Der Altmann ist tot: Frl. Krise und Frau Freitag ermitteln

wach geworden. Ich fahr schnell den Computer runter. Frl. Krise, sag mal, warum hast du denn wieder diesen ollen Kinderwagen, Männe hat doch in den eBay-Kleinanzeigen gestern einen neuen Blubayou gefunden, oder nicht?»
    «Ja, und kurz vor dem Kino hab ich mich an der Markthalle mit der Verkäuferin von dem Wagen getroffen, aber der war schon so abgenutzt. Deshalb war der auch so billig. Die Frau war nett, aber da lagen bestimmt schon drei Kinder drin. Die Farbe war auch doof, so ein komisches Blau. Ich habe den nicht gekauft. Männe hat schon gemeckert, weil der doch so billig war.»
    «Er wird schon noch einen finden, Männe wohnt ja praktisch bei eBay. Der soll sich mal beeilen, weil der da ist ja echt hässlich. Aber ein schickes Jäckchen hat die Estrella an. Neu?»
    «Ja, hab ich gekauft. Von Petit Bateau. War schweineteuer. Aber süß, oder? Macht was her!»
    «Hat die Eileen jetzt einen Job?»
    «Nein, die hat doch noch Elternzeit. Aber eine Wohnung! Die dürfen wir renovieren …»
    « WIE BITTE ???»
    «Na ja, nicht ganz renovieren. Ein bisschen helfen. Die ist in einem grauenhaften Zustand. Ich halte mich da raus. Männe hat ihr versprochen zu streichen. Der Mann ist echt zu gutmütig.»
    «Warum zieht die nicht gleich zu dir?»
    «Ach, Frau Freitag! Wenigstens hat jetzt die Suche ein Ende. Da brauche ich die Kleine nicht mehr andauernd zu nehmen, hoffe ich.»
    «Wer’s glaubt, wird selig.»
    •
    «Nein, das ist herrlich dort, sag ich dir. Ganz anders als Gomera. Nicht so überlaufen. Und grün … wirklich schön.» Die Nolte ist voll in ihrem Element. Reisetipps. Wenn du nicht weißt, wo du deine Ferien verbringen sollst – die Nolte sagt es dir. Die war schon überall.
    Wir haben Mittagspause. Frl. Krise ist mit ihrer Klasse im Theater. Ich habe Hunger. Mein Schulbrot ist schon verzehrt, und jetzt lauere ich auf die Gemüsestückchen, die vor Frau Nolte in einer Tupperdose auf dem Tisch stehen. Warum bietet die mir keinen Kohlrabi an? Neben ihr sitzt die Schirmer.
    «Also, mein Reisebüro sucht dir bestimmt was Hübsches raus. Da gibt es so nette kleine Pensionen. Johanna, das wird dir gefallen. Kein Luxus. Aber irgendwie süß, so urig.» Urig, die Nolte und die Schirmer sehen auch urig aus. Ist das laaangweilig hier. Hoffentlich kommt noch jemand. 40  Minuten endemische Reisetipps ertrage ich nicht.
    «Moin, moin, allerseits!»
    «Hallöchen, Kollege Pommer», sagt Frau Nolte freudestrahlend und greift nach ihrer Tupperdose «Kohlrabi, Peter?» Er nimmt sich das größte Stück und stopft es sich in den Mund.
    «Habt ihr gelesen, dass die Polizei immer noch keine Spur von Günthers Mörder hat?», fragt Peter Pommer, während er kaut. Der Pommer hat immer Hunger. Ständig ist er im Lehrerzimmer auf der Suche nach Essbarem. Bestimmt deshalb, weil er so groß ist und einen hohen Grundumsatz hat. Typisch Junggeselle, kocht sich garantiert zu Hause nie etwas und ist deshalb so dürr.
    Die Schirmer guckt auf den Boden. Ich könnte wetten, dass sie gleich wieder anfängt zu heulen. Auch Monikas Lächeln verschwindet sofort. «Ja, schrecklich. Der läuft immer noch frei rum. Ich habe richtig Angst.»
    «Angst?», frage ich. «Wieso hast DU denn Angst, Monika?»
    «Frau Freitag, da draußen läuft ein MÖRDER rum. Vielleicht hat er es auf Lehrer abgesehen – und wer weiß, wer sein nächstes Opfer sein wird?»
    Ein Serienkiller! Daran hatte ich noch gar nicht gedacht. Ein ehemaliger Schüler unserer Schule, der sich jetzt für seinen schlechten Abschluss rächen will. Klingt allerdings recht unwahrscheinlich, denn unseren Schülern sind ihre Noten doch eigentlich egal, sonst würden sie ja nicht so viel schwänzen und mal im Unterricht aufpassen.
    Oder ein Schüler, der sich für erlittene Demütigungen rächen will. Jeder Lehrer, der ihn mal angemeckert hat, wird gekillt. Hikmet! Vielleicht sollten wir der Polizei mal einen Tipp geben. Aber wahrscheinlich haben die Kollegen, die bereits vernommen wurden, schon längst von ihm erzählt. Ich habe ja die Konflikte zwischen Hikmet und dem Altmann gar nicht so richtig mitbekommen. Frl. Krise war damals bei der Klassenkonferenz, ich leider nicht. Schade, dass wir immer noch keinen Vernehmungstermin bekommen haben. Personelle Engpässe durch erneute Sparmaßnahmen, meinte der Kommissar, der neulich hier war. Und bei den über 50  Kollegen, die wir an der Schule haben, wird sich das wohl noch hinziehen.
    «Warum geht ihr immer alle davon aus, dass es ein