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Der Algorithmus der Liebe: Roman (German Edition)

Der Algorithmus der Liebe: Roman (German Edition)

Titel: Der Algorithmus der Liebe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurie Frankel
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Alkohol und ein öffentlicher Ort als Treffpunkt nicht schaden konnten. Er hatte lange darüber nachgedacht, welche Lüge er Edith auftischen konnte, hatte überlegt, ob er ihre Behauptung, dass RePrise nicht mehr richtig funktionierte, bestätigen sollte. Aber ihm fiel einfach nicht ein, wie er verhindern konnte, dass die Wahrheit immer wieder zur Sprache kam.
    »Also, was möchten Sie trinken?«, fragte Sam.
    »Oh, Wasser, glaube ich. Oder vielleicht ein kleines Glas Weißwein«, antwortete Edith.
    »Dann bestellen wir einfach eine Flasche.«
    »Sam! Es ist Montagmi ttag! Sie Schelm!« Edith war begeistert. Sam wartete, bis der Wein kam und die Gläser voll waren, bevor er tief Luft holte und ins kalte Wasser sprang.
    »I ch habe keine Ahnung, wie ich es Ihnen am besten sage, also erzähle ich einfach so schonend wie möglich, was ich herausgefunden habe.«
    »Schießen Sie los.«
    »Sie hatten recht. Ihr Mann hatte tatsächlich keine Affäre.«
    »Natürlich nicht. Er war zwar nicht besonders liebevoll zu mir, aber geliebt hat er mich trotzdem.«
    »RePrise hat allerdings ebenfalls recht.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Er glaubt, er hätte es getan.«
    » Was? Eine Affäre gehabt?«
    »Ja.«
    »Warum?«
    »Jetzt kommt’s.« Sam leert e sein Glas. »Bob hat sich jede Menge Pornos angesehen.«
    »Nein! Igitt. Bob?«
    »Ja .«
    »Wie geht denn das? Er war doch ein alter Mann! «
    »Die Altersbegrenzung bei solchen Internetseiten setzt normalerweise am anderen Ende an«, sagte Sam.
    »Und wann?«
    »Bis er gestorben ist.«
    »Nein, ich meine, wann er diese Pornos geschaut hat. Er hat doch die ganze Zeit gearbeitet.«
    »Vielleicht hatte er ja doch mal Feierabend.« Sam zuckte mit den Schultern. »Oder er ha t sie sich bei der Arbeit angeguckt, wer weiß?« Edith sah aus, als wollte sie ihre eigenen Lippen verschlucken. »Das ist etwas vollkommen Normales. Die meisten Männer …«
    Sie brachte ihn mit einer Handbewegung zum Schweigen. »Ersparen Sie mir diese Leier. Frauen?«
    »Ja, Frauen. Er hatte ein Faible für … Na ja, ich gehe wohl besser nicht in die Details. Jedenfalls stand er auf einen bestimmten Typ.«
    »Auf ältere Frauen, die so breit wie hoch sind?«
    »Ich fürchte, nein«, antwortete Sam.
    »Aber er hat nur geschaut, oder? Er hat nicht mit diesen … diesen Damen geschlafen?«
    »Nein, nein, er hat nur geschaut. Aber Leanne entsprach mehr oder weniger seinem Typ, daher hat der Algorithmus wohl einfach seine … Neigungen berücksichtigt. Und wenn man dann noch bedenkt, wie oft er und Leanne kommuniziert haben – natürlich vollkommen harmlos und rein geschäftlich, allerdings häufig und in sehr freundlichem Ton –, verwundert es nicht, dass der Algorithmus eins und eins zusammengezählt und daraus gefolgert hat, dass er mit ihr schläft.«
    »Hat er aber nicht?«
    »Ich habe jedenfalls keine Anhaltspunkte dafür gefunden. Falls doch, hat er nie etwas in elektronischer Form erwähnt.« Sam bezweifelte tatsächlich , dass Bob und Leanne je miteinander geschlafen hatten, war aber trotzdem der Ansicht, dass der Algorithmus am Ende recht behalten hätte und es tatsächlich dazu gekommen wäre. RePrise: Sagt Ihnen die Zukunft voraus. Bobs Ausdrucksweise Leanne gegenüber hatte sich nämlich mit der Zeit verändert. Natürlich wusste Sam nicht mit Sicherheit, was wirklich passiert wäre, wenn Bob nicht krank geworden wäre, aber das Szenario, das die Projektion gezeichnet hatte, war gar nicht so abwegig. Das musste Edith allerdings nicht unbedingt wissen. Er gelangte immer mehr zu der Überzeugung, dass Wirklichkeit und Ehrlichkeit überbewertet wurden.
    »Und natürlich weiß der Computer auch nicht, dass Bob mich geliebt hat«, sagte Edith mehr zu sich selbst als zu Sam. »Schließlich hat er es nie gesagt. Oh, Gott, vielleicht hat er mich ja gar nicht geliebt! Vielleicht bin ich die Einzige, die nichts von seiner Affäre wusste! «
    »Bob hat Sie auf jeden Fall geliebt«, griff Sam das Thema auf. »Deshalb ist die Projektion ja so d urcheinander. Die Software erkennt, dass er Sie geliebt hat, und weiß, dass er ehrlich zu Ihnen war und Ihnen nahestand. Offenbar hat sie beschlossen, dass er eine Affäre nicht vor Ihnen geheim halten würde.«
    »Aus schlechtem Gewissen?«
    »Nein, aus Ehrlichkeit. Und ich fürchte, Bob wird das Thema immer wieder zur Sprache bringen, bis Sie darauf reagieren.«
    »Warum?« Edith war ganz blass geworden und hatte aufgehört, ihren Wein zu trinken.
    »Weil er Sie zwar

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