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Der Altman-Code

Der Altman-Code

Titel: Der Altman-Code Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum , Gayle Lynds
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zu verärgern, einfach rundheraus fragen, ob ich das Forschungsinstitut vielleicht trotzdem besuchen könnte. Wenn Sie so freundlich wären, dafür Ihre Genehmigung zu erteilen … Schließlich lernen wir Wissenschaftler immer gegenseitig voneinander, wissen Sie. Vielleicht kann ja auch ich etwas beisteuern, das ihnen weiterhilft.« Cruyff zog die Augenbrauen hoch. »Ich wüsste nicht, was dagegen spräche. Natürlich müssten Sie sich die erforderlichen Einreisepapiere selbst besorgen, aber ich lasse meine Assistentin gern ein Empfehlungsschreiben aufsetzen und Ihnen in Ihr Hotel schicken. Nennen Sie ihr einfach die Einzelheiten, bevor Sie gehen. Wenn Sie so ein Schreiben vorlegen, werden Ihnen die chinesischen Behörden vielleicht eine Reisegenehmigung erteilen.«
»Danke. So ein Schreiben würde die Sache sicher enorm erleichtern.« Das Taschenmesser fühlte sich schwer an in seiner Hand. Der Besuch neigte sich seinem Ende zu, und er hatte noch immer keine Gelegenheit gehabt, es zu verstecken. Trotz aller inneren Anspannung deutete er mit einem strahlenden Lächeln auf die zwei Schiffsmodelle auf Cruyffs Schreibtisch. Vier weitere befanden sich in Glasvitrinen an den Wänden.
    Er sagte: »Ich bewundere schon die ganze Zeit Ihre Schiffe, Monsieur. Sehr schön. Haben Sie sie selbst gebaut? Ihr Hobby?« Cruyff winkte lachend ab. »Nein, nein. Sie wurden von Profis angefertigt. Es sind Nachbildungen einiger unserer besonders erfolgreichen Schiffe. Donk & LaPierre ist nämlich in erster Linie eine Reederei, müssen Sie wissen.« Er beobachtete Smith weiter und hatte nicht einmal einen kurzen Blick auf die Schiffe geworfen.
    »Arbeiten Sie hauptsächlich mit chinesischen Firmen zusammen?«, fragte Smith unschuldig.
    Cruyff erschrak. »Mit chinesischen Firmen? Nein, natürlich nicht.«
»Oh, Entschuldigung. Ich dachte nur. Mir ist nämlich aufgefallen, dass einige Ihrer Schiffsmodelle ihren Namen sowohl in chinesischen Zeichen als auch in lateinischer Schrift tragen.« Unwillkürlich warf Cruyff einen abrupten Blick nicht auf seine Schiffsmodelle, sondern auf einen Safe, der an der Wand links von seinem Schreibtisch deutlich zu sehen war.
    Diese Ablenkung genügte Smith. Erleichtert öffnete er seine Hand und drückte das Taschenmesser mit dem Daumen in den Spalt zwischen den Polstern.
    Cruyff heftete seinen Blick sofort wieder auf ihn.
    »Nein, das liegt daran, dass alle in Hongkong registrierten Schiffe ihren Namen sowohl in chinesischer wie in unserer Schrift tragen müssen.«
»Natürlich.« Smith sprang auf. »Das hätte ich mir eigentlich gleich denken können. Na, dann will ich Sie nicht mehr länger aufhalten. Sehr freundlich von Ihnen, mich zu empfangen, und ganz besonders, mich Ihr biomedizinisches Institut besichtigen zu lassen.«
»Das ist doch nicht der Rede wert, Herr Doktor.« Lächelnd und nickend verließ Smith rückwärts das Büro und schloss die Tür.
    Im Vorzimmer machte er kurz Halt, um der grimmigen Walküre die Adresse des Shangri-la Hotels und seine Zimmernummer zu geben. Dann ging er zum Empfang, lächelte der umwerfenden Empfangsdame zu und trat durch die gläserne Eingangstür auf den Flur hinaus.
    Sein Puls beschleunigte sich, als ein Bote auf ihn zukam. Der Mann ging jedoch nicht zu Donk & LaPierre, sondern weiter den Flur hinunter. Sobald er verschwunden war, machte Smith einen kurzen Umweg auf die Herrentoilette. Nachdem er sich dort in einem Abteil eingeschlossen hatte, holte er ein winziges Abhörgerät aus seiner Jackentasche und steckte es in sein linkes Ohr. Es hatte etwa die Größe eines Bonbons und war eine dieser bemerkenswerten Errungenschaften geheimdienstlicher Forschungs-und Entwicklungsarbeit. Dann wartete er einen Moment, um sich für seinen großen Auftritt in Stimmung zu bringen.
    Plötzlich vollkommen aufgelöst, eilte er aus der Toilette in das Büro von Donk & LaPierre zurück, stürmte an der exotischen Empfangsdame vorbei, als sei seine Rückkehr nicht nur geplant, sondern verlangt, und passierte – mit einem abwesenden Winken – auch die erschrockene Brunhilde.
    »Muss mein Taschenmesser verloren haben!«, rief er, als er in Charles-Marie Cruyffs Büro platzte.
    Cruyffs saß zurückgelehnt in seinem Chefsessel und sprach vertraulich ins Telefon. Überrascht sah er mitten im Satz auf.
    »Moment!«, fuhr er Smith an.
    Smith brummte gereizt: »So was Blödes. Entschuldigung.
    Ich muss mein Messer verloren haben. Warten Sie mal, ich habe hier gestanden, und dann …«

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