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Der Amboss der Sterne

Der Amboss der Sterne

Titel: Der Amboss der Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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Schuld meiner Seele, falls ich irren sollte…
    Die Auswahl und Vereidigung dauerte eine kostbare Stunde. Ein Verteidiger wurde von Martin bestimmt. Martin wählte Hakim zu dessen Verdruß. Martin sagte: »Niemand kennt die Schwäche deiner Evidenz besser als du.« Er war sich stark der Roheit und Willkür dieses von ihnen gewählten Systems bewußt. Sie konnten es nicht besser.
    Als Ankläger bestimmte er Luis Estevez Saguaro, den zweiten Mann in Hakims Suchteam. Martin selbst hatte den Vorsitz als Richter.
    Die Kriegsmutter hörte dem Prozeß schweigend zu. Ihre schwarz und weiß aufgemalten Kennzeichen traten in dem hell erleuchteten Schulraum deutlich hervor. Alle zweiundachtzig Kinder saßen in stiller Erwartung, als Martin die Regeln durchging.
    Luis präsentierte die alten Indizien und skizzierte dann die neuen. Ihre Daten über das Trümmerfeld hatten sich enorm vermehrt. Die Resultate paßten widerspruchslos zusammen.
    Hakim stellte die Schlüssigkeit der Daten bei dieser Distanz in Frage. Luis Estevez rief Li Mountain auf, noch einmal die Funktion der Fernsonden und Sensoren der Dämmerungsgleiter zu erklären, die Genauigkeit der Beobachtungen und die hinter den verschiedenen Methoden stehende Wissenschaft. Die Kinder hatten schon viel darüber gehört. Dennoch brachte man es ihnen in Erinnerung.
    Luis Estevez hielt seine Trumpfkarte zurück bis zur letzten Phase des sechsstündigen Prozesses. Hakim kämpfte heftig, um sein letztes bißchen an Evidenz zu diskreditieren, indem er die Statistik der Fehler auf solche Distanz erläuterte. Aber die Nachricht ließ die Kinder nichtsdestoweniger nach Luft schnappen, mehr aus Angst denn aus Überraschung.
    Weniger als zwei Stunden entfernt bei ihrer derzeitigen Geschwindigkeit von dreiviertel c bot die Wolke des vorgeburtlichen Materials um Wormwood eine noch aufregendere Bestätigung.
    Das Überbleibsel von Wormwoods Geburt, ein roh gestalteter Ring um das System mit Flecken und Auswüchsen, die Milliarden Kilometer über die Ekliptik reichten, war erwartungsgemäß sehr stark ausgebeutet worden, und es gab nur wenige flüchtige Stoffe. Es waren keine Kometenbrocken übriggeblieben, um langsam um Wormwood herunterzukommen. Die Zivilisation hatte vor vielen Jahrtausenden diese Ressourcen im Zuge eines Programms interstellarer Erkundung erschöpft.
    Einige Reste dieses Programms schwebten noch in dem abgetragenen Staub des unregelmäßigen Ringes, hier und da über die Milliarden von Kilometern verteilt wie Sand in einer Meeresflut.
    Das Suchteam hatte bei der Erforschung der nächsten Erstreckung des Ringes künstliche nadelförmige Körper entdeckt, deren größte nicht mehr als hundert Meter lang waren. Sie waren jetzt inaktiv, wahrscheinlich Versuchsmodelle, vielleicht auch Schiffe, die versagt hatten und aufgegeben worden waren, nachdem man ihren Treibstoff und ihre inneren Anlagen ausgeschlachtet hatte.
    Luis projizierte für die Jury und alle Zuschauer Graphiken, wie diese Nadelschiffe in ihren alten staubigen Schrottplätzen aussahen. Danach zeigte er Bilder, mit denen sie alle vertraut waren – die Gestalten der Killermaschinen, als sie in das Sonnensystem der Erde eintraten, als sie sich in die Asteroiden zwischen Mars und Jupiter hineinbohrten und in die Erde selbst.
    Lange Nadeln, in Form und Größe identisch.
    Hakim argumentierte tapfer, daß diese Gestalten rein zweckmäßig seien und alle möglichen Zivilisationen Vehikel wie diese produzieren könnten, dazu bestimmt, zwischen den Sternen zu fliegen. Aber die Formen von Schiffen des Gesetzes, einschließlich der Dämmerungsgleiter, widersprachen diesem Argument. Der Weltraum gestattete viele Konstruktionen für interstellare Fahrzeuge.
    Die Schlußfolgerung schien unausweichlich, daß orbitale Killermaschinen den äußersten Bereich des Wormwoodsystems umkreisten.
    Hakims nächster Vorschlag war, daß dieses System selbst von Killern überfallen worden sein könnte, daß seine Bewohner und ihre Welten ausgelöscht worden wären und daß sie nicht Verbrecher, sondern Opfer gewesen seien.
    Luis entgegnete, daß es in einem solchen Fall ihre Pflicht wäre, die letzten Spuren der Killer im Leichnam des Opfers auszutilgen.
    Wenn es aber Überlebende geben sollte?
    Das sah nicht wahrscheinlich aus, nach dem zu schließen, was der Erde widerfahren war.
    Aber die Erde war, wie Hakim argumentierte, ein Extremfall gewesen. Die Killer waren mit einer starken und letztlich tödlichen Opposition konfrontiert

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