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Der Altman-Code

Der Altman-Code

Titel: Der Altman-Code Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum , Gayle Lynds
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Shanghai gesessen hatte.
    Dicht hinter ihr, fast so, als fürchtete er, allein gelassen zu werden, ging ein Mann Anfang dreißig mit jungenhaftem Gesicht und einem schlanken, drahtigen Körper. Jemand, der auf sein Gewicht achtete und grundsätzlich sehr auf sein Äußeres bedacht war. Allerdings nicht im Moment. In seinem glasigen Blick und der gefurchten Stirn machte sich Stress bemerkbar. Er wirkte übernächtigt und verängstigt. Tagelanger Schlafmangel hatte an dem Mann, den Smith für Li Kuonyis Ehemann Yu Yongfu hielt, seine Spuren hinterlassen. Er trug einen zerknitterten italienischen Anzug, der vermutlich maßgeschneidert war, eine lose von seinem offenen Kragen baumelnde Krawatte, ein faltiges weiß-blau gestreiftes Hemd und schmutzige Stiefeletten. Sein Blick zuckte nervös von einem Schatten zum anderen, als er dicht hinter seiner Frau hertappte.
    Eine vierte Person – ein weiterer Mann – tauchte aus dem Dunkeln auf und schloss sich der Gruppe an. Smith kannte ihn nicht. Er war auffallend schlank und hatte das unnatürliche Leuchten eines Manisch-Depressiven in den Augen. Eindeutig ein weiterer Beschützer und erheblich gefährlicher.
    Mit Li Kuonyi an der Spitze gingen die vier am Schlafenden Buddha entlang und spähten die Steintreppe hinauf.
    Li Kuonyi stellte den Diplomatenkoffer auf den Boden und rief auf Englisch: »Feng? Ich weiß, dass Sie da sind.
    Wir konnten Sie hören. Haben Sie das Geld?«
    Montag, 18. September - Washington, D.C.
    Admiral Stevens Brose verkündete: »Drei Stunden noch, Sir.«
»Glauben Sie, ich kann nicht zählen, Admiral?«, fuhr ihn der Präsident an. Er blinzelte und holte lange Atem.
    »Entschuldigung, Stevens. Es ist dieses ewige Warten, und dabei nicht zu wissen, was – wenn überhaupt etwas – los ist. Sicher nicht das erste Mal, dass wir die Minuten zählen, aber das war immer bei Angriffen, die von einem Feind ausgingen, bei dem wir nichts anderes tun mussten, als alles in unserer Macht Stehende zu versuchen, um den Angriff abzuwehren. Das hier ist anders. Das ist ein Konflikt, den wir ausgelöst haben und bei dem wir nicht alles einsetzen können, was wir haben. Und bei dem ich möglicherweise schon bald einen Befehl geben muss, der uns, China und den Rest der Welt in einen Krieg stürzen könnte, der sich unser aller Kontrolle entzieht. Irgendjemanden gibt es in China, der genau das will, und dieser Jemand wartet nur darauf, einzugreifen – zum Vergeltungsschlag auszuholen –, sobald wir etwas gegen die Empress unternehmen.« Sie waren allein im Situation Room. Der Admiral hatte um das Treffen gebeten, und der Präsident hatte es für das Beste gehalten, an einem Ort zu sprechen, an dem niemand sie hören konnte. Der gesamte militärische und zivile Verteidigungsstab stand unter Hochspannung, und auch im sonst so gesprächigen West Wing war es seltsam still, als hielten alle gemeinsam den Atem an.
    »Ich beneide Sie nicht, Sir.«
    Präsident Castilla lachte bitter. »Alle beneiden mich, Stevens. Haben Sie es noch nicht mitbekommen? Ich bin der mächtigste Mann auf Erden, und jeder möchte ich sein.«
»Ja, Sir«, sagte der Admiral. »Leider wird es die Shiloh nicht rechtzeitig schaffen.«
»Dann möge uns Gott, und unser Mann in China, beistehen.«
    Dienstag, 19. September - Dazu
    Es entstand eine angespannte Pause, als Li Kuonyi und ihr verängstigter Mann darauf warteten, dass Feng Dun sich zeigte. Mit dem Fernglas beobachtete Smith, wie Ralph McDermid seinen Leuten flüsternd, aber mit Nachdruck Anweisungen erteilte. Selbst aus der Ferne glaubte Smith im grünen Schein des Nachtglases erkennen zu können, dass McDermid ihnen einschärfte, sich zwar bereitzuhalten, aber ohne seinen ausdrücklichen Befehl auf keinen Fall etwas zu unternehmen.
    Dann kam McDermid hinter dem Busch hervor und ging mit dem Koffer lächelnd die Treppe hinunter.
    Er war fast unten angekommen, als Li Kuonyi rief: »Halt! Bleiben Sie da stehen.«
»Sie spricht Englisch«, bemerkte Mahmout.
    »Vielleicht, damit ihre Begleiter, falls sie kein Englisch sprechen, nicht mitbekommen, worum es hier eigentlich geht«, sagte Smith.
    »Wer sind Sie?«, fragte sie McDermid misstrauisch.
    »Wo ist Feng Dun?«
    »Ich bin Ralph McDermid, Mrs. Yu. Ich werde Ihnen die zwei Millionen Dollar übergeben.« Er tätschelte seinen Koffer.
    Smith sah, wie Yu Yongfu seiner Frau etwas ins Ohr flüsterte. Sie bekam große Augen, als hätte ihr Mann McDermids Identität bestätigt. »Ist das Geld in dem

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