Der Altman-Code
Vordertür des Mercedes öffnete sich, und sein Chauffeur und Chefleibwächter stieg ein. Wei sah ihn nach der Sprechanlage greifen.
Seine Stimme kam deutlich aus den Lautsprechern, als er meldete: »Herr Li ist, wie er gesagt hat, in seinem Haus, aber nichts deutet darauf hin, dass auch seine Tochter in letzter Zeit dort war, Herr. Ihre Kinder schlafen mit dem Kindermädchen in einem Nebenhaus.«
»Haben Sie alles durchsucht?«
»Der Trank hat den alten Mann in tiefen Schlaf versetzt. Die Kinder und die Frau haben bereits geschlafen.
Ansonsten war niemand auf dem Gelände und in den Gebäuden. Ich habe mich gründlich umgesehen – wie Sie mir aufgetragen hatten.« Der Chauffeur drehte sich um, als könnte er Wei durch den Spionspiegel der Abtrennung sehen. Er runzelte die Stirn. »Da war noch etwas.«
»Was?« Wei verkrampfte sich.
»Beamte des Ministeriums für öffentliche Sicherheit sind da. Major Pan Aitu höchstpersönlich und ein Team.«
»Wo?«
»Sie haben um das Grundstück herum Stellung bezogen. Einige in Autos. Sehr unauffällig.«
»Um das Haus zu bewachen?«
»Oder Li Aorong zu observieren.« Wahrscheinlich beides, dachte Wei Gaofan. Er rutschte nervös auf seinem Sitz herum. Pan würde es nie wagen, gegen seine Interessen zu handeln … es sei denn, er hatte jemand anderen hinter sich. Niu? Möglicherweise hatte Niu Wind davon bekommen, dass er, Wei, seinen Einfluss geltend gemacht hatte, um Li Aorong aus der Haft der öffentlichen Sicherheit zu befreien. Er schüttelte wütend den Kopf und dachte nach. Ja, das roch nach einer weiteren Einmischung seitens des gefährlich liberalen Niu.
Weis Handy trällerte so laut, dass er sich duckte, als würde er unter Beschuss genommen. Dabei war er ringsum von Panzerglas umgeben. Er hatte sich sofort wieder im Griff und richtete sich auf, verärgert über seine innere Anspannung.
Während er auf die Gesprächsannahmetaste des Handys drückte, knurrte er: »Wei.«
»Wir haben Jon Smith«, sagte Feng Dun.
Weis Ärger war verflogen. »Wo?«
»In Hongkong.«
»Für wen arbeitet er?«
»Das hat er uns noch nicht gesagt.«
»Hat er Beweise für die Ladung in seinen Besitz gebracht und nach Washington geschickt?«
»Es gibt keine Beweise mehr, sodass er auch nichts schicken konnte.« Feng schilderte die Gefangennahme des Amerikaners und die Nachricht, die ihm McDermid im Safe hinterlassen hatte, nachdem das Ladeverzeichnis im Reißwolf vernichtet worden war.
Weis Laune besserte sich enorm. Zwar konnte er McDermids theatralische Beleidigung nicht gutheißen, aber ihm konnte kein Schaden daraus erwachsen. »Beeilen Sie sich mit dem Verhör. Bekommen Sie aus Smith heraus, was die Amerikaner wissen, und dann räumen Sie ihn aus dem Weg.«
»Selbstverständlich.« Wei konnte Fengs Lächeln sehen, das nicht wie ein menschliches Lächeln war. Es wirkte wie auf eine Schaufensterpuppe aufgeklebt. Feng war sein Mann. Trotzdem musste er ein Schaudern unterdrücken, als er das Telefon ausschaltete und sich zurücksetzte, um über die neuen Informationen nachzudenken: Jetzt bekäme Niu Jianxing nie einen Beweis für die Ladung der Empress. Niu wäre nicht in der Lage, mit den Arnerikanern zu kooperieren, und hätte nichts in der Hand, was er dem Ständigen Ausschuss vorlegen könnte.
Ja, die Empress würde zu Weis Nutzen weiter ihrem Zielhafen entgegendampfen, wie dies vor ihr schon einige andere Schiffe mit illegaler Fracht getan hatten … oder die Situation würde, zu seinem noch größeren Nutzen, eskalieren. Zufrieden verschränkte er die Finger über seinem Bauch, als hätte er gerade Fasan mit Honig gespeist.
Samstag, 16. September - Washington, D. C.
Die Tür des Treaty Room im Obergeschoss war abgeschlossen, und Präsident Castilla und Fred Klein standen nebeneinander an einem der Fenster und blickten auf den Garten des Weißen Hauses hinaus. Der Präsident schilderte dem Covert-One-Chef den Verlauf der Sitzung mit seinen Militär-und Zivilberatern.
»Möglicherweise wirst du auf Admiral Broses Vorschlag zurückgreifen müssen, ein SEAL-Kommando an Bord der Empress zu schicken«, sagte Klein.
Der Präsident sah den Leiter von Covert-One an. Wie ein Gewitter, das sich über White Sands zusammenbraute, schien eine mächtige schwarze Wolke über ihm zu hängen. »Was ist passiert?« Seinen Worten haftete eine Schwere an, eine Erschöpfung, die die ganze Last der letzten vier Tage beinhaltete. Er war resigniert. Auf das Schlimmste gefasst.
»Möglicherweise haben
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