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Der Amboss der Sterne

Der Amboss der Sterne

Titel: Der Amboss der Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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verabschiedet.
    »Wir sind bereit«, sagte Martin. Auch eine Reise von einer Billion Kilometern beginnt mit einem ersten Schritt. Er zog sich in das Schiff und stieß sich mit einem Tritt vom Leiterfeld in das sphärische Innere, Giacomo folgte und dann Hakim.
    Als sie Platz nahmen, sagte Hakim: »Die Dämmerungsgleiter gibt uns ein Viertel ihres Treibstoffs.«
    Martin nickte. Eine solche Verschwendung schien jetzt unpassend zu sein.
    Hakim fuhr fort: »Wir werden wie ein Fisch sein, der einen Dottersack mitschleppt. Sehr ungelenk. Und dieses Vehikel besteht zu sechzig Prozent aus falscher Materie…«
    »Bitte!« sagte Giacomo. »Mir ist schon so schlecht.«
    »Ein großes Abenteuer«, schloß Hakim seufzend. Seine Haut war blaß, und er zitterte etwas.
    Die Luke schloß sich. Sie lösten sich aus dem Waffenlager. Die Dämmerungsgleiter schrumpfte zu einer Nadelspitze vor den Sternen.
    Die Stimme einer Mutter ertönte. »In drei Minuten beginnen wir mit der Superbeschleunigung.«
    Das Schiff war kaum mehr als eine vergrößerte Mutter mit Siebenmeilenstiefeln, dachte Martin.
    »Dies werdet ihr vielleicht sehen mögen«, sagte Hans über Mofix.
    Sie wurden Zeugen ihrer Abfahrt aus dem Blickwinkel der Dämmerungsgleiter, als eines winzigen Wurfpfeiles mit knolliger Mitte, umgeben von blaßgrünen Treibstofftanks.
    Volumetrische Felder umhüllten die drei Passagiere in erstickender Sicherheit. Martins Sehvermögen verschlechterte sich wie üblich, aber er verfolgte noch die Mofixsendung. Ein Sumpf verschluckte ihre Flamme. Es zeigte sich kaum mehr als ein Rand aus intensivem Weiß, der rasch verblaßte.
    »Gute Reise!« sagte Hans.
     
    Martin verbrachte die Beschleunigung in einer Phase des Nichts, aus der nur einige wenige unzusammenhängende Träume an die Oberfläche kamen – Begegnungen mit Mädchen beim Tanz auf der Zentralen Arche, Mutter und Vater –, tiefe Schwenks seines Gehirns von erschöpfender Banalität. Als sie fast Lichtgeschwindigkeit erreicht hatten, drifteten sie mit gefalteten Feldern und sahen einander als klägliche verkrampfte Reisegefährten. Das Schiff zeigte die Sternfelder wieder normal, um ihnen etwas Gutes zu tun.
    »Wie lange noch bis zu unserer Ankunft?« fragte Giacomo, der sich in dem engen Quartier sichtlich unbehaglich fühlte.
    »Zehn Tage etwa«, sagte Hakim.
    »Ihr könnt, wenn ihr wünscht, die ersten sechs Tage schlafen«, sagte ihnen die Stimme der Mutter.
    »Astronauten der Erde haben das monatelang hintereinander getan«, warf Hakim ein.
    »Nun ja, aber wir sind verratzt«, erwiderte Giacomo.
    »Laßt uns schlafen«, sagte Martin.
     
    Der Schlaf kam und ging, ein neuer Streifen des Vergessens. Martin wachte desorientiert auf, trank einen Becher gesüßter Flüssigkeit, machte Übungen in der Schwerelosigkeit und betrachtete die Gesichter seiner schlafenden Gefährten.
    Er hatte erwartet, daß die Reise die Last seiner Trübsal noch schwerer machen würde. Statt dessen erlebte er Aufheiterung und Freiheit, wie er sie nie zuvor gekannt hatte.
    Hakim benahm sich so, als wäre die Bürde von Martin auf ihn übergegangen. Er arbeitete ruhig, aber ohne Enthusiasmus. Giacomo verbrachte den größten Teil seiner Zeit mit Betrachtung der kleinen Sternsphäre.
    »Wir sind von unseren Kameraden weiter entfernt als jemals einer zuvor«, sagte er nach dem Erwachen an ihrem zweiten Tage. Das Wrack war nur noch zwei Tage entfernt.
    »Noch weiter«, sagte Hakim rasch.
    »Was auch immer«, sagte Giacomo. »Ich fühle mich nicht isoliert. Ihr etwa?«
    Martin bemerkte: »Die Dämmerungsgleiter ist hübsch isoliert.«
    »Jawohl, aber die haben einander… zu viele, um dran zu bleiben. Wir haben bloß drei.«
     
    Im Traum sah Martin Rosas dunkle Schattengestalt durch ein unmöglich grünes Feld gehen, von dem der Wind Stücke fortriß wie Flaum von einem Löwenzahn. Der erhob sich über Bäume und Hügel, war aber dennoch zerbrechlich und irgendwie verwundbar…
    Nach dem Aufwachen half er Hakim, sich auf ihre Untersuchung vorzubereiten. Die Mutter des Schiffs unterrichtete sie über Konstruktionen von Schiffen des Gesetzes, die im Laufe der letzten paar tausend Jahre gestartet worden waren, allerdings ohne jede Angabe über ihre Herkunft und ihre Ziele. Martin hielt das für Schwindel. Er kam zu der Annahme, daß ihre Anwesenheit bei dieser Reihe mehr mit internen Beziehungen der Crew zu tun hatte, als praktischen Zwecken diente.
    Aber die Crew war der ganze Grund für die Existenz der

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