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Der amerikanische Architekt

Der amerikanische Architekt

Titel: Der amerikanische Architekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Waldman
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ein und tauchte die Auffahrt in geisterhaft-grelles Licht.
    »Hübsches Haus«, sagte Jack hinter ihr, als sie die gläserne Haustür aufschloss. Madison hatte es sich mit einem Buch auf dem Sofa bequem gemacht. Bei ihrem Eintreten reckte sie sich mit katzenhafter Gleichgültigkeit, wobei unter ihrem T-Shirt ein Streifen gebräunter Bauch und ein gepiercter Nabel zum Vorschein kamen. »Sie sind aber früh zurück«, sagte sie. Claire bugsierte sie hastig zur Tür, schenkte zwei Cognacs ein, und Jack und sie setzten sich in höflichem Abstand voneinander auf die Couch. Tief in sich konnte Claire das dumpfe Brodeln des Grolls spüren.
    »Ich will versuchen, dir das mit dem Garten zu erklären«, sagte sie. Ihre Zweifel, fuhr sie fort, hatten nichts mit Khan zu tun, sondern damit, was der Entwurf symbolisierte.
    »Das ist doch Quatsch, Claire. Es ist alles eine Frage des Vertrauens. Akzeptierst du das, was er sagt, so wie es ist? Oder suchst du nach irgendetwas Verstecktem und Verborgenem, weil er ein Muslim ist?«
    »Nein, das ist es nicht.«
    »Was ist es dann?«
    »Findest du denn nicht, dass es ein Problem ist, wenn Cals Gedenkstätte ein Paradies für islamische Märtyrer ist?«
    »Das ist genau dasselbe Misstrauen«, sagte er. »Dieselbe Angst. Ein Garten ist einfach nur ein Garten, bis du beschließt, ihn mit Misstrauen zu füllen. Hat er gesagt, dass es ein Paradiesgarten ist?«
    »Das ist es ja gerade. Er sagt überhaupt nichts dazu.«
    »Wieso sollte er?«
    »Es ist nicht dasselbe, wie ihm zu misstrauen«, betonte sie noch einmal. »Das ist es nicht.«
    Sie schwiegen.
    »Es gibt Dinge, die du nicht weißt«, nahm sie das Thema wieder auf und überlegte, ob sie ihm von Alyssas Informationen erzählen sollte, wusste aber, dass er noch skeptischer sein würde, als sie selbst es gewesen war. »Diese Kolumne in der Post  – dass ich mit dem Feind ins Bett gehe? Einige der Angehörigen kamen hierher, um zu protestieren. Ich erhielt Drohanrufe. Ich musste eine Geheimnummer beantragen. Diese ganzen Lichter da draußen – die sind neu.«
    »Ich bin sicher, das muss beängstigend gewesen sein«, sagte er mit gebührendem Mitgefühl. »Aber ist das nicht nur noch mehr Grund, sich auf Khans Seite zu stellen? Ich habe dir Beifall geklatscht, als ich diese Kolumne las.«
    Aber er hatte sich erst mit ihr in Verbindung gesetzt, als es hieß, sie drohe umzukippen. Claire konnte es nicht mehr ertragen. Er sorgte sich mehr um Khan, einen Mann, dem er nie begegnet war, einem Gesicht in den Nachrichten, als um sie, die Frau, mit der er einmal sein Leben verbringen wollte. Darin lag eine Art im Stich lassen, eine Art Verrat. »Du solltest Leitartikel schreiben«, platzte es schrill aus ihr heraus. »Du hast für alles ein Argument parat. So wie immer.«
    »Niemand würde sich für meinen Standpunkt interessieren«, antwortete er. »Aber versteh doch. Wie viele andere Amerikaner auch habe ich mich in den letzten Jahren wirklich hilflos gefühlt, machtlos, etwas gegen die Richtungsänderung in diesem Land zu unternehmen. Dir den Rücken zu stärken ist eine Möglichkeit, etwas zu tun. Ich sage ja gar nicht, dass es leicht sein wird, ich weiß, dass du von vielen Seiten unter Druck gesetzt wirst, aber das hier ist wirklich wichtig. Du musst stark sein. Es gibt keinen Beweis dafür, dass unsere muslimischen Mitbürger eine Bedrohung darstellen. Wir dürfen nicht zulassen, dass sie dazu gemacht werden.«
    »Wie ich sehe, kämpfst du immer noch für die Benachteiligten«, sagte sie. Und obwohl sie es nicht als Kompliment gemeint hatte, fasste er es so auf.
    »Für wen sonst sollte ich kämpfen?«
    »Die Opfer? Die Angehörigen?«
    »Es sieht nicht so aus, als hätte ihre Armee mit einem Mangel an neuen Rekruten zu kämpfen.«
    »Es gibt Milliarden von Muslimen auf der Welt!« Ihr Lachen klang bitter. »Meinst du, die haben unter einem Mangel an Rekruten zu leiden?«
    »In diesem Land, ja. Khan ist der Benachteiligte. Er hat offen und ehrlich gewonnen, und du willst ihm seinen Sieg wegnehmen.«
    Dass er nicht verstand, wie kompliziert das alles war, ließ sie zum ersten Mal vermuten, dass er nicht so intelligent war, wie sie immer gedacht hatte. »Ich will ihm gar nichts wegnehmen. Ich will nur wissen, was genau er uns da vorgelegt –«
    Er unterbrach sie. »Versprich mir, dass du Khan gegenüber nicht wortbrüchig werden wirst.«
    »Wortbrüchig? Es geht hier nicht um einen Vertrag, Jack. Du bist genauso schlimm wie die Leute, die

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