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Der amerikanische Architekt

Der amerikanische Architekt

Titel: Der amerikanische Architekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Waldman
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sehr, dass er kaum sprechen konnte. »Ich lache, weil ich gestresst bin und die Schnauze voll habe und wahrscheinlich kurz vor einem Nervenzusammenbruch stehe. Reicht Ihnen das?«
    »Das mit den Falklands habe ich nicht verstanden.«
    »Nicht so wichtig, Scott«, seufzte Mo. »Was machen wir jetzt?«
    Im Internet wimmelte es von Beiträgen über ihn, auch in Sprachen, die er nicht lesen konnte: Arabisch, Urdu, Farsi. Was er lesen konnte, verriet ihm, dass er die Todesstrafe verdiente. CNN zeigte Bilder empörter Geistlicher, marschierender Kinder und, in Pakistan, einen Mob, der ein Bild von ihm verbrannte. Es war nicht einmal ein schmeichelhaftes Bild.
    Die Verrückten, vor denen er sich in Acht nehmen sollte, setzten sich nun nicht mehr nur aus Leuten zusammen, die Muslime hassten, sondern auch aus Muslimen, die ihn hassten, weil er nicht muslimisch genug war. Am Telefon machte seine Mutter keinen Versuch, die Sorge in ihrer Stimme zu verbergen. Sie wünschte, sagte sie, Mo hätte sich nie an der Ausschreibung beteiligt. »Ich habe mich so bemüht, dir das Gefühl zu geben, dass du etwas ganz Besonderes bist«, sagte sie. »Es wäre besser gewesen, dich glauben zu lassen, dass du nicht anders bist als alle anderen.«
    Laila kannte sich in islamistischen Fragen aus, aber er zögerte, sich an sie zu wenden. Sie hatten seit dem Streit in ihrer Wohnung nicht mehr miteinander geredet. Aus Stolz, aus Unfähigkeit, über die Unterschiede zwischen ihnen hinwegzusehen, hatte er sich nicht bei ihr entschuldigen können. Dabei sehnte er sich so sehr nach dem tröstlichen Klang ihrer Stimme, der ihn, wenn auch nur für kurze Zeit, in ihre klare, allumfassende Gegenwart zurückversetzen würde.
    Aber diese Stimme befand sich nun hinter einem Vorhang, hinter einer Maschrabiyya. Laila klang interessiert, höflich, als spreche sie mit einem Klienten.
    »Wie kann ich helfen?«, fragte sie.
    »Die Todesstrafe?«
    »Darüber würde ich mir keine allzu großen Sorgen machen. Es klingt dramatisch und bringt eine Menge Aufmerksamkeit ein, aber eine einzelne Fatwa hat noch nichts zu bedeuten, zumal du nicht unter Scharia lebst. Es ist nur ein Versuch, möglichst viel Publicity aus dieser ganzen Sache zu schlagen. Außerdem hast du es ja nicht mit Absicht gesagt, oder?«
    »Ich wusste nicht einmal, dass ich es gesagt habe. Du hast ja gesehen, womit ich es auf dieser Anhörung zu tun hatte.« Er sehnte sich nach Mitleid, oder einfach nur nach der Bestätigung, dass sie sich die Anhörung angesehen hatte. Er bekam weder das eine noch das andere.
    »Natürlich ist es immer möglich, dass irgendein Verrückter auf komische Gedanken kommt, also sei vorsichtig.« Die Worte klangen zwar fürsorglich, enthielten aber keine echte Zärtlichkeit. Es brachte ihn fast um.
    »Was kann ich tun, damit das alles aufhört?«
    »Du veröffentlichst eine Erklärung, dass du keineswegs sagen wolltest, dass der Koran nicht das Wort Gottes ist.«
    Er blieb stumm.
    »Dachte ich es mir«, sagte Laila nach einer Weile, und diese einfachen Worte entsprangen einer so großen Vertrautheit, dass sie nicht verhindern konnte, dass sich eine gewisse Zuneigung in ihre Stimme einschlich. »Dann kannst du nur abwarten, bis es sich von allein legt.«
    Er wollte sie am Telefon festhalten. »Bei dir alles okay?«, fragte er.
    »Lass uns auf der professionellen Ebene bleiben, Mo«, sagte sie, klang aber überhaupt nicht so.

21
    W er ist diese Oprah Winfrey?«
    Nasruddin konnte nicht sagen, ob Asma die Absicht hatte, herrisch zu klingen oder ob dieser Eindruck nur entstand, weil ihre Haltung und die ganze Szene an die Premierministerin von Bangladesch erinnerte, wenn sie Bittsteller empfing. Zahllose Frauen umringten sie wie Hofdamen, denn anscheinend hatten sich sämtliche Ehefrauen und auch eine ganze Reihe von Töchtern aus der Nachbarschaft in Mrs Mahmouds Wohnung eingefunden. Stimmengezwitscher erfüllte das Zimmer, in dem wegen der vielen hineingezwängten Körper eine fast tropische, dampfende Hitze herrschte.
    Nasruddin zwängte sich ebenfalls hinein, wehrte die Getränke und die Süßigkeiten ab, die ihm aufgedrängt wurden. Es war immer noch Ramadan. Wieso reichten sie Essen und Getränke herum? »Oprah Winfrey hat angerufen«, sagte er auf Bengali zu Asma. »Das heißt, nicht sie selbst, sondern eine Dame, die für sie arbeitet. Sie will, dass du in ihre Sendung kommst.«
    »Oprah?«, quietschte seine Tochter Tasleen auf Asmas Frage hin, wer sie sei. »Die schwarze

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