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Der Algorithmus der Liebe: Roman (German Edition)

Der Algorithmus der Liebe: Roman (German Edition)

Titel: Der Algorithmus der Liebe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurie Frankel
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sie erinnert.«
    »G enau deshalb sollten wir zum Spiel gehen. Um uns standesgemäß von ihr zu verabschieden.«
    »Ich will mich aber nicht von ihr verabschieden.«
    »Es muss ja kein Abschied für immer sein«, sagte Sam. »Nur ein vorläufiger Abschied f ür ein paar Monate. So als würde sie morgen nach Florida fliegen.«
    Bei diesem Argument verwandelte sich die skeptische Meredith in eine ansatzweise interessierte Meredith. Also zogen sie sich dick an und brachen zum Spiel auf. Auf dem Weg ins Stadion gingen sie noch bei Uwajimaya vorbei und kauften Sushi, vietnamesische Sandwiches und das japanische Äquivalent zu Tortilla Chips. (»Livvies Vorstellung von perfekter Baseball-Verpflegung «, erklärte Meredith.) In der Innentasche von Merediths zu großer Jacke schmuggelten sie außerdem noch eine Thermosflasche mit heißer Schokolade ins Stadion. (»Meine Großmutter fand sieben Dollar zu teuer für einen Stadion-Kaffee.«) Dann teilten sie die Aufgabe, die Ergebnisse der Innings schriftlich festzuhalten, untereinander auf. Meredith war für die ungeraden Innings zuständig und Sam für die geraden. Sein Argument, dass es zu kalt sei, die Handschuhe auszuziehen, wurde von Meredith kurzerhand beiseitegewischt:
    » Oma war entschieden der Ansicht, dass man die Ergebnisse aufschreiben muss.«
    »Warum?« Sein Vater hatte ihm als Kind beigebracht, wie man eine Scorekarte führte, allerdings nur damit er nicht alle eineinhalb Innings ein Eis oder etwas zu knabbern haben wollte. Heutzutage machte sich Sam diese Mühe nur noch selten. »Guckst du dir die Ergebnisse jemals hinterher an?«
    »Nein«, gab Meredith zu. »Hauptsache, man macht es, hat sie immer gesagt.«
    Als die Angels im sechsten Inning fünf Punkte hintereinander erzielten und es immer kälter wurde, fragte Sam seiner anfänglichen Begeisterung zum Trotz vorsichtig an, ob sie nicht langsam nach Hause gehen wollten.
    »Mein Hintern ist eingefroren.«
    »Livvies eiserne Regel: Egal, wie schlimm es wird, echte Fans bleiben bis zum Schluss.«
    »Ich kann aber meinen Atem sehen.«
    »Wir haben ungefähr zwölf Grad, Sam.«
    »Es ist Winter.«
    »Es ist Anfang Oktober.«
    »Aber Baseball ist ein Sommersport.«
    »Meine Großmutter fand auch, dass die Saison am Labor Day Anfang September enden sollte. Aber nicht weil sie sich wegen der Kälte angestellt hat, sondern weil sie es nicht erwarten konnte, nach Florida zu kommen und ihre Freunde wiederzusehen.«
    »Ich stelle mich nicht a n. Es steht acht zu eins. Wir haben minus vier Grad und keinen Kakao mehr. Ich darf mir keinen Kaffee für s ieben Dollar kaufen. Warum gehen wir nicht nach Hause und erinnern uns vor dem Kamin an Livvie? «
    »Egal, wie schlimm es wird, echte Fans bleiben bis zum Schluss«, wiederholte Meredith fröhlich.
    Nachdem sie neun durchweichte Innings durchgestanden hatten und einen miserablen Endstand von elf zu eins erleben mussten, drückte Meredith vor den Stadiontoren Sams dick eingepackte Hand.
    » Danke. Danke, dass du mich überredet hast. Du hattest recht. Genau das hätte sie gewollt.«
    »Ich fand’s auch schön .«
    »Hat man gesehen.«
    »Das mit dem E rfrieren war nur Spaß.«
    »Warte ab bis zur Saisoneröffnung. Da ist es noch kälter.«
    »Saisoneröffnung?«
    »Oh ja. Meine Großmutter war der Ansicht, dass man diesen Tag zum Nationalfeiertag erklären sollte. Natürlich geht man zur Saisoneröffnung ins Stadion.«
    »Natürlich«, sagte Sam.
    »Sorry, aber ich muss jetzt etwas unglaublich Kitschiges tun«, verkündete Meredith, bevor sie seine Hand losließ, sich zum Stadion umdrehte und sagt e: »Mach’s gut, Oma. Viel Spaß in Florida. Wir sehen uns bald und sprechen uns noch früher!«
    »Das war wirklich kitschig«, bestätigte Sam und legte den Arm um sie, um sie an sich zu ziehen, was er mindestens so sehr aus Liebe tat wie aus Kälte.
    »Darauf hat sie immer geantwortet: ›Nicht wenn ich dich zuerst sehe.‹«
    »Und was meinte sie damit?«, fragte Sam.
    »Keine Ahnung.«
    Während sie durch den Regen nach Hause gingen, überlegte Sam, was seine Mutter wohl davon gehalten hätte, bei einem Baseballspiel trotz schlechten Wetters bis zum Ende zu bleiben, oder was sie gerne als Verpflegung mitgenommen hätte oder wo ihr Preislimit für einen Stadion-Kaffee gelegen hätte. Er wusste ja nicht einmal, ob seine Mutter Baseball gemocht hatte. Sein Vater hatte nie etwas erwähnt, aber das musste nichts heißen. Im ersten College-Semester hatte Sam aus einer Laune

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