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Der Altmann ist tot: Frl. Krise und Frau Freitag ermitteln

Der Altmann ist tot: Frl. Krise und Frau Freitag ermitteln

Titel: Der Altmann ist tot: Frl. Krise und Frau Freitag ermitteln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frl. Krise , Frau Freitag
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Gesicht oder in die Augen stoßen.
    Klar, Schlüssel gegen Rasierklinge oder Messer. Und wie meine Hände zittern … Da hast du keine Chance, lauf lieber. Schneller! Aber ich kann gleich nicht mehr …
    Der Kerl rennt mit. Hilfe!
    «Hilfe!» Ich kann nur krächzen, meine Stimme ist weg. Und die Luft bleibt mir jetzt auch noch weg. Ich japse ja schon, warum kommt denn keiner und hilft mir?
    «Hilfe!»
    Da ist die Nr.  30 , bei denen steht doch immer die Türe auf, da renn ich rein. Ich werfe mich gegen die schwere Haustüre und knalle schmerzhaft gegen das Holz. Die Tür rührt sich nicht.
    ABGESCHLOSSEN !
    Einen Moment nur meinen Kopf an den Rahmen lehnen. Alles ist aus! Wenn nur mein Herz nicht so rasen würde! Und ich muss meinen Körper wieder unter Kontrolle bekommen, dieses erbärmliche Zittern – was ist das für eine Welle, die da über mir zusammenschlägt …
    Eine Hand klatscht neben mir auf die Tür, ein Arm schneidet mir den Weg ab, ein Gesicht schiebt sich ganz nah vor meins. Stechender Blick aus dunklen Augen, schwarzer Dreitagebart, Raucheratem … Ich kann mich nicht bewegen. Das Gesicht kommt noch näher. Ich sehe jede Pore. Meine Handtasche – lieber die Handtasche als … ich ziehe sie langsam zwischen uns hoch.
    «Du wohnst doch gar nicht hier!», flüstert der Fremde.
    Mein Hals ist so trocken …
    Er schüttelt leicht den Kopf, legt seine Hand auf meine, stößt die Tasche beiseite und sagt zischend: «Du wirst noch froh sein, wenn ich nur deine Tasche haben will … Frl. Krise!»
    Dann stößt er sich mit Schwung von der Tür ab, tritt einen Schritt zurück, dreht sich um, geht langsam auf die andere Straßenseite und verschwindet in Richtung Chamissoplatz.

Verlassen
    «Was machst du da eigentlich?», fragt der Freund und stellt mir ein Glas Mineralwasser hin. Ohne den wäre ich schon längst zu Staub zerfallen.
    «Ich hab dir doch erzählt, dass die Schirmer aus meiner Schule diesen Blog hat.»
    «Hmm. Und?»
    «Ja, und jetzt wollte ich mal gucken, ob die da noch was reinschreibt. Erst hat sie jeden Tag gepostet. Hab ich dir doch vorgelesen, dieser ganze Sexkram mit dem Altmann und so. Und dann wollte der ja wohl nicht mehr so richtig und hat sich immer weiter zurückgezogen. Und dann ging es in ihrem Blog doch nur noch um ihre enttäuschten Gefühle. Unerträglich! Die hat gejammert und gejammert, anstatt zu realisieren, dass der Typ nichts mehr von ihr wollte. Aber wahrscheinlich hat ihr das ja auch gut gefallen, so von ihren Lesern bedauert zu werden. Das musst du mal lesen, wie die sich da bei der einschleimen. Keiner sagt, dass sie übertreibt und den Typen einfach mal vergessen soll.»
    «Tja, man muss auch loslassen können.»
    «Ganz genau. Na ja, und ich will jetzt noch schnell nachgucken, was die eigentlich kurz vor und nach Günthers Tod geschrieben hat.»
    «Denkst du immer noch, dass die das war?», fragt der Freund und zündet sich eine Zigarette an.
    «Eigentlich nicht, aber irgendwie … also, ich finde, die benimmt sich schon sehr verdächtig, und ein Motiv hätte sie ja wohl auch. Man muss einfach noch mehr rauskriegen.»
    «Frag sie doch.»
    «Häh?»
    Manchmal hat mein Freund wirklich eine zu simple Vorstellung, wie die Welt funktioniert. «Ich kann doch nicht einfach zu der hingehen und sagen: ‹Du, Johanna, jetzt ganz ehrlich, hast du eigentlich den Günther ermordet?› Nein, nein, das muss man anders machen. Psychologischer. Man muss erst ihr Vertrauen gewinnen. So wie ihre Leser hier auf dem Blog. Denen erzählt sie ja wirklich alles, und die reagieren auch immer total verständnisvoll.»
    «Verständnisvoll … tja, das wird schwierig. Vor allem für dich, oder?»
    Ich strafe ihn mit einem meiner bösesten Blicke, aber eigentlich hat er recht. Mir wird die Schirmer nichts erzählen. Dazu habe ich mich bei der schon zu oft in die Nesseln gesetzt. Wenn ich jetzt ankomme und ihre Freundin sein will … das klappt nie.
    «Schreib ihr doch auch einen Kommentar. Du musst ja nicht deinen Namen dazuschreiben, die sind doch dort sowieso alle anonym, oder?», schlägt der Freund vor. «Du bräuchtest natürlich eine neue E-Mail-Adresse. Mit [email protected] bist du nicht so richtig inkognito.»
    Gesagt, getan. Und schon sitze ich vor dem letzten Eintrag auf Seulement toi und fülle die freien Felder in der Kommentarfunktion aus. Name: bussibär 69 . E-Mail: [email protected]. Ja, wenn das nicht sensibel und mitfühlend klingt, dann weiß ich auch nicht.
    Liebe

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