Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Altman-Code

Der Altman-Code

Titel: Der Altman-Code Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum , Gayle Lynds
Vom Netzwerk:
der auf seinem Patrouillengang vorbeikam. »In aller Frühe.«
»Wohin?«
»Hab ich nicht mitgekriegt«, sagte der Wärter und war auch schon außer Hörweite. Mit einem alten Sturmgewehr vom Typ 56 über der Schulter patrouillierte er weiter an den Häftlingen entlang.
    Wie hatte das passieren können? Hatte er einen Fehler gemacht? Wütend hackte Chiavelli auf einen Bok Choy ein. Hatte einer der Wärter Thayer verraten? Nein, wenn das der Fall wäre, hätte man den alten Mann bereits weggebracht, und er, Chiavelli, wäre verhört oder exekutiert worden. Ihm fiel ein, was Thayer gesagt hatte: Sie haben zu lange geheim gehalten, dass sie mich eingesperrt haben, um plötzlich zugeben zu können, dass sie mich überhaupt festgehalten haben.
    Nachdem das Zustandekommen des Menschenrechtsabkommens in greifbare Nähe gerückt war, könnte jemandem klar geworden sein, dass sie zumindest noch einen amerikanischen Gefangenen hatten. Vermutlich hatten sie vor, Thayer erneut zu verstecken und ihn an einem Ort unterzubringen, an dem er nie entdeckt würde.
    Er musste Klein verständigen. Als das Signal für die Mittagspause ertönte, stellten sich die Häftlinge in einer Reihe auf, und die Wärter führten sie zu der unbefestigten Straße, wo ein Lastwagen mit ihrem Essen wartete.
    Chiavelli trödelte und ließ sich so weit zurückfallen, bis er neben einem der uigurischen politischen Gefangenen einhertrottete.
    »Ich muss eine Nachricht nach draußen schaffen«, flüsterte er.
    Ohne ihn anzusehen, nickte der Uigure.
    »Sag deinem Kontakt, sie verlegen Thayer schon morgen. Und ich bitte um Anweisungen.« Ohne ein Zeichen der Bestätigung holte sich der Uigure sein Essen und gesellte sich zu den anderen Uiguren am Straßenrand. Chiavelli zog sich mit seinem Mittagessen in den Schatten einer knorrigen Eiche zurück. Er war einer der zwei Ausländer im Lager, und niemand wollte mit ihm essen. Das Risiko, der Verseuchung mit politischen Ideen aus dem Westen verdächtigt zu werden, war zu groß.
    Er zwang sich, etwas zu essen, während er in Gedanken zwischen einer Reihe gleichermaßen unerfreulicher Alternativen schwankte. Dass Klein die Zeit reichen würde, eine Rettungsoperation zu starten, bezweifelte er.
    Daher blieb ihm keine andere Wahl, als noch vor dem nächsten Morgen selbst mit Thayer auszubrechen. Und dann müsste er sich, von der Volksbefreiungsarmee gejagt und ohne auf irgendwelche Hilfe seitens der chinesischen Landbevölkerung rechnen zu können, ganz allein mit dem alten Mann durchschlagen. Keine angenehme Aussicht.
    Hongkong Als er schließlich allein in einem Zimmer des konspirativen Hauses war, rief Smith auf seinem Handy Fred Klein an.
    »Gott sei Dank, Jon! Sind Sie’s?« Die Erleichterung in der Stimme des Covert-One-Chefs war unüberhörbar.
    »Ja, am Leben und mit einer ganzen Menge zu berichten.«
»Das kann ich mir denken.« Irgendetwas an Kleins Atem war anders. Er ging etwas unregelmäßig und klang leicht belegt, als machten ihm Emotionen das Sprechen schwer.
    Aber Klein hatte sich sofort wieder im Griff. Mit gewohnter Schroffheit sagte er: »Erzählen Sie mir alles, von Anfang an.« Smith begann mit dem arroganten Zettel von »RM« im Safe von Donk & LaPierre, gefolgt von seiner Gefangennahme durch Feng Dun und Randis Auftauchen in dem Zimmer, in dem Feng ihn verhört hatte. »Ralph McDermid war zusammen mit Feng da. Unsere Flucht war für meinen Geschmack etwas zu spektakulär.« Dann berichtete er von Randi Russells Ermittlungen wegen der undichten Stellen im Weißen Haus, deretwegen sie hinter McDermid her war, und von dem Telefonat zwischen McDermid und Li Kuonyi und Yu Yongfu, das sie über die CIA-Wanze in McDermids Telefon mitgehört hatten.
    »Die beiden sind noch am Leben?«, stieß Klein hervor.
    »Und sie haben das Originalverzeichnis von Flying Dragon.« Die Stimme des Covert-One-Chefs zitterte vor Erregung. »Heute in zwei Tagen bei Tagesanbruch in Dazu?«
»Ja. McDermid hat einen Tag mehr herausgeschunden.
    Vermutlich hofft er, dass Feng Dun Li und Yu vorher noch aufspüren und das Manifest an sich bringen kann.«
»Erinnern Sie mich daran, dass ich mich bei McDermid bedanke, wenn wir ihn in Leavenworth einlochen.
    Seine Tage sind gezählt«, gelobte Klein mit seinem tiefsten Knurren.
    »Können Sie mich bis dahin nach Dazu schaffen?«
»Und ob ich Sie da hinschaffen kann. Was Ralph McDermid und die undichten Stellen angeht, bin ich eben erst über seine Rolle bei dem Ganzen informiert

Weitere Kostenlose Bücher