Der Altmann ist tot: Frl. Krise und Frau Freitag ermitteln
benutzen.
«Na, ich sage mal, 250000 Euro könnten doch ein Motiv sein, oder?»
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Die Hochzeit meiner Nichte vor zwei Jahren, an die erinnere ich mich gerne, das war ein sehr schönes Fest. Diese schicke Location in Düsseldorf! Ein Glaskubus auf dem Rhein. Sehr edel. Ich weiß noch genau, was ich damals trug. Mein schwarzes Etuikleid von Strenesse, das mir inzwischen viel zu eng ist, und das kleine Seidenjackett. Das Kleid kann ich heute Abend unmöglich anziehen, das sitzt an mir wie eine Wurstpelle, von dem Jackett ganz zu schweigen. Sehr schade, wirklich! Ich habe ein paar Kilo zugelegt, schrecklich. Jetzt muss ich mich in dieses graue Kostümchen aus Satin zwängen, das ich mir vor Jahren in einem Akt textiler Demenz angeschafft habe. Wahrscheinlich werde ich damit aussehen, als sei ich die Brautmutter persönlich, aber ich habe einfach nichts anderes. Und blöd, dass ich mir nicht die Haare hochstecken kann! Die sind einfach zu kurz.
Frau Freitag will ja in Hosen erscheinen, ich frage mich nur, mit welchem Oberteil. Na, das Geheimnis wird sich in wenigen Stunden lüften. Wenn es nur das einzige Geheimnis wäre!
Im Prinzip ist es auch völlig egal, wie wir aussehen. Bei Hunderten von Menschen werden wir hoffentlich kaum auffallen.
Was mache ich bloß, wenn dieser Kerl, der mich verfolgt hat, unter den Gästen ist? Soll ich dann freundlich winken und «Ach, hallöchen, wir kennen uns doch?» rufen und dabei unauffällig den Notruf der Polizei wählen?
Oder lieber gleich unter den Tisch kriechen und Frau Freitag die Morsezeichen für SOS ins Bein kneifen?
Vielleicht wäre es am besten, wenn wir auf Männe hörten! «Frl. Krise, ich mache mir Sorgen um dich und Frau Freitag», hat er gestern gesagt. «Geht bloß nicht auf diese Hochzeit! Ich glaube, ihr unterschätzt die Situation komplett. Es gab schließlich einen MORD . Ihr ermittelt so blauäugig in der Gegend herum, als ob es darum ginge, einen Schüler zu finden, der ein Handy aus der Umkleide geklaut hat. Bleibt morgen Abend zu Hause. Und überlasst die Ermittlungen der Polizei!»
Aber ich würde wirklich gerne auf diese Hochzeit gehen, schließlich ist so ein Fest doch eine super Gelegenheit, etwas über den Lebenshintergrund unserer Schüler zu erfahren. Wir müssen ja keine dummen Fragen stellen oder uns unbeliebt machen. Einfach ein bisschen feiern. Wann wird man schon mal auf eine türkische Hochzeit eingeladen? Also bitte!
Dieses graue Kostümchen ist gut und schön, besonders mit der Perlenkette, aber welche Schuhe passen dazu? Die schwarzen Pumps, die ich bei der Verfolgung anhatte, wären gar nicht schlecht, aber die fallen aus. Die zieh ich nie mehr an! Ich glaube, die werfe ich sogar morgen in einen Altkleidercontainer. Die erinnern mich zu sehr an diesen grässlichen Abend.
Die Verfolgung sitzt mir echt noch in den Knochen. Und Männe – vermutlich hat er sogar recht.
Frau Freitag und ich sind eben nicht Hanni und Nanni, die auf Klassenfahrt ein Gespenst verfolgen, sondern hinter einem Mörder her. Hinter einem echten Mörder! Einem, der immer noch draußen frei herumläuft. Einem, der vielleicht sogar noch einmal zuschlägt, wenn er in Bedrängnis gerät.
Ein beunruhigender Gedanke.
Aber was haben wir denn schon groß gemacht bisher? Ein bisschen rumgefragt. Na und? Ist das verboten?
Die Cousins sind bestimmt nervös – wäre ich auch, wenn mich die Polizei festnimmt. Aber man hat sie wieder gehen lassen. Ist das kein gutes Zeichen? Und ich weiß doch nicht einmal, ob der Typ, der mich verfolgt hat, überhaupt einer der Cousins war. Das ist ja nur so eine Idee von mir. Beweise habe ich keine.
Immerhin gut, dass ich ihn angezeigt habe. Die Polizei weiß Bescheid. Das wird mir zwar auch nicht viel nützen, wenn es hart auf hart kommen sollte, aber irgendwie beruhigt es meine Nerven.
Das war schon die zweite Anzeige diese Woche. Erst der Kinderwagen und dann …
Irgendwie irreal, das Ganze.
Aber egal. Die Hochzeit lassen wir uns nicht vermiesen!
Verheiratet
«Frl. Krise, was machen wir, wenn wir da nicht reinkommen?» Frau Freitag klammert sich an meinen Arm und weist auf den Eingang des Hochzeitssaals. Eine Traube Menschen blockiert die Tür, aus der ohrenbetäubend laute Musik dringt – durchdringender Gesang, Getrommel und etwas, das entfernt an Dudelsack erinnert.
«Warum sollten wir da nicht reinkommen?»
«Ich bin doch nicht eingeladen. Hast du eine Eintrittskarte oder eine Einladung oder so?»
«Nö. Aber du
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