Der Altman-Code
dem Fuß auf den Boden klopfend, auf den Lift wartete. Sobald die Tür aufging, betrat er die Kabine, und die Tür schloss sich. Sie sprang aus dem Auto und rannte zum Lift. Die Stockwerksanzeige ging ganz bis nach oben. Das Penthouse. Was wollte McDermid so spät noch in seinem Büro? Das gefiel ihr gar nicht. Andererseits würde sie vielleicht etwas Nützliches erfahren.
Ihr Rocksaum rutschte noch etwas höher, als sie zu ihrem Auto zurückrannte. Sie stieg ein und schaltete das tragbare Link zu der Wanze in McDermids Telefon ein.
Aus dem Lautsprecher kam McDermids Stimme: »Okay,
ich bin in meinem Büro.«
»Was ist so wichtig, dass wir unbedingt reden müssen?« Eine Männerstimme. Sie kannte sie nicht. »Sagen Sie mir bitte bloß nicht, Sie haben Smith entkommen lassen.«
»Entkommen lassen habe ich selbst ihn schon gar nicht«, entgegnete McDermid schroff. »Aber trotzdem, sie sind entkommen.«
»Was heißt hier ›sie‹?« Die Stimme war nicht jung, nicht alt. Ruhig, gut moduliert und energisch. Aber auch berechnend.
»Er bekam von einer anderen Agentin Unterstützung. Wir glauben, sie ist von der CIA.«
»Sie glauben? Wie reizend.«
»Sparen Sie sich Ihren Sarkasmus. Wir sind aufeinander angewiesen. Sie sind ein wichtiges Mitglied des Teams.«
»Das bin ich nur, solange ich im Verborgenen operieren kann.«
»Es ist nicht so schlimm, wie Sie denken. Letztendlich haben weder Smith noch diese CIA-Agentin unserem Projekt Schaden zugefügt.«
»Dass die CIA ein Auge auf Sie geworfen haben könnte, kümmert Sie nicht weiter?«, sagte die Stimme beunruhigt. »Auch wenn es nicht direkt etwas mit unserem Deal zu tun haben sollte, konnte man immerhin einige der undichten Stellen im Weißen Haus mit Ihnen in Verbindung bringen. Da würde ich mir an Ihrer Stelle schon Gedanken machen.«
»Einmal ganz realistisch betrachtet, sind die Lecks weder für Sie noch für mich sonderlich tragisch. Solange niemand herausfindet, an welchen genau ich interessiert bin und warum, werde ich mir deswegen keine grauen Haare wachsen lassen. Außerdem haben wir wesentlich größere Probleme.«
»Welche zum Beispiel?«
McDermid zögerte. Dann rückte er mit der schlechten Nachricht heraus: »Yu Yongfu ist noch am Leben. Seine Frau ebenfalls. Schlimmer noch, sie haben das Flying Dragon-Dokument noch.«
Das zog einen kleinen Tobsuchtsanfall nach sich. »Das ist Ihre Schuld, McDermid! Wo sind sie? Wo ist dieses verfluchte Dokument?«
»In China.«
Eine längere Pause, als müsste der unbekannte Anrufer um Fassung ringen. »Wie ist das möglich? Sie haben mir versichert, das Dokument wäre verbrannt worden!«
Seufzend weihte McDermid den Mann am anderen Ende der Leitung in die näheren Umstände ein. »Die zwei Millionen jucken uns nicht groß, die zahlen wir aus der Portokasse.
Trotzdem werde ich sie nur hergeben, wenn es unbedingt sein muss.«
»Abgesehen davon, wäre damit das Problem noch keineswegs aus der Welt geschafft, und wer gibt uns die Garantie, dass wir das Dokument auch wirklich bekommen?« Der Schock war verflogen, an seine Stelle war ein fast besänftigender Ton getreten.
Auf jeden Fall war der Anrufer ein hervorragender Redner, der auch beim Sprechen denken konnte. Vermutlich an öffentliche Auftritte gewöhnt. Randi gelangte immer mehr zu der Überzeugung, dass er Politiker sein musste, jemand, der mit der Notwendigkeit diplomatischen Geplänkels, das nichts besagte und noch weniger preisgab, bestens vertraut war. Aber es war eindeutig nicht Army-Staatssekretär Jasper Kott, den sie in Manila belauscht hatte. »Wie wollen Sie es abwickeln?«
»Genau nach den Anweisungen der Frau, nur dass wir ein paar Überraschungen eingebaut haben. Feng müsste inzwischen fast in Dazu sein.«
»Wenn Li Kuonyi so intelligent ist, wie Sie sagen, wird sie mit ihm rechnen.« Darauf trat eine nachdenkliche Pause ein, und als der Anrufer weitersprach, wurde Randi bewusst, warum sie wegen seiner Stimme von Anfang an dieses komische Gefühl gehabt hatte. Sie hatte sie vorher schon einmal gehört, vielleicht sogar vor gar nicht so langer Zeit. »Ich weiß nicht, ob Sie gut beraten sind, weiter mit Feng zu arbeiten.«
»Um Ersatz für ihn zu finden, reicht die Zeit nicht. Im Übrigen kennt er nicht nur alle Beteiligten, sondern war auch schon einmal in Zusammenhang mit einer anderen Operation in Dazu. Er kann sich in China so frei bewegen, wie das einem Ausländer schwerlich möglich wäre.«
Auch als die Stimme nichts mehr
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