Der Algorithmus der Liebe: Roman (German Edition)
dich«, antwortete Dash.
»Du w irst Apotheker«, riet Sam.
»Nicht doch. Man weiß ja, wie das bei Romeo und Julia geendet hat.«
»Du hast zu viel Harry Potter gelesen«, lautete Merediths nächster Versuch.
»Nichts dergleichen.«
»Du bist je tzt mit einem Bildhauer liiert? «, schlug Sam vor.
»Nö. Käse.«
»Du bist mit einem Käse liiert ?«
»Ich werde Käse herstellen .«
»Du kannst doch noch nicht mal kochen«, wandte Meredith ein.
»Stimmt. Weil Kochen in Hollywood verpönt ist. Käse macht dort natürlich erst recht niemand. Das ist absolut untypisch für L. A. Aber nach Seattle passt es wie die Faust aufs Auge. Hier trägt man Wollpullis und macht Käse.«
»Warum?«, fragte Sam.
»Weil es kalt ist. Und weil Käse lecker schmeckt.«
»S timmt.« Von Käse musste man Sam nicht erst lange überzeugen. »Aber hier gibt es Geschäfte, Bauernmärkte, sogar Molkereien.«
»Wisst ihr, wenn ich in Zukunft die Hälfte meiner Zeit in Seattle verbringe , muss ich mich an die örtlichen Gegebenheiten anpassen. Wer hier wohnt, muss auch …«
»Wer sagt, dass du hier wohnen darfst?«, fragte Meredith.
»Das ist Omas Wohnung«, erklärte Dash. »Ich bin hier genauso willkommen wie du.«
»Wie kommst du denn auf die Idee?«
»Ruf an und frag sie«, erwiderte Dash.
Anfang Februar wurden unter ihnen zwei kleine, nebeneinanderliegende Wohnungen frei, und sie ergriffen die Gelegenheit und kauften beide. Nachdem die Zwischenwand eingerissen war, hatten sie nicht nur einen riesigen Geschäftsraum, sondern auch einen riesigen Klotz am Bein. Aber Meredith ignorierte Sams Proteste einfach und bestand auf Ersterem, woraus sich Letzteres automatisch ergab.
»Ich bin arbeitslos«, gab Sam zu bedenken. »Und du kündigst auch bald deinen Job.«
»Dafür wohnen wir umsonst«, sagte Meredith.
»Das heißt aber noch lange nicht, dass wir uns das leisten können.«
»Können wir wohl«, sprang Dash seiner Cousine bei. » Mir ist da nämlich eine Lösung eingefallen.« Dash fiel immer irgendeine Lösung ein.
»Ich mache jedenfalls keine Falschaussage, wenn du vor Gericht landest«, warnte ihn Sam.
Dash schnitt eine Grimasse. »Oma hat mir ein bisschen was vererbt, genau wie Meredith. Wir haben alle drei keine Schulden und sind daher die idealen Kandidaten für einen Kredit.«
»Für eine Start-up-Finanzierung kommen wir ja wohl nicht infrage«, widersprach ihm Sam. »Keine Bank auf der ganzen Welt würde drei arbeitslosen Menschen Geld leihen, die vorhaben, mit Verstorbenen zu kommunizieren.«
»Also ich kenne da jemanden.« Dash kannte immer jemanden.
» Außerdem erbringen wir eine wichtige Dienstleistung«, erklärte Meredith. »Die Leute brauchen diesen Service. Weil er ihnen Frieden und Trost spendet. Und weil er die Welt in einen besseren Ort verwandelt. Außerdem macht er uns reich genug, dass wir uns zwei Wohnungen leisten können.«
»Und was, wenn es nicht funktioniert? Was, wenn niemand die Anwendung will?«
»Alle wollen diese Anwendung.«
»Aber es ist doch gerade der Vorteil eines Online-Unternehmens, dass man keine Geschäftsräume braucht«, insistierte Sam. »Und keinen direkten Kundenkontakt hat.«
»Wir brauchen aber einen Ort, an den die Leute komm en können«, widersprach ihm Meredith.
»Der Austausch ele ktronischer Nachrichten ist etwas Intimes«, beharrte Sam auf seiner Meinung. »Einen toten Angehörigen wiederzusehen ist sogar sehr intim. Die Leute werden weinen und schreien und heulen und sich die Haare raufen. Oder sich die Kleider vom Leib reißen. Vollkommen ausflippen. Jedenfalls haben sie bestimmt keine Lust, das alles hier bei uns zu tun.«
»Wart’s ab«, sagte Meredith. »Die Leut e wollen uns sicher dabeihaben, vor allem am Anfang.«
»Warum s ollten sie uns bei ihrem ersten Video-Chat oder ihrer ersten E-Mail dabeihaben wollen? Das wäre ja, als würde man seine Jungfräulichkeit im Versuchslabor verlieren. Während des Biologieunterrichts! «
»Die Leute brauchen un s. Weil sie völlig überwältigt sein werden. Weil sie bestimmt Angst haben, etwas Falsches zu sagen oder kein Wort herauszubringen. Weil sie vollkommen ratlos sein werden, weil sie Hemmungen haben werden. Jeder hat Angst vor Geistern.«
»Sie haben es aber nicht mit Geistern, sondern mit Projektionen zu tun«, argumentierte Sam , logisch wie immer.
»Wart’s ab«, wiederholte Meredith und sollte wie immer recht behalten.
Sie strich die Geschäftsräume in Farben, die » Sand « und » Salbei
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