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Der Altmann ist tot: Frl. Krise und Frau Freitag ermitteln

Der Altmann ist tot: Frl. Krise und Frau Freitag ermitteln

Titel: Der Altmann ist tot: Frl. Krise und Frau Freitag ermitteln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frl. Krise , Frau Freitag
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Neidisch bis zum Gehtnichtmehr. Und wie sich die Schüler angestellt haben! Bloß weil sie einmal in der Zeitung sind. Schade, dass da nicht noch ein längerer Artikel dabei war, den hätte man schön im Deutschunterricht analysieren können. So, jetzt noch das Shooting am Chamissoplatz, und die Sache ist ausgestanden. Wird auch Zeit! Wir müssen uns unbedingt wieder um den Altmann-Fall kümmern. Aber das tut gut, so ein kleiner kriminalistischer Erfolg nebenbei. Vielleicht hätte ich doch zur Kripo gehen sollen. «Die Krise von der Sitte» – das hört sich irgendwie gut an.
    Wo bleibt denn nun Frau Freitag! Die hat doch auch nach der sechsten Stunde Schluss. Ah, da kommt sie angeschlufft. Warum die nicht immer mit dem Fahrrad zur Schule fährt, wird mir auch ewig unverständlich bleiben …
    «Frl. Krise, meine Achtklässler machen mich fertig! Bis die mal die Klasse ausgefegt hatten … und dann kam noch der dämliche Samet auf die Idee, die Treppe runterzufallen! Ist ihm aber nichts passiert. Gehen wir noch zum Späti?»
    «Natürlich! Deshalb warte ich doch schon seit Stunden auf dich. Aber lass uns mal hier rumgehen. Ich will noch am Chamissoplatz vorbei.»
    «Meinetwegen. Weißt du, was der Fischer vorhin zu mir gesagt hat?»
    «Wir werden entlassen! Nein, nur ich werde entlassen. Du nicht! Frau Freitag darf natürlich weiter unterrichten, die ist ja nicht verbeamtet!»
    «Nee, Quark! Er war gar nicht so sauer. Er meinte, das nächste Mal sollen wir ihm vorher Bescheid geben, falls die Presse kommt. Dann hat er erzählt, dass seine Tochter ganz begeistert von unserer Aktion ist. Die hat nämlich auch so einen teuren Kinderwagen und zittert immer davor, dass ihr der geklaut wird.»
    «Na, siehste!»
    «Was willst du eigentlich am Chamissoplatz?»
    «Überraschung, Frau Freitag!»
    Dahinten stehen sie schon. Es schimmert bunt durch die Büsche. Alle Eltern, die ihre geklauten Bugaboos wiederbekommen haben, mit ihren Babys. Himmel, wenn die Freitag das gleich schnallt, flippt sie aus.
    «Wer ist das, Frl. Krise?»
    «Neun glückliche Eltern mit ihren Bugaboos, Frau Freitag. Die wollen danke sagen, und das Kreuzberger Wochenblatt möchte Fotos machen.»
    «Nee, oder?»
    «Nun guck nicht so entsetzt! Ich weiß das doch auch erst seit zwei Stunden. Los, komm, ist ja schnell vorbei!»
    •
    «Na, toll, Frl. Krise, was war das denn für eine Aktion? Geht das jetzt immer so weiter? Und was diese Frauen uns alles geschenkt haben! Blumen, Schokolade, Kuchen und diese hässlichen Seidentücher! Stars der Muttiszene … Voll peinlich! Ich brauche unbedingt einen Kaffee.»
    «Ja, lass uns zu Onkel Ali gehen. Ich spendiere dir auch ein Hanuta.»
    «Au ja, Hanuta! Das hab ich mir jetzt verdient.»
    «Hallo Onkel Ali. Alles klar?»
    Am liebsten würde ich ihn gleich nach der Schirmer fragen, aber ich traue mich nicht. Bestimmt hat er sich inzwischen mit ihr verabredet, weil er sich nicht zu helfen wusste. Lieber erst mal ein unverfängliches Gespräch beginnen …
    «Hast du mit Emine gesprochen? Wann kommt sie eigentlich wieder?»
    Onkel Ali zuckt mit den Achseln. «Ick weeß nich jenau, ick hab se heute noch nich erreicht. Aba sie wollte ja mit einem Nachbar zurück nach Berlin fahren, also mit dem Auto. In een, zwee Wochen, schätz ick.»
    Der Mann ist nicht mehr der Alte, er wirkt angespannt und unruhig. Gut, dass er nicht täglich mit seiner Frau telefoniert. Die ist ja auch nicht von vorgestern. Die kennt ihren Hüseyin und bemerkt bestimmt jede Veränderung.
    Langsam mache ich mir wirklich Vorwürfe – Onkel Ali war auf keinen Fall der richtige Kandidat für die Schirmer, so viel steht fest. Jetzt haben wir Stress ohne Ende, und rausbekommen haben wir auch nichts.
    «Frl. Krise, die Frau Schirmer hat eben anjerufen!»
    «Ach du Schande! Hast du so mit ihr gesprochen, wie wir es verabredet haben?»
    «Ja, ick hab’s versucht, aber sie hat jelacht und jesacht: ‹Ist ja niedlich, wie du heute redest›!»
    «Niedlich? Hm. Und was wollte sie?»
    «Sich verabreden, wie jestern. Aba ick hatte keene Zeit, wejen anjeblichen Besuch aus der Türkei!»
    «Sehr gut. Pass mal auf, Onkel Ali, ich glaube, wir müssen stärkere Geschütze auffahren. Ich habe dir etwas mitgebracht!»
    Er wird sich sicher wehren, aber was sein muss, muss sein. Langsam schiebe ich ihm ein weißes Häkelmützchen zu, so eins, wie es viele ältere muslimische Männer tragen. Ich habe es aus unserem Theaterfundus gemopst.
    «Frl. Krise! Aboo, dit

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