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Der Altman-Code

Der Altman-Code

Titel: Der Altman-Code Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum , Gayle Lynds
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anzuziehen. Ihr Flüstern war so leise, so ausschließlich an Smith gerichtet, dass es von der Tür, die um die Ecke lag, nicht gehört werden konnte.
    »Jon? Jon? Ich schaffe dich hier raus! Kannst du mich hören? Jon?«
»Natürlich kann ich dich hören. Ich bin nicht taub.
    Zumindest noch nicht.« Wegen seiner geschwollenen Lippen bereitete ihm das Sprechen Mühe. In seinem fast gut gelaunten Flüstern schwang ein Anflug von Schmerzen mit. »Das hast du wirklich bestens gemacht. Respekt.« In ihre Erleichterung mischte sich Ärger. »Du warst die ganze Zeit bei Bewusstsein, du verdammter Dreckskerl?«
»Jetzt hör aber mal.« Er versuchte, den Kopf zu heben.
    »Nur die meiste Zeit. Ich …« Randi legte den Finger an die Lippen, schüttelte den Kopf und gab ihm ein Zeichen, sich wieder zusammensacken zu lassen. Sie stand auf, ging in dem leeren Raum umher und prüfte Fußboden, Wände und Decke, als suchte sie nach einem anderen Weg nach draußen. Was sie jedoch zu finden erwartete, waren Abhörvorrichtungen und Uberwachungskameras, aber es gab keine Kameras und keine vor kurzem vorgenommenen Veränderungen in den Wänden, die auf Wanzen hingedeutet hätten. Auch keine fest eingebauten Einrichtungsgegenstände und keine Möbel außer den zwei Stühlen waren vorhanden. Zwar konnte sie nicht hundertprozentig sicher sein, ob es wirklich nirgendwo eine Abhörvorrichtung gab, aber dass keine Kameras da waren, stand für sie völlig außer Zweifel.
    Sie kehrte zu ihrem Stuhl zurück und sagte leise: »Okay, sehen können sie uns auf keinen Fall, und ich konnte auch nirgendwo ein Mikro finden, aber seien wir trotzdem lieber vorsichtig, für alle Fälle. Wie viel hast du mitbekommen?«
»Das meiste. Mich hinzuhängen, war sehr clever, wahrscheinlich die einzige Geschichte, die sie dir abgenommen hätten. Und diese Russenstory war absolut genial. Auch das Landpommeranzengejammere und -gezetere war nicht übel. Ich wusste gar nicht, dass du so unterwürfig sein kannst.«
»Bei so viel Lob wird einem ja richtig warm ums Herz.
    Trotzdem sitzen wir hier noch fest. Wenn du dir auf deinem Weg zu einem flachen Grab nicht die Füße zu Asche verkohlen möchtest, sollten wir uns lieber was einfallen lassen, bis sie zurückkommen.«
»In diesem Punkt bin ich dir ein Stück voraus. Du hast vorhin deine Sache so gut gemacht, dass ich jede Menge Zeit zum Nachdenken hatte. Was weißt du über den gro
    ßen Chinesen mit den komischen Haaren?«
»Feng Dun?«
»Ja, das ist der Name, unter dem auch ich ihn kenne.«
»Er kommt aus Shanghai. Ein ehemaliger Soldat, Guerillakämpfer und Söldner. Alles sehr geheim. Jetzt erledigt er für Top-Leute aus der Wirtschaft die Drecksarbeit.«
»Wo hat er diese Haare her?«
»Es gibt relativ viele rothaarige Han, wahrscheinlich wegen irgendeiner Minderheit, die sie vor langer Zeit mal assimiliert haben. Das Weiß ist, schätze ich, eine ungewöhnliche Alterserscheinung. Jetzt bist du dran. Was hast du dir zu unserer Rettung einfallen lassen, während ich mich auf dem Boden gewälzt und für dich die Kastanien aus dem Feuer geholt habe?«
»Wir machen einen Überraschungsangriff und trennen uns dann.« Die Absurdität seines Vorschlags verschlug ihr die Sprache. »Du machst wohl Witze.«
»Überleg doch mal.« Je mehr er sprach, desto mehr schienen seine Lippen zu schmerzen. »Haben wir sonst eine Chance? Sind hinter der Tür noch mehr von ihnen?«
»Wahrscheinlich. Sie haben mir die Augen verbunden.
    Außerdem wissen wir doch gar nicht, wo wir sind.«
»Das wissen wir sehr wohl. Oder ich zumindest. Ich habe die Ohren offen gehalten, und obwohl sie mir die Augen verbunden hatten, konnte ich trotzdem ein paar Dinge herausfinden. Es ist jetzt Morgen, wahrscheinlich Vormittag. Ich habe die Stimmen von Straßenverkäufern gehört, Markisen, die herausgefahren wurden, und vom Hafen die Hörner und Pfeifen von Schiffen. Außerdem habe ich unter uns immer wieder ein leichtes Rumpeln bemerkt, als würde irgendwo in der Nähe eine U-Bahn verlaufen. Ich schätze, wir sind wieder in Wanchai, in irgendeiner Seitenstraße nicht weit vom Hafen.«
»Diesem Zimmer nach zu schließen, befinden wir uns in einem Altbau«, bemerkte Randi. »Und das heißt, dass es wahrscheinlich nur eine Treppe gibt – nur einen Weg nach draußen.« Smith nickte. »Genau. Deshalb ist ein Überraschungsangriff wahrscheinlich unsere einzige Chance. Du wirst doch mit McDermid fertig, oder?«
»Mit links.«
»Nimm lieber beide Hände.

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