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Der amerikanische Architekt

Der amerikanische Architekt

Titel: Der amerikanische Architekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Waldman
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Spieß gebratene Schwein vor einer Moschee in Tennessee, wohl aber der Hundekot vor einer Moscheetür in Massachusetts. Zweiundzwanzig muslimische Länder, die Besorgnis darüber äußerten, wie Amerika seine muslimischen Mitbürger behandelte und wie seine Medien den Islam darstellten. Sechs ernstzunehmende Drohungen gegen amerikanische Einrichtungen im Ausland seitens islamischer Extremisten, die Rache für die Art und Weise des Umgangs mit Khan schworen. Und, am beunruhigendsten für ein Land, das bislang frei gewesen war von einheimischen dschihadistischen Drohungen, drei verhinderte Anschläge in den USA selbst.
    Diese Mitteilungen, diese bestürzenden Tatsachen, stürmten zu jeder Tages- und Nachtzeit von allen möglichen Seiten auf Paul ein. Wie auch die Flut kontroverser Meinungen, die sie auslösten. FBI und New Yorker Polizei schlugen in seltenem Einvernehmen vor, Paul solle die öffentliche Anhörung absagen oder zumindest verschieben, da sie die Leidenschaften noch mehr entflammen könnte. Ein Mitglied des Nationalen Sicherheitsrates des Präsidenten war der gegenteiligen Ansicht – die Anhörung abzusagen würde »in Peschawar nicht gut ankommen.« Mitarbeiter des Außenministeriums waren einhellig der Meinung, die Anhörung könne hilfreich sein für die weltweite Kampagne, »Herz und Verstand« von Muslimen zu gewinnen, es sei denn, der Tenor der Anhörung erweise sich als feindselig. Die Gouverneurin beharrte darauf, die Öffentlichkeit brauche das Ventil der Anhörung, brauche die Möglichkeit, Luft ablassen zu können. »Manche Konflikte müssen ausgefochten und nicht zugekleistert werden«, sagte sie, woraufhin der New Yorker Bürgermeister ihr vorwarf, der Gewalt das Wort zu reden. Der Präsident, der einmal ein Baseballteam sein eigen genannt hatte, war der Meinung, man solle Khan einen Deal vorschlagen (»Er zieht seinen Entwurf zurück, wir machen ihn zu einem Botschafter des Guten Willens für die muslimische Welt«) oder ihn in die zweite Liga verbannen (»Seine Gedenkstätte wird gebaut, aber in einer anderen Stadt.«).
    Pauls sonst so verlässlicher Notizblock erwies sich angesichts dieser gegensätzlichen Forderungen als absolut nutzlos. Sowohl die Verschiebung als auch die Durchführung der Anhörung waren auf kalkulierbare Weise riskant. Der Stress, der ihm ja schon den Appetit verdorben hatte, raubte ihm nun auch noch den Schlaf und ließ ihn immer aufbrausender werden, so dass Edith und das Personal nur noch mit untypisch gedämpften Stimmen sprachen. Im Haus herrschte eine Stimmung wie auf einer Totenwache, ominös für einen Mann, der seit Neuestem sein Alter spürte.
    In seinem mitternächtlichen Arbeitszimmer blätterte Paul seine Unterlagen durch und stieß dabei auf das Schriftstück, das ihn und die Jury darüber informiert hatte, dass der von ihnen ausgewählte Gewinner Mohammad Khan hieß. Seit er es damals aus dem Umschlag gezogen hatte, hatte er vergeblich versucht, es auf die eine oder andere Weise wieder zurückzustopfen. Vielmehr hatten seine Eindämmungsbemühungen nur zu noch mehr Chaos geführt. Vielleicht, dachte er nun, lautete die Antwort, einfach zuzulassen, dass Chaos und Zufall zu den Architekten der Geschichte wurden. Er war von Berufs wegen Spieler, allerdings einer, der von der Gesellschaft respektiert wurde. Die Liebe zum Risiko, die ihn in jungen Jahren ins Bankwesen gelockt hatte, machte sich nun wieder bemerkbar. Er fischte einen Vierteldollar aus seiner Tasche, legte Kopf und Zahl fest und schnippte ihn in die Luft. George Washington blickte in die Ferne, als wolle er sich ansehen, wie die Nation, die er gegründet hatte, dieses Problem bewältigte. Der erste Schritt würde sein, der Öffentlichkeit die Gelegenheit zu geben, ihrem Ärger Luft zu machen.
    Der Druck, der auf Mo lastete und sich erst Woche um Woche und dann Tag für Tag aufgebaut hatte, schien nun mit jeder Stunde größer zu werden. Je näher die Anhörung rückte, desto schneller überschlugen sich die Gerüchte in bösartiger Synkopierung: Die Vereinigten Arabischen Emirate hatten die Rechte für die Gedenkstätte »gekauft«, islamische Extremisten planten einen Sabotageakt gegen das Gelände, Mos Gegner hatten vor, es in die Luft zu jagen und den Muslimen die Schuld in die Schuhe zu schieben, Mo wollte vorgeben, er habe Jesus als seinen persönlichen Retter angenommen, nur um sein Paradies bauen zu können.
    In Wahrheit erwartete er Rettung nur von seinem neuen Anwalt, aber auch das

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