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Der Altman-Code

Der Altman-Code

Titel: Der Altman-Code Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum , Gayle Lynds
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beschaffen konnte.«
»Ist es für das Menschenrechtsabkommen wichtig?«
»Ja«, antwortete Smith. »Aber jetzt hätte auch ich mal eine Frage … Haben Sie einen Fluchtweg aus China vorbereitet, auf dem ich auch dieses Dokument außer Landes schaffen könnte?«
»Mehr als einen. Man weiß nie, was alles dazwischenkommen kann. Dissidenten und Aufständische ohne Fluchtwege sind Idioten. Zum Glück ist Widerstand etwas sehr Unchinesisches, weshalb die Han im Umgang damit keine Erfahrung haben. Werden wir uns schnell aus dem Staub machen müssen?«
»Vermutlich schon.«
    »Dann werde ich meine Kontakte verständigen.« Er ließ den Blick über seine Männer wandern. Einige schnarchten bereits. Schlaue Guerillas. Sie schliefen, wenn sich eine Gelegenheit bot. »Dann mal los.« Mahmout machte die Runde, weckte seine Männer, sprach leise mit ihnen. Sie checkten ihre Waffen, holten aus Kisten, die zwischen den Felsen versteckt waren, Patronengurte mit zusätzlicher Munition und warteten auf den Befehl zum Aufbruch. Auf einen leisen Pfiff Mahmouts hin kamen die sechs Wachen zurück und meldeten, die Luft sei rein.
    Über den Baumspitzen hing ein dreiviertel voller Mond. Mahmout schickte die Vorhut los und nickte Smith zu. Dann teilte sich der Rest in zwei Marschreihen und drang tiefer in den Wald vor. Zehn Minuten später lichtete sich der Baumbestand, und sie erreichten eine unbefestigte Straße, auf der ein Land Rover, ein alter Lincoln Continental und ein verbeulter Humvee der US Army warteten.
    Smith zog fragend die Augenbrauen hoch. »Für das ländliche China sind das aber eine Menge ausländische Fahrzeuge.« Mahmout grinste. »Eines ist ein unfreiwilliges Geschenk eines tadschikischen Journalisten, die anderen zwei mitternächtliche ›Erwerbungen‹ aus Afghanistan.
    Schon erstaunlich, was ihr Amis den verschiedenen Warlords innerhalb und außerhalb der Nordallianz alles gebt, und wie achtlos sie mit ihrem unrecht erworbenen Gut umgehen. Sollen wir aufsatteln?« Sie stiegen in die drei Fahrzeuge und fuhren unter dem sternenklaren Himmel im Konvoi los. Obwohl es den Uiguren gegen den Strich ging, verhielten sie sich wie eine gut ausgebildete, extrem disziplinierte Truppe, was Smith sehr erfreulich fand. Die Straßen, auf denen sie unterwegs waren, schienen allesamt ungeteert, und sie kamen an Bauernhäusern, Feldern und Tieren vorbei. In diesem Teil Chinas, erklärte Mahmout, waren sogar Fahrräder ein Luxus. Um Verwandte zu besuchen oder Waren zu tauschen, legten die Menschen oft weite Strecken zu Fuß zurück, daher waren auf den Straßen wenig Fahrzeuge unterwegs, und auch vor den Häusern konnte man kaum welche abgestellt sehen. Trotzdem gab es überall Hinweise auf Menschen. Die Bauernhäuser bildeten Weiler sowie kleine und große Dörfer. Am Straßenrand tauchten in regelmä
    ßigen Abständen Buden auf, in denen man sich die Haare schneiden lassen oder essen und Tee trinken konnte.
    Trotzdem kam niemand ins Freie, um zu schauen, wer so spät noch unterwegs war. In China empfahl es sich weder auf dem Land noch in den Städten, zu neugierig zu sein.
    »Selbst wenn sie uns sähen, würden sie uns wahrscheinlich nicht melden«, sagte Mahmout. »Jeder versucht, möglichst die Aufmerksamkeit der Behörden nicht auf sich zu lenken. Auch auf dem Land.« Weniger als eine halbe Stunde später konnte Smith in der Ferne zwei Wachtürme und die Umrisse einer hohen Maschendrahtumzäunung erkennen. Die Fahrer machten die Lichter aus. Mahmout erteilte einen Befehl, und die Fahrzeuge hielten in einem Gehölz an.
    »In der Nähe von Straflagern ist es nicht erlaubt, im Umkreis von weniger als anderthalb Kilometern ein Haus zu bauen. Damit uns die Wachen nicht sehen oder hören, stellen wir die Fahrzeuge lieber hier ab.«
    »Und dann?«
    »Machen wir es wie überall beim Militär. Wir warten.«
    Sonntag, 17. September - Washington, D. C.
    Der chinesische Botschafter hatte den Präsidenten unverzüglich zu sprechen verlangt. Es sei dringend, sagte er.
    Stabschef Charlie Ouray überbrachte die Forderung dem Präsidenten, der im Obergeschoss in seinem Fernsehsessel, die Lesebrille auf der Nasenspitze, an einem Gesetzesentwurf arbeitete.
    Ouray fiel auf, dass der Präsident ein gerahmtes Familienporträt auf dem Beistelltisch neben sich liegen hatte. Es lag mit dem Bild nach oben da. Er musste es sich angeschaut haben. Ouray hatte das Foto noch nie gesehen. Es zeigte den Präsidenten als schlaksigen Teenager, wie er im

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