Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Amboss der Sterne

Der Amboss der Sterne

Titel: Der Amboss der Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
Vom Netzwerk:
können.
    Die Versorgung des vierten Planeten mit innerer Wärme genügte, um seine Oberfläche auf konstanten zwanzig Grad Celsius zu halten außer dort, wo geschmolzenes Material und heiße Gase durchsickerten, hauptsächlich entlang der Bergketten, die anzugeben schienen, wo massive Gesteinsplatten sich aneinander rieben.
    Die Physik war, wie Hakim schon gesagt hatte, unverständlich und deutete auf mächtige technische Anpassungen hin. Möglicherweise war der ganze Planet künstlich. Aber die Grobheit und Gewalt seiner Konstruktion sprach dagegen… Und es gab keine Möglichkeit, diesen Widerspruch zu enträtseln bei dem, was sie wußten und sehen konnten.
    Die Grobheit von Sleep lag in der Ungewißheit seiner Oberfläche. Bei einem Areal von zweiunddreißig Milliarden Quadratkilometern, von denen neun Zehntel unter Wasser lagen, quirlten Hunderte Millionen Quadratkilometer in anscheinend nutzlosem Aufruhr. Wütende schwarze Wolken erhoben sich, wo geschmolzenes Material von den mauergleichen Gebirgshängen in die weiten Meere floß.
    Die Luft war feucht und reich an Kohlendioxid, aber arm an Sauerstoff. Martin dachte, es könnte eine für Pflanzen angepaßte Atmosphäre sein. Hakim und Sharp Seeing benutzten die primitiven Instrumente der Doppelsaat, um Bilder von auf dem Ozean schwimmenden dunkelgrünen Wäldern einzufangen, die wie treibende Kontinente aus dem Wasser aufragten. Die größten von ihnen zogen sich zehntausend Kilometer lang über ein glattes Meer dahin.
    Niedrige runde quarzähnliche Berge sprenkelten die dunkle Basaltkruste unter starken rosa- und orangefarbenen Hauben.
    »Die Farben sind wahrscheinlich Phosphate, vulkanische Schwefelverbindungen und Kohlenwasserstoffe«, sagte Hakim. »Ein wundervoller Anblick und eine wundervolle Erkenntnis; aber unsere Instrumente sind so beschränkt!«
    »Jetzt ist für uns alle Zeit für eine offene Versammlung«, entschied Martin.
    Alle zwanzig der Crew der Doppelsaat kamen in der Cafeteria zusammen. Menschen und Brüder zwanglos vermischt.
    Eye on Sky und Martin schwebten ins Zentrum. Eye on Sky sprach erst in einer reichen Folge von Gerüchen und Tönen, wobei sich die Kopfsaiten weit ausstreckten und Klauen zu der dritten, fast musikalischen Komponente klapperten. Paola hätte vielleicht etwas davon verstehen können. Für Martin, der nur ein paar der weniger zischenden Laute kannte, war die Rede interessant, aber ohne Sinn. Dann ging Eye on Sky auf Englisch über.
    »Vor einigen Tagen wurde beschlossen, daß wir mit unseren Gastgebern in einer Sprache reden würden, die wir alle verstehen können. Alle zehn auf diesem Schiff sprechen jetzt genügend Englisch, um verstanden zu werden, dank Paola Birdsongs Hilfe. Somit wollen wir jetzt ausschließlich eure Sprache benutzen, wenn wir beisammen sind.«
    »Wir wissen diese Geste zu schätzen«, versicherte Martin.
    Eye on Sky sagte: »Das ist etwas erstickend, aber notwendig.«
    »Wir werden nach dem ersten Kontakt mit unseren Gastgebern einige wichtige Vorsichtsmaßregeln treffen«, sagte Martin. »Wir wissen jetzt, was sie von uns aus der Entfernung erfahren können; können aber recht sicher sein, daß Geheimhaltung unmöglich sein dürfte, wenn sie erst einmal dieses Schiff berührt haben. Wir werden mißtrauisch sein müssen. Wir sind ziemlich sicher, daß die Mofixkammer nicht unbefugt betreten werden kann. Wenn wir einander etwas zu sagen haben werden, das unsere Gastgeber nicht hören sollen, sagen wir es hier.
    Aber wenn wir jemandem oder irgend etwas Zugang in die Doppelsaat gewähren, müssen wir annehmen, daß kein Platz sicher ist.«
    »Lauscher von mikroskopischer Kleinheit«, sagte George Dempsey, »die könnte es sogar in unseren Körpern geben.«
    »Richtig. Wir wollen annehmen, daß man sie nicht entdecken kann. Das bedeutet: keine schriftlichen Mitteilungen, keine Winke, kein Zunicken, nichts Verdächtiges… oder Untypisches.«
    Menschen murmelten und nickten. Brüder schlängelten sich leicht.
    »Jetzt kommt es auf Schauspielkunst an«, sagte Martin. »Von jetzt an stehen wir auf der Bühne.«
     
    Die Doppelsaat ging zehntausend Kilometer über Sleep in den Orbit, und der Bischofsgeier erschien wieder. Jetzt gab es bei der Kommunikation keine merkliche Verzögerung mehr. »Wir haben euch gebeten, in die Umlaufbahn um diesen vierten Planeten zu gehen, weil er der sicherste ist. Euer Schiff würde in der Nähe irgendeines anderen Planeten unserer Gruppe nicht sicher sein; denn dort

Weitere Kostenlose Bücher