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Der Amerikaner - The American

Der Amerikaner - The American

Titel: Der Amerikaner - The American Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Britton
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einem Leinenhemd und eine zerknitterte Stoffhose. Die Augen hinter der schlichten Nickelbrille waren gerötet, als hätte er zu wenig geschlafen. Er warf March einen misstrauischen Blick zu und nahm dann al-Adel zur Seite, um sich auf Französisch mit ihm zu unterhalten.
    March beherrschte diese Sprache gut, ohne dass er es al-Adel gegenüber erwähnt hatte, und konnte der Unterhaltung mühelos folgen. Der Mann mit der Nickelbrille war wütend auf den Ägypter, weil er March hierher gebracht hatte. Dann wandte er sich abrupt dem Amerikaner zu. »Wissen Sie, wer ich bin?«, fragte er in flüssigem Englisch.
    »Selbstverständlich.«
    »Warum sind Sie hier?«
    »Um mit dem Emir zu reden.« March wendete den Kopf ein bisschen nach links und betrachtete Dr. Ayman al-Zawahiri, den Leibarzt und engsten Vertrauten des ersten Mannes der Organisation. In westlichen Geheimdienstkreisen war man überwiegend der Meinung, al-Zawahiri wäre vor einigen Jahren bei einem Luftangriff im Südwesten Afghanistans ums Leben gekommen. »Ich dachte, al-Adel hätte Ihnen den Grund meines Kommens erklärt. Angesichts dessen, was ich für Ihre Organisation geleistet habe, ist es meiner Meinung nach nicht zu viel verlangt, um dieses Gespräch zu bitten.«

    »Was Sie geleistet haben«, echote der Arzt höhnisch lachend. Er wandte sich al-Adel amüsiert zu und schaute dann wieder den Amerikaner an. »Was haben Sie denn so Spektakuläres geleistet? Ich habe den Jihad schon aus einer ägyptischen Gefängniszelle heraus organisiert, als Ihre Mutter Sie noch für die Schule anziehen musste. Ein toter Politiker, die Zerstörung eines geräumten Gebäudes … Sind das Ihre großartigen Erfolge? Sonst haben Sie nichts zu bieten?«
    »Immerhin mehr, als Ihre ganze Organisation in vier Jahren zuwege gebracht hat«, bemerkte March. Er sah, wie sich das arrogante Grinsen al-Zawahiris verflüchtigte und einer seltsam gleichgültigen Miene Platz machte.
    Al-Zawahiri wandte sich dem Kämpfer mit dem Gewehr zu und befahl ihm etwas auf Französisch. Er hatte noch nicht ausgesprochen, als March blitzschnell drei Schritte vortrat und dem jungen Mann einen harten Schlag gegen die Kehle versetzte. Die Waffe entglitt seinen Händen, als er nach seinem Hals griff. Seine Luftröhre war geborsten, die Augen traten weit aus den Höhlen hervor. March fing seine Waffe auf, bevor sie auf dem Boden landete, ließ das Magazin herausspringen und zog die Kugel aus der Kammer. Erst in diesem Augenblick schrie al-Adel nach den beiden Wachtposten vor dem Zelt, doch als sie hereingestürzt kamen, hielt der Amerikaner nichts in der Hand. Die Waffe lag ungeladen vor seinen Füßen.
    March ignorierte die auf seinen Kopf zielenden Gewehre, die auf Arabisch hervorgestoßenen Flüche und das erstickte Würgen des sterbenden Kämpfers. Er schaute direkt in das geschockte Gesicht al-Zawahiris. »Ich bin nicht den ganzen Weg hierher gekommen, um mich von einem pickeligen Jugendlichen umbringen zu lassen«, sagte March drohend in fließendem Französisch. »Wenn ich Lust hätte, könnte ich Sie genauso schnell töten.
Ich bin hier, um Ihnen eine Chance zu bieten, vielleicht die größte Ihres Lebens. Vertrauen Sie mir, wenn ich Ihnen rate, sie beim Schopf zu ergreifen. Eigentlich müsste ich doch mittlerweile Ihr Vertrauen haben.«
    Die Gewehre waren weiterhin auf seinen Kopf gerichtet, und in dem Zelt herrschte absolute Stille. Dann gab al-Zawahiri den beiden Wachtposten ein Zeichen, und sie ließen ihre Waffen sinken. »Filzt ihn noch einmal«, sagte er mit einer gedankenverlorenen Geste. Sein emotionsloser Blick studierte eingehend Marchs Miene. »Mein Vertrauen gewinnt man nicht so leicht.«
    Einer der beiden jungen Kämpfer trat nervös vor und durchsuchte March, wobei ihm auffiel, dass der Amerikaner den am Boden liegenden Sterbenden, der nur noch schwach zuckte, keines Blickes würdigte. Er filzte March so schnell wie möglich und verschwand dann in der Ecke mit den Funkgeräten, wobei er sofort den Vorhang hinter sich zuzog.
    Al-Zawahiri wies mit einer Kopfbewegung in Marchs Richtung. »Folgen Sie mir.« Der Amerikaner war überrascht, dass al-Zawahiri auf den Ausgang des Zeltes zuging, und bemerkte zunächst gar nicht, dass al-Adel neben ihm ging und ihm erregte Worte ins Ohr zischte.
    »Sie sind ein toter Mann. Tot, ich schwöre es.«
    March ignorierte ihn und folgte al-Zawahiri über die Lichtung zum Eingang einer Höhle.
     
    »Mr Kealey, Miss Kharmai? Der Botschafter wird Sie

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