Der Altmann ist tot: Frl. Krise und Frau Freitag ermitteln
Paraplui,
ich bin schon lange ein stiller Mitleser und muss dir nun aber doch mitteilen, dass du immer höher in meiner Achtung steigst. Du bist stark. Ich finde es großartig, wie du dein Schicksal meisterst. Einen geliebten Menschen zu verlieren ist hart. Ich weiß, wovon du sprichst. Fühle dich nicht einsam. Wir, deine Leser, sind bei dir – auf dem steinigen Weg bergauf.
Hochachtungsvoll
Dein Bussibär
«Na, wie findest du das? Ist
hochachtungsvoll
zu dicke? Soll ich lieber nur
dein Bussibär
schreiben?»
«Ich finde, eigentlich solltest du so etwas überhaupt nicht schreiben. Was geht dich das Liebesleben deiner Kollegin an?»
Oh Mann, mein Freund ist immer so moralisch. Dem geht aber auch jegliches kriminalistische Gespür ab. Ich werde Frl. Krise fragen. Ach,
hochachtungsvoll
ist schon gut. Ist halt ein Herr der alten Schule, der Bussibär. So. Senden. Und dann mal sehen.
•
«Hätte ich mich doch heute Morgen krankgemeldet, Frau Freitag! Nach dem, was gestern passiert ist, bin ich völlig durch den Wind. Ich stehe immer noch unter Schock. Mein Unterricht heute war eine Katastrophe. Ich glaube, ich brauche jetzt einen Cognac.»
«Onkel Ali, hast du so was? – Nee, das ist Jägermeister. Ach, das geht auch, oder, Frl. Krise?»
«Ja, gib her. Danke, Onkel Ali! Ich werde noch zur Alkoholikerin!»
«Wegen gestern Nacht? Meinst du wirklich, der Typ hat was mit Günthers Tod zu tun?»
«Was denkst du denn, wer das war, Frau Freitag? Ein Cousin von Canan! Wer sonst! Wenn die was mit dem Mord zu tun haben, haben wir mit unseren Ermittlungen in ein Wespennest gestochen. Überleg doch mal, Mörder haben doch nichts mehr zu verlieren.»
«Okay, okay. Ja, wahrscheinlich hast du recht. Du tust mir jedenfalls voll leid, du Arme. Kann ich mir gar nicht vorstellen … was du für Angst gehabt haben musst. Todesangst, oder?»
«Na, fast. Männe meinte, ich soll auf jeden Fall eine Anzeige stellen gegen Unbekannt.»
«Ja, mach mal. Aber da wird wohl nichts bei rauskommen – bärtiger Südländer … na ja, etwas schwammig, die Beschreibung. Aber irgendwie bist du auch selber schuld, Frl. Krise. Du musst ja auch unbedingt mit Canan bei Facebook befreundet sein. Da liest doch die ganze Ünver-Familie mit. Na, ist ja jetzt nicht zu ändern. Lass lieber in Zukunft die Finger von Facebook. Denkst du denn, dass du psychologisch in Ordnung bist, Frl. Krise? Also, äh, du hattest bestimmt einen Schock. Vielleicht wird das ein Trauma. Die Nolte, bei der sind doch mal welche eingebrochen, die war dann in so einer Traumaklinik, kannst du dich erinnern? Vielleicht solltest du …»
«Nee, nee, weißt du noch, wie du damals immer gesagt hast: ‹Ick trau ma nich in die Traumaklinik›?»
«Hihihi ja, bist du auch nicht der Typ für, so mit Decke auf der Terrasse in Davos … wie bei Zauberberg.»
«Oh Himmel, Frau Freitag! Diese Bildungslücken! Zauberberg! Die hatten es an der Lunge, nicht am Kopp! Aber einen Schock habe ich definitiv gehabt, jetzt geht’s schon wieder. Ich bin bloß etwas zerrüttet, weil ich die ganze Nacht nicht schlafen konnte, und jetzt hör mal auf mit dem Thema, ich will da gar nicht mehr dran denken.»
«Nimm mal eine Zigarette. Und ach, hier, komm mal an den Computer, ich zeig dir was Lustiges. Das wird dich aufheitern. Onkel Ali, wir gehen mal an die Drei, ja?»
«Aber bitte nicht so einen Müll auf Youtube ansehen, Frau Freitag, dafür habe ich jetzt keinen Sinn.»
«Nein, nein, hier, warte. Guck, auf dem Blog von unserer Freundin Parapluie tut sich was. Hier, die Kommentare auf ihren letzten Eintrag.»
«Bussibär 69 … der ist aber neu, oder? Na, das ist ja ein Schwulst. Das gefällt der Schirmer natürlich.»
«Ja, guck, das geht zwischen den beiden immer hin und her. Als wären sie im Chat. Die scheinen sich ja prächtig zu verstehen. Hier:
Mein werter Bussibär, ich finde das überhaupt nicht albern. Warum müssen Männer immer ihre Gefühle verbergen? Die Stärke ist doch
usw. usw.»
«Ist ja nicht zum Aushalten. Frau Freitag, müssen wir das lesen?»
«Na, willst du denn gar nicht wissen, wer Bussibär ist?»
«Das weißt du auch gerade!»
«Darf ich vorstellen: BUSSIBÄR 69 – stets zu Ihren Diensten!»
«Oh, nee, Frau Freitag! Sag, dass das nicht wahr ist! Du bist Bussibär? Warum bin ich nicht auf die Idee gekommen? Bussibär, ich schmeiß mich weg.»
«Genial, wa? Sie frisst mir schon voll aus der Hand. Bald erzählt sie mir alles. Oh Mann, Estrel-Hotel ist
Weitere Kostenlose Bücher