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Der Algorithmus der Liebe: Roman (German Edition)

Der Algorithmus der Liebe: Roman (German Edition)

Titel: Der Algorithmus der Liebe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurie Frankel
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Gingerale, Eiernudeln und Zutaten für eine Hühnerbrühe zu kaufen, während Julia den Kopf ihrer Tochter auf den Schoß nahm, ihr Gesicht und Haare streichelte und ihr den ganzen nächsten Tag verbot, sich zu bewegen. Sie verbarrikadierten sich im Fernsehzimmer und schauten alte Filme. Beide waren heilfroh.
    »B ei euch alles in Ordnung?«, simste Sam am Nachmittag.
    »Fragst du das ernsthaft?«, antwortete Meredith. »Mir geht’s großartig. Das war es absolut wert.«
    Sie versuchten es so lange wie möglich hinauszuschieben, aber am letzten Hüttenabend war es Zeit, über die Einzelheiten zu sprechen. Je konkreter das Projekt »Dead Mail « wurde, desto mehr Angst jagte es ihnen ein . Meredith würde ihre Arbeit aufgeben müssen, was sie bereits jetzt in Panik versetzte. Dash würde den Dutzend Hochzeiten, auf denen er tanzte, noch eine weitere hinzufügen müssen, was ihn elektrisierte und gleichzeitig beunruhigte. Und Sam würde zukünftig mit echten Menschen statt nur mit Computern zu tun haben, weshalb er am meisten Angst von allen hatte. Meredith plagte zudem ein schlechtes Gewissen, weil sie ihre Eltern anlügen musste. Irgendwann würden sie es ohnehin herausfinden, das war ihr klar, aber sie wollte unbedingt vermeiden, dass sie ihr die Sache ausredeten, noch bevor sie richtig angefangen hatte. Während sie zu dritt an den Details feilten, lackierte Meredith erst Dash, dann Sam, dann den Hunden und schließlich sich selbst die Nägel mit blauem Glitzernagellack. Sie hatte nämlich in ihrem Weihnachtsstrumpf ein Nagellackfläschchen gefunden, offenbar eine weitere uralte Familientradition. Vielleicht geht es ja überhaupt nur so, dachte Sam. Vielleicht brauchen wir ein Gegengewicht und können so viel Verantwortung und Tragik nur schultern, wenn wir dabei Haarreifen mit Rentiergeweih tragen.
    »Als Erstes müssen wir das Projekt umbenennen«, erklärte Dash. »›Dead Mail‹ ist viel zu plump.« Er selbst rührte gerade mit einer Zuckerstange einen doppelten Pfefferminzschnaps in seinen Becher mit heißem Kakao. Statt zu antworten, hob Sam nur eine Augenbraue.
    »D as geht schon aus marketingtechnischen Gründen nicht«, pflichtete ihm Meredith bei.
    »Wir könnten es D-Mail nennen«, schlug Sam vor.
    »D-Mail?«
    »Ja. Wie E-Mail. Oder Gmail.«
    »Aber wehe, es fragt jemand , wofür das D steht«, sagte Meredith. »Wie wär’s mit iMortal?«
    »Dann verkla gt uns Steve Jobs «, antwortete Dash.
    »Steve Jobs ist tot«, entgegnete Meredith.
    » Passt doch. Was ist mit E-Mortal?«
    »V ielleicht ist es gar nicht so gut, wenn die Leute uns zu sehr mit dem Tod in Verbindung bringen«, merkte Meredith an. Auch dazu konnte Sam nur eine Augenbraue heben. »Was ist mit E-Vital? Da steckt mehr Leben drin.«
    »Klingt wie ein Shampoo gegen gr aue Haare«, sagte Dash. »Re-Vital?«
    »Noch schlimmer.«
    »E-L an?«
    »E-Liminierung?«
    »E-Volution?«
    »E-S kapismus?«
    »E- Loge? Das hätte gleich mehrere Bedeutungen«, sagte Dash.
    »Oder E-Lysium?«, fragte Meredith.
    »Ich dachte, du wolltest weg vom T od«, erwiderte Dash. »Re-Aktiv ?«
    »Nach dem Motto ›Hier ist m ein toter Vater. Ich möchte ihn gerne reaktivieren‹? Nein. Was ist mit Re-Volution?«
    »Re-Vitalisierung?«
    »Re- Prise?«, unterbrach Sam die beiden.
    »Re-Prise ?«
    »Ja, R ePrise wie in Wiederholung, Wiederaufnahme. Und gleichzeitig eine Prise Leben, eine Prise Hoffnung.«
    Eine Minute lang herrschte Schweigen. Dann warf Dash einen grünen Trivial-Pursuit-Keil nach seiner Cousine. »Mein Gott, Meredith! Muss dein Freund immer alles besser wissen?«
    Im neuen Jahr fing Dash an, zwischen Seattle und L. A. hin- und herzupendeln und ein paar Nächte pro Woche bei Sam und Meredith zu übernachten, um mit ihnen die Unternehmensgründung voranzubringen. Als er das erste Mal vor der Tür stand, hatte er nur eine einzige kleine Reisetasche dabei, weil sich in Seattle, wie er erklärte, sowieso niemand für Mode interessiere, weshalb er den »feinen Zwirn« genauso gut in L. A. lassen könne, wo er entsprechend gewürdigt werde. Darüber hinaus schleifte er allerdings noch sechs Kartons mit, in denen sich Matten, Bretter, Töpfe und Schüsseln, Lappen und Siebe, Thermometer, Tabletts, Messbecher und Löffel, Schöpfkellen, Waagen, Pressen, Gießformen in allen Größen sowie Dutzende Umschläge mit geheimnisvollen Pülverchen und winzige Fläschchen mit mysteriösen Flüssigkeiten befanden.
    »Crystal Meth«, mutmaßte Meredith.
    »Ich bitte

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