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Der Amboss der Sterne

Der Amboss der Sterne

Titel: Der Amboss der Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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auf solche Gespräche einging. Als Boss lag alles bei ihm, bei seinen Instinkten, denen er nicht traute.
    Er biß sich nachdenklich auf die Lippe und füllte die Lunge mit einem Zug kühler Luft. Wenn die Dinge auf Mars und Venus schiefgingen, wenn das Sonnensystem angegriffen würde (oder inzwischen angegriffen worden war) und die Wohltäter verlören (oder verloren hatten), wären die Kinder und die Aufzeichnungen in den Schiffen des Gesetzes alles, was übrig bliebe…
    Es könnte viel mehr auf dem Spiel stehen als bloß ihre individuellen Personen. Er überlegte, ob in einem entscheidenden Augenblick die ganze Erde durch ihn schreien könnte, die Welt in seinen Genen an seine Seele herantreten und der Geist der irdischen Schöpfung Überleben um jeden Preis verlangen würde.
    Martin wischte sich mit dem Ärmel Schweiß von der Stirn.
    Ich fürchte den Geist der Erde.
    Er sagte: »Dann konzentrieren wir uns auf unseren Job und lernen, was wir können.«
    Diesmal war er der Kriegsmutter für ihr Schweigen dankbar.
     
    Die Schildkröte trieb ruhig dahin wie ein Stein. Innen bereiteten sich die Kinder vor, hielten Wache, lauschten auf das natürliche Grummeln von Nebukadnezar, Ramses und Herodes und das hohe Summen und Quietschen von Wormwood und verfolgten die feinen Lichtpunkte, welche Schiffe darstellten.
    Driften, immer weiter um die flache Welt von Wormwood durch seine weite und leicht gekrümmte Prairie von Gravitation.
    Die Kinder wurden ruhiger und nüchterner.
    Theresa und Martin fanden noch Gelegenheit für einen Geschlechtsakt; er fiel hektisch aus und war mehr von Notwendigkeit geprägt als von Enthusiasmus. Ramses, etwas größer als Nebukadnezar, mußte einst in einem dichten vulkanischen Dunst gehüllt gewesen sein, mit hohem Gehalt an Schwefelsäure, wovon sich in seinem Boden noch Spuren fanden. Irgendeine innere Anomalie – ein großer unverdauter Klumpen von Uran, hatte den Planeten bis in sein hohes Alter warm und stark vulkanisch aktiv gehalten. Er war nur durch Einwirkung von Zivilisation gebändigt worden, vielleicht von Nebukadnezar aus, falls sich dort zuerst Leben um Wormwood gebildet hatte, vielleicht von Leviathan, dem nächsten Sternsystem, oder sogar Behemoth, ehe er zum roten Riesen wurde.
    Martin studierte die Berichte des Forschungsteams über Nebukadnezar Stunde um Stunde. Hakim schlief nicht. Martin befahl ihm schließlich, sich auszuruhen, als er ihn kaum imstande, sich zu bewegen, auf einem Leiterfeld gefunden hatte.
    Abwärts, abwärts…
    Die Zeit verging rasch genug, zu schnell für Martin. Es gab keine Zeit für die notwendigen Gedanken und die Folgerungen, die er ziehen mußte.
    Das Ziel ihrer Reise, vielleicht der Hauptzweck ihrer Existenz, näherte sich allzu rasch.
    Die Macher deponierten in dem vorgeburtlichen Material um Wormwood Gesteinsschotter, das in genügend Neutronium umgewandelt war, um die Oberfläche eines Planeten zu schmelzen.
    Nachdem sie der Schildkröte in stundenlangem Gebrumm geringer Informationsdichte über Kanäle, welche das kosmische Geplapper entfernter Sterne nachahmten, ihre Lage gemeldet hatten, verstummten die Macher. Die Zeit, ihnen andere Anweisungen zu geben, war vorüber.
    Ob die Schildkröte erfolgreich sein würde oder nicht – die Macher würden verstohlen ihre Waffen in das System einführen. Diese Waffen könnten jahrelang unterwegs sein…
    Martin schwebte in einem Netz neben Theresa. Beide waren wach. Lange Zeit – fünfzehn, zwanzig Minuten – sprachen sie beide nicht, zufrieden (wenn dies das Wort dafür war), sich bloß nebeneinander ausstrecken zu können, Fleisch an Fleisch zu wärmen und dem Ein- und Ausströmen ihres Atems zu lauschen.
    Schließlich sagte Martin: »Wir schaffen es.«
    »Du meinst, es ist fast getan.«
    »Ja. Die Mütter haben uns gut trainiert.«
    »Zum Zerstören.«
    Martin knurrte. »Um was zu zerstören? Die Killer haben sich ausgeräuchert oder sind abgehauen. Um wie viele Jahrtausende waren sie uns voraus?« Er knurrte noch einmal und streichelte ihren Arm. »Warum haben sie die Erde getötet, wenn sie noch ihre Heimatwelten hatten und nicht einmal die anfüllen konnten? War es einfach Habgier?«
    »Vielleicht war es Angst«, sagte Theresa. »Sie fürchteten, wir könnten Maschinen schicken, um sie zu töten.«
    Martin stimmte zu. »Im Wald hat ein jeder Angst. Töten oder getötet werden.«
    »Töten oder getötet werden«, wiederholte Theresa.
    Nach einer Pause sagte Martin: »Mir gefällt es

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