Der Altman-Code
Außerdem geht es schneller.«
»Ich sehe da jedenfalls kein Problem. Wir müssen schleunigst raus hier, bevor die anderen merken, was los ist. Aber traust du dir das zu? Du siehst ganz schön mitgenommen aus.«
»Es ging mir jedenfalls schon besser. Das Gute ist, dass nichts gebrochen ist, und eine solche Herausforderung lässt mich sicher zu Höchstform auflaufen. Todesgefahr war immer schon das beste Mittel, um mir ordentlich Dampf unter dem Hintern zu machen.« Sie sah ihn prüfend an und nickte. Er hatte diesen zu allem entschlossenen Blick, den sie an ihm schon bei früheren Gelegenheiten gesehen hatte. »Du musst es schließlich wissen.«
»Binde mich los, aber nimm das Seil nicht weg, damit es so aussieht, als wäre ich immer noch gefesselt.« Sie machte sich hastig daran, die Knoten zu lösen.
Während sie damit beschäftigt war, sagte er »Sie wer
:
den dir noch eine ganze Menge Fragen über deine russischen Kontakte stellen. Wohinter du her bist. Was dein Waffenhändler zu verkaufen hat und kaufen möchte … lauter solchen Kram. Du musst ihre ganze Aufmerksamkeit auf dich lenken, vor allem die von Feng.«
Sie ließ die Seile ineinander verschlungen, sodass sie straff aussahen. »Danke für den Tipp. Darauf wäre ich selbst nie gekommen.« Smith ignorierte die sarkastische Bemerkung. »Er hat natürlich eine Knarre. Ich habe vor, ihn bewusstlos zu schlagen.«
»Dann sieh aber besser zu, dass du ihn gleich beim ersten Mal richtig erwischst.«
»Ich weiß. Ich …« Sie hörten, wie sich ein Schlüssel im Schloss drehte.
Smith, der sich auf seinem Stuhl sofort zusammensacken ließ, passte auf, dass die Seile nicht verrutschten. Randi nahm auf dem anderen Stuhl eine nonchalante Haltung ein, bereit, mit McDermid ins Geschäft zu kommen, wenn er ihr ein vernünftiges Angebot machte.
Als Erster tauchte McDermid auf. Feng Dun folgte ihm. Er hatte es nicht eilig. Seine Miene war eine Mischung aus Argwohn und Missbilligung. Ihm gefiel nicht, wie McDermid mit der Russin umging. McDermids Geschäfte interessierten ihn nicht, und außerdem traute er ihr nicht. Die Frau war aalglatt. Bisher hatte niemand einen Beweis von ihr verlangt, dass sie tatsächlich war, wer sie zu sein behauptete. Das war ein Versäumnis, das er jetzt nachholen wollte.
Unter seinen fast geschlossenen Lidern hervor sah Smith den Zweifel in Fengs Miene. Und obwohl der Killer angestrengt nachdachte, beobachtete er Smith scharf.
McDermid ging schnurstracks auf Randi zu. »Also schön, reden wir über Ihre Leute. Wir werden …«
»Augenblick«, unterbrach ihn Feng. »Erst sehe ich nach dem Amerikaner.«
Er packte Smith an den Haaren und zog seinen Kopf hoch. Smith stöhnte, und aus seinem schlaffen Mund troff Speichel. Ohne Vorwarnung schlug ihm Feng ins Gesicht. Smith zuckte leicht und sackte so schwer zusammen, dass Feng mit der einen Hand seinen Kopf hochhalten musste, während er mit der anderen das Seil um seine Brust packte.
Randi spürte, wie sich alles in ihr zusammenzog, während sie versuchte, ihre legere Haltung beizubehalten.
Smiths Seil hielt. Sie hatte es mehrmals verschlungen, und Smith hatte den Brustkorb gedehnt, um es zu straffen. Zog er ihn zusammen, würde es von ihm abfallen.
Dann konnte er sich befreien.
»Fertig?«, fragte McDermid ungeduldig. Der Altman-Boss wartete nicht auf eine Antwort, sondern wandte seine Aufmerksamkeit wieder Randi zu. »Wir … wie heißen Sie überhaupt, ich kann Sie ja nicht bloß die Russin nennen.«
»Ludmilla Sakkow.« Sie machte eine Kopfbewegung in Richtung Feng. »Wie heißt er?«
»Mein Name geht Sie nichts an, Russin. Falls Sie Russin sind. « Feng taxierte sie von Kopf bis Fuß. »Ich habe einmal gegen die Russen gekämpft …« In diesem Moment sprang Smith von seinem Stuhl hoch, wesentlich schneller, als er selbst es für möglich gehalten hätte. Die Seile fielen von ihm ab, und er stürzte sich auf Feng. Der Stuhl fiel scheppernd um, und seine Rechte traf Feng Dun am Kinn. Der Schlag riss Fengs Kopf schräg nach hinten, knickte seine Wirbelsäule und schleuderte ihn zur Seite, wo er gegen McDermid geflogen wäre, wenn McDermid noch dort gestanden hätte.
Zwei kraftvolle Karateschläge der sich plötzlich vor ihm aufrichtenden »Russin« gegen Kehle und Schläfe hatten McDermid bewusstlos zu Boden gehen lassen.
Feng stolperte über McDermids Beine und fiel auf die Schulter.
»Jon!«, schrie Randi.
Als Feng auf dem Boden landete, schüttelte er kurz und heftig den Kopf
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