Der Altman-Code
wir Colonel Smith verloren.«
»Nein!« Der Präsident atmete scharf ein. »Wie?«
»Das weiß ich noch nicht. Als wir das letzte Mal miteinander gesprochen haben, hat er sich gerade auf den Weg gemacht, um bei Donk & LaPierre in Hongkong einzubrechen.« Klein berichtete von Smiths vorangegangenen Unternehmungen – von der Observierung Ralph McDermids, als dieser mit der U-Bahn nach Wanchai fuhr, von der Falle in der Praxis des Akupunkteurs und von Smiths Flucht mit Randi Russell.
»Agent Russell?«
»Ja. Wie du dich vielleicht erinnerst, erhielt sie von Arlene Debo den Auftrag, Kott nach Manila zu folgen, wo es zu dem heimlichen Treffen mit Ralph McDermid kam.«
»Selbstverständlich. Was ist dann passiert?«
»Smith bat um zusätzliches Equipment, um das Büro von Donk & LaPierre durchsuchen zu können. Die Operation dort hätte keinesfalls länger als eine Stunde dauern dürfen. Allerhöchstem neunzig Minuten. Und jetzt ist er verschwunden.«
»Falls es bei Donk & LaPierre eine letzte Kopie des Ladeverzeichisses gab, Fred – ist sie inzwischen weg?«
»Wenn Smith verschwunden oder gefangen ist, ist auch das Dokument weg.« Der Präsident sah auf die Uhr. »Wie lange geben Sie ihm noch?«
»Ich lasse vor Ort stationierte Covert-One-Leute nach ihm suchen. Zwei … drei Stunden, dann leite ich eine groß angelegte Suchaktion der Polizei ein. Es besteht immer noch die Möglichkeit, dass er gefangen genommen wurde und gerade verhört wird. Dass er dem Verhör standhalten kann. Dass ihn die Hongkonger Agenten finden und befreien. Aber …«
»Aber das Manifest könnte trotzdem weg sein.«
»Ja, Sam. Es ist sogar höchstwahrscheinlich weg.«
»Und Colonel Smith ist unter Umständen tot.« Klein blickte auf seine Schuhe hinab. Seine Stimme klang angespannt. »Ja. Auch wenn ich es nicht hoffe. Aber möglich ist es.« Der Präsident nickte. Er seufzte schwer. »Na schön, dann werden wir eine andere Möglichkeit finden müssen.
Irgendeine Möglichkeit gibt es immer, Fred.«
»Ja, natürlich.« Keiner redete weiter, und ihr Schweigen bestätigte die Lüge in ihrem Optimismus.
Schließlich sagte Klein: »Ich würde gern alles wissen, was die CIA durch Agent Russell und ihre Leute in Erfahrung gebracht hat.«
»Ich werde Arlene anrufen.« Klein nickte, fast unmerklich. »Vielleicht wird es tatsächlich Zeit, es mit dieser SEAL-Operation zu versuchen. Falls sie erfolgreich verläuft … wenn unsere Männer die Chemikalien finden, das Schiff übernehmen und alles über Bord werfen, ohne dass es das U-Boot mitbekommt … damit wäre das Problem doch gelöst, und es würde keine Rolle mehr spielen …«
»Dass das Ladeverzeichnis verschwunden und Smith tot ist? Ist Letzteres das, was allen Männern passiert, die für dich arbeiten.« Klein schien in sich zusammenzufallen. Dann hob er den Kopf, und sein Blick war wieder fest. »Mit dem Verlust des Verzeichnisses hatte ich gerechnet, aber nicht mit Smiths Tod. Und was deine zweite Frage angeht: Ja, ich glaube, dass uns das früher oder später allen blüht.«
»Agenten zu führen«, sagte der Präsident ruhig, »muss schrecklich sein.«
»Ich habe dir sehr schlechte Nachrichten gebracht. Es tut mir Leid, Sam.«
»Mir auch. Mir auch. Danke, alter Freund. Wiedersehen.« Nachdem Klein gegangen war, stand der Präsident weiter schweigend da. Er wusste, was er zu tun hatte, aber weder wollte er es tun, noch war ihm wohl dabei. Es hatte ihm immer schon Probleme bereitet, anderen Menschen zu befehlen, ihr Leben für ihr Land aufs Spiel zu setzen, auch wenn ihm klar war, dass es das war, was sie zu tun erwarteten, wozu sie sich verpflichtet hatten und was er vor langer Zeit auch selbst getan hatte, als er an der Reihe gewesen war. Er hatte in seinem eigenen Krieg gekämpft – doch er wusste, niemand verpflichtete sich dazu, zu sterben.
Sein Seufzer glich mehr einem tiefen Einatmen. Er griff erneut nach dem Telefon. »Mrs. Pike? Verbinden Sie mich mit Admiral Brose.« Wenige Augenblicke später läutete das Telefon.
An seinem Ohr ertönte die tiefe Stimme des Admirals.
»Jawohl, Sir, Mr. President.«
»Wie schnell können Sie das SEAL-Team an Bord der Crowe schaffen?«
»Es ist bereits auf der Crowe , Sir. Diese Freiheit habe ich mir genommen.«
»So ist das also? Nun ja, wahrscheinlich sind Sie nicht der erste Militär, der das mit einem Präsidenten getan hat, der sich nicht entscheiden konnte.«
»Nein, Sir, so würde ich das nicht sehen. Darf ich denn fragen, ob Sie sich
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