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Der amerikanische Architekt

Der amerikanische Architekt

Titel: Der amerikanische Architekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Waldman
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unzuverlässigen Freunden zu reden.
    »Ich weiß, es war ein Fehler«, sagte sie, als der Kellner ihren Stuhl zurechtrückte. »Ich muss mich entschuldigen, Paul.«
    »Und ich dachte schon, ich müsste Ihnen die Daumenschrauben anlegen, um die Wahrheit aus Ihnen herauszuholen«, sagte er trocken. »Wäre schön, wenn alle Informationsbeschaffungsmaßnahmen so problemlos liefen.«
    »Aber ich kippe nicht um. Das hat sie falsch dargestellt. Sie wollte , dass ich sage, dass Khan seinen Garten erklären soll.«
    »Aber es waren tatsächlich Sie und nicht nur Ihre Freunde, die mit ihr geredet haben? Wieso ausgerechnet die Post , Claire?«
    »Sie hat gesagt, sie hätte Informationen über Khan.«
    Paul zog überrascht die Augenbrauen hoch. »Und die wären?«
    »Er war in Afghanistan und –«
    »Ich weiß«, sagte Paul.
    »Sie wissen es? Wieso haben Sie uns nichts davon gesagt?«
    »Weil es nicht relevant ist. Er war im Auftrag seiner Firma da. Alles absolut legitim, nichts, was auch nur ansatzweise besorgniserregend wäre.«
    »Sie – diese Alyssa Spier – hat etwas völlig anderes behauptet.«
    »Dann sollten wir vielleicht sie anstelle unserer Sicherheitsberater anheuern. Was genau hat sie denn gesagt?«
    »Dass er – dass er – sie hat keine Einzelheiten genannt, nicht direkt«, sagte Claire und wurde rot, und schien dann wegen ihres Errötens noch mehr zu erröten. Es stand ihr extrem gut.
    Paul wartete vergeblich auf mehr und sagte dann: »Seien Sie vorsichtig, Claire. Sie sind eine wichtige Akteurin in dieser Sache – eine der wichtigsten. Man wird versuchen, Sie zu manipulieren. Jetzt sogar noch mehr, nach dieser Story, aus der man herauslesen könnte, dass sie manipulierbar sind. Dadurch werden Sie erst recht zum Spielball.«
    »Ich bin aber kein Spielball. Ich habe meine Meinung nicht geändert. Ich wollte einfach nur wissen, ob es etwas gibt, was wir wissen sollten.«
    »Sie können nicht beides gleichzeitig haben.«
    Ein Teller mit Melone und Prosciutto wurde zwischen sie gestellt. Claire wartete, bis sich der Kellner mit einer Verbeugung wieder zurückgezogen hatte.
    »Was soll das heißen?«
    »Sie können nicht sagen, die Leute dürfen ihm gegenüber nicht misstrauisch sein, nur weil er Moslem ist, und dann sind Sie selbst misstrauisch.«
    »Ich bin nicht misstrauisch. Ich will einfach nur wissen, wofür ich mich einsetze. Es war nicht leicht für mich, dass meine Position publik gemacht wurde. William wurde deswegen sogar in der Schule angefeindet, was mich sehr beunruhigt.« Ihre Erregung war unübersehbar, ihre Pupillen schienen immer größer zu werden.
    »Ich wüsste immer noch gern, wie diese Information an die Öffentlichkeit gelangen konnte«, sagte Paul. »Auch das kam doch von dieser Alyssa Spier, nicht wahr?«
    »Paul, Sie denken doch nicht etwa, dass ich –«
    »Ich weiß nicht mehr, was ich denken soll.«
    »Es kam nicht von mir. Es ist okay, dass es an die Öffentlichkeit gedrungen ist, aber unter uns gesagt wäre es mir lieber, es wäre anders. Es lässt mir viel weniger Spielraum. Und was dieses Leck angeht, finde ich, dass Sie Lanny viel zu schnell von jedem Verdacht freigesprochen haben«, fügte sie provozierend hinzu.
    Er ging nicht darauf ein, sondern probierte die Melone, schob den Teller aber gleich wieder beiseite.
    »Keinen Appetit?«, fragte sie, ein bisschen zu überrascht.
    Er bemühte sich um einen unbeschwerten Tonfall. »Ich bin als Zielscheibe auch so schon dick genug«, sagte er, fühlte sich aber alles andere als unbeschwert. Der Sprecher der Opposition, der es ebenfalls auf die Präsidentschaftskandidatur abgesehen hatte, hatte die Jury als islamistische Sympathisanten bezeichnet und geschworen, einen Gesetzesentwurf einzubringen, um die Umsetzung von Khans Entwurf zu verhindern. Geraldine Bitmans Reaktion darauf war alles andere als beruhigend: »Die Gefahr für Amerika geht nicht nur von den Dschihadisten aus«, hatte sie gesagt, »sondern auch von dem naiven Wunsch, Toleranz über alle anderen Werte zu stellen, einschließlich der nationalen Sicherheit. Mohammad Khan hat uns unsere eigene Verletzlichkeit vor Augen geführt.« Paul fand es immer schwieriger, seine alte Freundin ans Telefon zu bekommen.
    Das öffentliche Geschrei übertönte seine wiederholten sachlichen Versuche, darauf hinzuweisen, dass die Jury Khans Entwurf aus anonymen Einsendungen ausgewählt hatte. Er war stolz darauf, dass er alles tat, um seine Juroren vor den Attacken zu schützen,

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