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Der Altmann ist tot: Frl. Krise und Frau Freitag ermitteln

Der Altmann ist tot: Frl. Krise und Frau Freitag ermitteln

Titel: Der Altmann ist tot: Frl. Krise und Frau Freitag ermitteln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frl. Krise , Frau Freitag
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Türöffnung.
    «Frl. Krise! Was machst du denn da unten?»
    •
    Nach meiner Englischstunde in der Zehnten gehe ich direkt in die Cafeteria. Ich hab schon wieder solchen Hunger. Meine Schulstullen habe ich blöderweise heute im Kühlschrank liegenlassen. Die Cafeteria unserer Schule ist eigentlich nicht viel größer als ein Klassenraum. Die Vitrine gibt ein trauriges Bild ab. Ein paar belegte Brötchen verstreut auf Silbertabletts neben drei zu lange gebackenen Sesamringen und einem eingeknautschten Börek.
    «Ein Brötchen mit Pute und einen Kaffee, bitte.» Frau Özatay dreht sich um und schleicht zur Kaffeemaschine. Als sie die halbleere Kanne hochnimmt, bereue ich bereits meine Getränkewahl. Der Kaffee steht hier bestimmt schon seit halb acht. Sie gießt die Brühe in einen Pappbecher, stellt ihn auf den Tresen und legt das Brötchen daneben. «Çok güzel», sage ich und grinse Frau Özatay dabei an. «Na, aber bitte doch, Frau Freitag. Macht eins fünfzig.» Ich bezahle und will mich gerade umdrehen, um ins Lehrerzimmer zu gehen, da sehe ich Frau Nolte über einem Tee in der Ecke sitzen. Sie sieht mich an und lächelt.
    «Hallo Monika, na, was machst du denn hier so einsam und verlassen?»
    «Mir ist einfach nicht nach Lehrerzimmer. Wegen Günther. Du weißt schon.»
    Ich stelle sofort mein Grinsen ein. «Ja, schlimm ist das. Aber toll, dass du dich um den Kranz und so kümmerst.»
    «Na, das ist ja wohl selbstverständlich», antwortet sie und schließt dabei für einen kurzen Moment theatralisch die Augen. Diese blöde Wichtigtuerin. Immer drängt sie sich in den Vordergrund. Wer sammelt für die Geburtstage? Die Nolte. Wer bereitet die Weihnachtsfeier vor? Die Nolte. Wer bedauert aufopfernd die Krankwerdenden und sagt Sachen wie: «Mensch, du gefällst mir gar nicht. Das ist sicher ein Infekt, geh mal lieber gleich nach Hause und leg dich ins Bett»?
    Sätze, die einen aufregen und von mir und Frl. Krise ständig wiederholt werden, wenn wir bei Onkel Ali sitzen, kommen von Monika Nolte. Nolte, die sehr auf ihr Aussehen bedacht ist. Nie sind ihre Fingernägel dreckig. Immer wieder stellen Frl. Krise und ich nicht ohne Neid fest, dass sie sehr gepflegte Nägel hat. Wir vermuten feste Maniküretermine. Ihre modische Kurzhaarfrisur sitzt bei jedem Wetter perfekt, und sie würde zwischen den Friseurterminen nie so viel Zeit verstreichen lassen wie ich oder das Fräulein, das ab und zu aus Verzweiflung schon mal selbst zur Schere greift. Bei Monika Nolte stimmt aber nicht nur die Frisur, auch ihr Unterricht ist immer bis ins Letzte durchgeplant. Nie würde sie unvorbereitet vor eine Klasse treten. Nie ohne Laminationen und farbige Arbeitsblätter. Immer hat sie Stempel mit süßen Tieren und aufmunternden Worten dabei. Die knallt sie sogar den Zehntklässlern noch unter die Hausaufgaben.
    «Du, Frau Freitag, du musst auch noch auf der Karte unterschreiben, nicht dass wir das vergessen», flüstert sie und nimmt einen Schluck Tee aus ihrem Pappbecher. Warum erwähnt sie jetzt die Karte? Ich habe sie doch schon gelobt, dass sie sich so kümmert? Will sie das noch mal hören?
    «Du, Monika, ich hatte ja gestern mit der Schirmer zusammen Musik. Mann, war die fertig. Was ist denn mit der los?»
    «Na, Günthers Tod nimmt uns ja alle sehr mit», versucht sie zu erklären und beugt sich nach kurzem Nachdenken aber doch konspirativ zu mir, obwohl wir alleine in der Cafeteria sind: «Aber … Wusstest du denn nicht, dass die Johanna und der Günther …»
    «Dass die was?», frage ich etwas zu laut. Monika guckt mich mit einem komischen Blick an, den ich nicht einordnen kann. Ich glaube, er soll vieldeutig sein. «Hatten die was miteinander?»
    «Na ja, also das war jetzt keine richtige Liebesaffäre …»
    «Aber der Altmann hat doch diese hübsche junge Frau. Was wollte der denn mit der alten Schirmer?»
    «Du, die Johanna ist doch auch noch ’ne ganz Flotte», erklärt Frau Nolte leicht pikiert und fährt sich mit den Fingern durchs Haar.
    Ja, dicke Dinger hat die, denke ich, die werden dem Günther schon gefallen haben. Aber die Schirmer so im Ganzen … mit ihrer weinerlichen Art. Immer gleich losheulen, bei jeder kleinen Anforderung gleich krank werden …
    «Also, so richtig kann ich das nicht glauben, die Schirmer und der Altmann. Passt irgendwie nicht zusammen, finde ich. Wann soll denn das gewesen sein?»
    Frau Nolte rückt jetzt noch näher an mich ran und flüstert: «Man sagt, dass die beiden was

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