Tonnen, und der Trägheits- wie der Impulssatz blieben
gültig. Sie wurden drei Meter weit in den Frachtraum des
Absetzschiffs getragen, direkt in die Arme des wartenden
Halteschlittens für das Gasschiff. Der Schutzanzug des Colonels
nahm zweimal so viel Platz ein wie das kleine Gasschiff, dennoch
hätte man in diesem Raum noch fünf weitere Schiffe
unterbringen können. Die Pfeilspitze rastete neben dem hohen
Diskus mit Colonel Hatherence darin ein. Die beiden Männer
vergewisserten sich, dass die Pfeilspitze korrekt befestigt war und
ließen sich auf den Boden zurückfallen. Der Colonel
schwebte mit ihnen hinab.
    Fassin schaute zu dem Gasschiff mit seinen schnittigen Linien
empor. Wie klein es ist, dachte er. Ein winziger Raum, um
Jahre darin zu verbringen… Jahrzehnte… sogar
Jahrhunderte… Dann landeten sie. Apsile hatte mehr Erfahrung
und bekam die Kniebeuge genau richtig hin. Fassin prallte einmal
ab.
    Der riesige Schutzanzug musste sich schräg legen, um die
offenen Frachtraumtüren passieren zu können, dabei kippte
er etwas zu weit ab und stellte sich mit schwirrenden
Flügelrädern und einem deutlichen Luftzug wieder gerade.
»Ich muss sagen, ich würde es vorziehen, direkt in die
Atmosphäre einzutreten. Ich meine, tatsächlich, genauer
gesagt, in der Realität«, rief der Colonel.
    »Ja«, sagte Fassin. »Ich auch, Colonel.«
    »Viel Glück dabei!«, dröhnte die
Oerileithe.
    »Danke«, sagte Fassin. »Ich nehme an, Glück
wird nötig sein, auch wenn es allein nicht ausreicht.«
    Wenige Stunden später hatte er gerade noch Zeit, um sich zu
vergegenwärtigen, dass sich ausgerechnet durch ein Unglück
die Gelegenheit ergab, nach der sie gesucht hatten, dann musste er um
sein Leben rennen.
     
    Schließlich ließ er sich doch überreden. Thay,
Sonj und Mome kamen mit. Warum wollte er denn nicht? Er war doch wohl
nicht nervös? Oder vielleicht nur zu faul?
    Er war nicht nervös und auch nicht – ganz – so
faul. Er wollte nur im Nest zurückbleiben, um bei K zu sein, die
im Traumalysator steckte und an einem damit verbundenen Narko-Infusor
dem Ende eines T-Traums entgegendämmerte. Ihr schlanker,
graziler Körper schwebte, leicht vertäut, in halb
fötaler Stellung in dem sanften Strom, der aus dem Luftstuhl
kam. Ihre Arme schwangen hin und her, das lange, zu einem
Pferdeschwanz gebundene kastanienbraune Haar erblühte über
ihr wie der Schild einer Kobra, legte sich um ihren Kopf und wurde
wieder nach hinten geweht. Das NMR-Netz umfasste ihren Kopf von
hinten wie eine Hand mit mehr als zwanzig schlanken Fingern. Der
durchsichtige Schlauch des Narko-Infusors verschwand in einem
winzigen Neuro-Anschluss gleich hinter ihrem linken Ohrläppchen.
K’s Augen bewegten sich träge hinter den Lidern, ein
starres Lächeln lag auf ihrem Gesicht.
    Sie befand sich im Endstadium eines langen T-Traums, so als
wäre sie aus unergründlichen Tiefen aufgetaucht und als
schwämme sie nun langsam durch mehrere Kilometer
sonnenbeschienenen seichten Wassers ans Ufer. Er konnte
natürlich hinauswaten, konnte ihr entgegengehen, ohne selbst in
das Pseudobewusstsein des chemisch /

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