Der Altman-Code
Unterbindung von Drogenanbau und -handel beteiligen.« Wu senkte zur Bestätigung den Kopf. »Eine plausible Theorie, Mr. President. Allerdings liegt uns auch ein Bericht vor, demzufolge mehr oder weniger zum gleichen Zeitpunkt ein Fallschirmspringer über Sichuan gesichtet wurde. In der Nähe von Dazu. Die örtlichen Behörden gehen der Sache bereits nach, während wir hier miteinander sprechen.«
»Interessant. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg.«
»Danke, Sir. Dann will ich Sie nicht mehr länger stören.« Wu, der nicht eingeladen worden war, Platz zu nehmen, wollte sich gerade zum Gehen wenden.
»Nicht so schnell, Herr Botschafter. Bitte setzen Sie sich doch.« Der Präsident setzte seine strengste Miene auf. Doch trotz allen Ernstes fühlte er sich plötzlich sehr zuversichtlich, was das Risiko betraf, das er einzugehen vorhatte. Wu Bangtiao hatte den abgebrochenen Versuch der SEALs, an Bord der Empress zu kommen, mit keinem Wort erwähnt. Das konnte nur eines bedeuten: Der Ständige Ausschuss wusste nichts über den Versuch der SEALs. Das chinesische U-Boot war nur von einem einzelnen Mitglied oder einer Fraktion des Ständigen Ausschusses gewarnt worden, während der Rest keine Ahnung davon hatte.
Wu zögerte. Er war nicht sicher, was die unerwartete Bitte zu bedeuten hatte. Schließlich nahm er lächelnd Platz. »Gibt es noch eine Angelegenheit, über die wir sprechen sollten, Mr. President?«
»Ein chinesisches U-Boot hat gefährlich nah bei der Fregatte Crowe Position bezogen. Ein Kriegsschiff, das auf hoher See das Kriegsschiff einer anderen Nation bedroht? Ich glaube, das würde nach den Standards des Völkerrechts auf jeden Fall als ›Provokation‹ gelten.«
»Eine simple Sicherheitsvorkehrung. Zur Wahrung des Kräftegleichgewichts, wenn Sie so wollen. Alle Schiffe haben ein Recht, dort zu sein, wo sie sich befinden. Unter den gegebenen Umständen gelangte meine Regierung zu der Ansicht, keine andere Wahl zu haben. Schließlich« – da war es wieder, dieses feine Lächeln – »beschatten wir nur den Beschatter. Eine Routinemaßnahme.«
»Wegen dem allem haben Sie jetzt eins Ihrer Geheimnisse preisgegeben: China lässt unsere Fünfte Flotte von U-Booten überwachen. Denn es kann in so kurzer Zeit nur aus dem Indischen Ozean gekommen sein.« Eine nüchterne Feststellung.
Wus wachsame Augen gerieten kurz ins Flackern. Vielleicht war seine Verhandlungsposition ärgerlicherweise tatsächlich von jemandem in Beijing untergraben worden.
Trotzdem sagte er nichts.
»Natürlich haben wir die Möglichkeit einer solchen Überwachung immer ins Auge gefasst, aber jetzt haben wir die konkrete Bestätigung. Doch wie dem auch sei« – der Präsident winkte mit der Hand – »ich werde etwas Ungewöhnliches tun. Etwas, möchte ich mal sagen, mit dem nicht alle meine Berater einverstanden sind. Ich werde Ihnen sagen, warum die Crowe diesem Schiff folgte.
Vor wenigen Tagen erhielten wir absolut zuverlässige Informationen, dass die Empress beträchtliche Mengen Thiodiglykol und Thionylchlorid geladen hat, und ich muss Ihnen, glaube ich, nicht des Langen und Breiten erklären, wofür diese Chemikalien verwendet werden können.« Der Präsident wartete.
Als der Botschafter keine Miene verzog und sich nicht dazu äußerte, fuhr der Präsident fort: »Die Mengen sind beträchtlich. So beträchtlich sogar, dass sie gar keinem anderen Zweck dienen können als der Waffenproduktion.« Wu erstarrte. »Eine zweite Yinhe? Also wirklich, Mr. President, war das nicht …« Der Präsident schüttelte den Kopf. »Damals wussten Sie, dass wir einer Fehlinformation aufsaßen. Das ermöglichte Ihnen, sich bis zum Schluss stur zu stellen und uns wie die letzten Trottel dastehen zu lassen. Es war eine Situation, in der Sie nur gewinnen konnten. Wären wir nicht an Bord gegangen, hätte es so ausgesehen, als hätten Sie uns zum Nachgeben gebracht, und Sie hätten uns gegenüber kräftig gepunktet. Wären wir dagegen an Bord gegangen , hätten wir als rücksichtslos und arrogant dagestanden. Nachdem wir dann auch tatsächlich an Bord gegangen sind, konnten Sie uns auf internationaler Bühne eine empfindliche Schlappe beibringen.« Wu schien verblüfft. »Ich bin schockiert, Mr. President. Wir haben lediglich internationales Recht durchgesetzt, sowohl damals wie heute.«
»Das glauben Sie doch selbst nicht«, sagte der Präsident freundlich. »Aber ich erzähle Ihnen das alles aus einem ganz bestimmten Grund – diesmal glauben wir
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