Der Amerikaner - The American
er ist ein Selbstmordattentäter … Allerdings sind wir uns einig, dass er nicht lebensmüde ist, zumindest hoffen wir das. Normalerweise würden wir den Präsidenten so schnell wie möglich wegbringen, aber das wird in diesem Fall nicht funktionieren. Also wird er fürs Erste am Jachthafen bleiben. Storey weiß, was er zu tun hat, orientieren Sie sich einfach an ihm. Sobald dieses Gespräch beendet ist, mache ich mich auf den Weg zu Ihnen.«
Bevor Rivers antworten konnte, meldete sich die nächste Stimme. »Hier spricht Emily Susskind. Das HRT-Team ist bereits im Einsatz. Sie schwärmen in der Gegend aus, einige tragen Zivil. Geben Sie das so schnell wie möglich an Ihre Jungs auf den
Dächern weiter. Ich möchte nicht, dass meine Leute versehentlich erschossen werden.«
Rivers nickte unbewusst. »Verstanden.«
»Bleiben Sie dran«, sagte die stellvertretende FBI-Direktorin. Trotz des Stimmengewirrs um sie herum hörte Rivers am anderen Ende laute, aufgeregte Rufe. Es schien eine kleine Ewigkeit zu dauern, bis McCabe sich wieder meldete. »Wir haben jetzt einen Namen. Claude Bidault, französischer Staatsangehöriger. Das Fahrzeug wurde vor einem knappen Monat in Virginia angemeldet. Die Nummer des Kennzeichens lautet … RND- 1911. Sind Sie bereit für die Personenbeschreibung?«
»Ich höre.«
»Schwarzes Haar, braune Augen. Vielleicht hat er einen Bart, doch das ist nicht hundertprozentig sicher. Ein bisschen schwerer, als Vanderveen eigentlich wiegt, ungefähr neunzig Kilo. Wir sind nicht sicher, wie er das macht, vielleicht durch zusätzliche Kleidungsstücke. Gleiche Größe, wie nicht anders zu erwarten. Daran lässt sich nichts ändern.«
»Ich gebe alles an meine Leute weiter«, sagte Rivers hektisch. »Ich muss mich in Bewegung setzen, Sir.«
»Ich weiß.« McCabes Stimme klang angespannt. »An die Arbeit.«
Kealey lief seit zweieinhalb Stunden durch die Straßen. Bisher hatte nichts seine Aufmerksamkeit erregt, aber er musste sich in Erinnerung rufen, dass Vanderveen bestimmt nicht daran gelegen sein konnte, Verdacht zu erregen.
Auf seinem Weg war er keinem Plan gefolgt; er war von der Ecke Maine Avenue und 7th Street in Richtung Norden gegangen und hatte unterwegs auf Gesichter und Fahrzeuge geachtet. Er konnte kaum etwas anderes tun, als durch die Autofenster zu
blicken und sich die Fahrgestelle von unten anzusehen, und dieses auffällige Verhalten hatte ihm ein paar neugierige Blicke eingetragen. Und ein paar ängstliche.
Wahrscheinlich war seine Suche vergeblich, doch da war eine Tatsache, die ihn mehr als alles andere beunruhigte. Es gab praktisch keine Möglichkeit, in einer belebten Straße eine Bombe mittels eines Stolperdrahts zu zünden, und selbst wenn es Vanderveen irgendwie gelungen war, einen Plan des Secret Service in die Finger zu bekommen, schien die Verwendung eines Timers eigentlich auch nicht denkbar.
Mit anderen Worten, die einzig realistische Methode bestand darin, die Bombe aus der Ferne zu zünden, und das bedeutete, dass Vanderveen sich auf einen Beobachtungsposten zurückziehen musste, von dem aus er einen guten Überblick hatte. Kealey kannte ihn gut genug, um sich sicher zu sein, dass er die Bombe auf jeden Fall zünden würde, unabhängig davon, ob er den Präsidenten erwischte oder nicht. Die Öffentlichkeit würde es glauben, weil sie im Fernsehen gesehen hatte, was er mit dem Kennedy-Warren-Gebäude angestellt hatte.
Er blieb auf der 7th Street, bis rechts das Nationale Luft- und Raumfahrtmuseum auftauchte, und überquerte die Straße. Vor ihm lag eine große Grünanlage, die Mall, und er ging über den Rasen in Richtung Nordwesten. In seinem Rücken ragte die Kuppel des Kapitols auf, vor den Glastüren des Smithsonian Institute lärmten aufgeregte Schulkinder. Er musste lächeln, doch damit war es schnell vorbei, denn er war zu angespannt, um sich an der Begeisterung der Kinder zu erfreuen. Vielleicht würde ihr Bus auf dem Rückweg zur Schule an der Stelle vorbeikommen, wo Vanderveen lauerte …
Er verdrängte die Vorstellung, weil es sinnlos war, darüber nachzudenken. Schon hatte er die 12th Street erreicht. Als sein
Handy piepte, war er dankbar für die Ablenkung, aber das war nicht von Dauer.
»Ich bin’s, Ryan, Harper.«
»Hören Sie …«
»Keine Zeit, Ryan.«
Kealey hörte den in Harpers Stimme liegenden Ernst und sagte nichts.
»Kharmai hat doch noch einen Treffer gelandet. Unser Mann hat einen Führerschein und einen Pass, die auf den
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