Der Amerikaner - The American
man ihm dort vertraut, dann hätte man ihm eine Frau besorgt. Er war geduldet, aber nicht akzeptiert worden. Anerkennung gefunden hatte er erst später, nach seinem Abschied, als er für die jeweiligen Organisationen keine Gefahr mehr darstellte.
Nach fünf Monaten erzwungener Abstinenz war ihm das Abenteuer mit der Immobilienmaklerin so vorgekommen, als hätte man eine offene Wunde mit einer lindernden Salbe behandelt.
Und nun war sie eine ernsthafte Bedrohung für seine Freiheit und sein Leben. Als sie nackt nebeneinander im Stroh lagen, sprach sie mit unverhohlener Verachtung über ihren Mann. Er hatte in ihr Bedürfnisse wachgerufen, die zu Hause nicht befriedigt wurden.
Wenn er es tat, wie bereits einmal geschehen, würde er sich in Gefahr begeben.
Er schob diese Gedanken beiseite. Es war geschehen und nicht zu ändern. Wenn das Bedürfnis nach einer Frau Schwäche war, dann eine, mit der er leben zu können glaubte.
Er wandte sich wieder seiner Aufgabe zu und überdachte seinen Plan. Der Strom würde von der Batterie zu den Anschlüssen an dem Schalter fließen, aber die Batterie würde erst in letzter Minute angeschlossen werden. Er musste noch errechnen, wie lange der Stromkreis geschlossen bleiben konnte, bis die Batterie leer und die erforderlichen zwölf Volt nicht mehr lieferte. Doch dafür blieb später noch Zeit.
Von dem Schalter würde das zweisträngige Kupferkabel zu einem der beiden Handys führen, von dort zu den Zündkapseln.
Im Moment hing das Kupferkabel über die Seite des Holztisches herab.
Befriedigt ließ Vanderveen den Blick über seine Ausrüstung gleiten. Die Lattenkisten, die er im Hafen von Norfolk abgeholt hatte, waren tief unter dem Stroh verborgen, aber die neugierige Immobilienmaklerin durfte nicht unterschätzt werden und beschäftigte ihn.
Wie sein ehemaliger Kommandeur. Kealey … Vanderveen versuchte, nicht zu oft an ihn zu denken. Durch diskrete Nachforschungen hatte er herausgefunden, dass Kealey bei dem Bombenanschlag auf das Kennedy-Warren-Gebäude vor Ort gewesen war. Wie viel angenehmer wäre es, dachte er, wenn ihn die Explosion in Stücke gerissen hätte . Trotzdem hielt er es für unwahrscheinlich, dass sein alter Kamerad eine ernsthafte Bedrohung für sein Projekt darstellte.
Zugleich war ihm bewusst, dass er sich irgendwann um dieses Problem kümmern musste. Trotzdem, seinem eigentlichen Werk konnte Kealey nicht gefährlich werden, denn dieses bestand schon lange darin, Angst zu verbreiten und die Paranoia anzuheizen, die sich wie ein Lauffeuer in der amerikanischen Öffentlichkeit ausbreitete.
Als am 11. September 2001 die Zwillingstürme eingestürzt
waren, hatte das für ihn einer Wiedergeburt geglichen. Nach den Anschlägen hatte man etliche potenzielle Schuldige benannt, aber meistens wurden bin Laden und seine Organisation als verantwortlich angesehen. Und erst als aus diesem Verdacht Gewissheit geworden war, hatte Vanderveen sich entschieden.
Zur Zeit der größten Gefahr, als neue Freiwillige äußerst misstrauisch beäugt wurden, war es ihm mühelos gelungen, bei Al Kaida Fuß zu fassen. Sein Hass auf seine Wahlheimat war so groß, dass er nicht vorgetäuscht sein konnte, und dieser Hass konnte durch den Tod von dreitausend Amerikanern nicht befriedigt werden.
Behutsam berührte er mit der geerdeten Spitze des Lötkolbens den Anschlusspol des Schalters. Letztendlich würde das zweipolige Zündkabel einen Parallelschaltkreis darstellen. Es würde notwendig sein, den Stromfluss für jeden einzelnen Zünder zu überprüfen. Er wusste, dass jeder Zünder, um korrekt zu funktionieren, einen Strom zwischen zwei und zehn Ampere benötigte. Die Spannung war kein Problem, da sie die einzige feste Größe in dem von ihm erdachten Schaltkreis darstellte. Obwohl eigentlich eine ausgereicht hätte, hatte er sich für vier Zündkapseln entschieden, denn er wollte nicht das Risiko einer Fehlzündung eingehen.
Er arbeitete bis in die frühen Morgenstunden weiter, und allmählich nahm der Plan unter seinen Händen Gestalt an. Vor sechs Monaten war alles noch ein Traum gewesen, vor vier Monaten der Schimmer einer Idee, vor zweien ein Arbeitsplan. Nun war die Realisierung des Projekts sicher. Er spürte den warmen Draht zwischen den Fingern, der schon wie beabsichtigt angeschlossen war, doch dann überlegte er es sich noch einmal anders. All dies war sein Werk, und er zweifelte nicht daran, dass letztlich alles plangemäß funktionieren würde. Trotzdem
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