Der Anfang aller Dinge: Roman (German Edition)
lächelte über den Kampfruf – ein Lächeln, das ihr ganzes Gesicht erhellte.
»Das hast du jetzt zum ersten Mal für mich getan«, bemerkte Thorpe. »Mit deinem ganzen Gesicht gelächelt. Ich glaube, jetzt habe ich mich in dich verliebt.«
»Dafür bist du viel zu stark, Thorpe.«
»Ich bin ein Marshmallow«, korrigierte er und hob ihre Hand an seine Lippen.
Vorsichtig entzog sie ihm die Hand. Ihre Fingerspitzen prickelten. »Ein Marshmallow war ganz sicher nicht verantwortlich für den Enthüllungsbericht letzten November über die Veruntreuung von Steuergeldern im Innenministerium.«
»Das gehört zu meinem Job.« Er trat einen Schritt näher, dass ihre Körper sich beinahe berührten. »Der Mann ist ein unverbesserlicher Romantiker, den Kerzenlicht weich werden lässt und ein Chopin-Präludium schier zu Boden wirft. Es bedarf
nur eines flackernden Kaminfeuers und einer guten Flasche Wein, und ich liege einer Frau zu Füßen.«
Liv trank noch einen Schluck. Es musste der Wein sein, der sie so benommen machte. »Und das haben schon Tausende geschafft.«
»Du hast mir gesagt, ich solle nicht angeben«, konterte er grinsend. »Außerdem lässt einem die Reporterarbeit bekanntlich wenig Freizeit.«
Liv fiel es immer schwerer, Distanz zu wahren. Kopfschüttelnd erklärte sie mit einem Seufzer: »Ich will dich nicht mögen, Thorpe. Ehrlich.«
»Lass dir nur Zeit«, riet er ihr.
»Hallo, T.C.« Der Gentleman aus Virginia legte ihm die Hand auf die Schulter. »Ich wusste, dass ich dich in der Nähe einer schönen Frau finden würde«, setzte er hinzu und musterte Liv kurz mit einem anerkennenden Blick. Senator Wyatt war ein stattlicher Mann mit ein paar Pfund Übergewicht, rosigen Wangen und einer jovialen Art. Liv wusste, dass er eine Kampagne gegen Einsparungen im Bildungs- und Sozialwesen anführte. Seit zwei Wochen kämpfte sie um ein Interview mit ihm.
»Guten Abend, Senator.« Thorpe nahm die kumpelhafte Begrüßung gelassen hin. »Darf ich vorstellen. Olivia Carmichael.«
Liv zuckte nicht mit der Wimper, als die Pranke des Senators beinahe ihre Hand zerquetschte. »Ich vergesse kein Gesicht, und dieses habe ich schon einmal gesehen. Aber ich könnte schwören, dass Sie keine von T.C.s ständigen Begleiterinnen sind.«
Thorpe gab einen Laut von sich, der irgendwo zwischen Räuspern und Knurren schwankte. Liv warf ihm einen raschen Blick zu. »Ich arbeite für WWBW, Senator Wyatt. Mr. Thorpe und ich sind … Kollegen.«
»Hm, hm, selbstverständlich. Jetzt erinnere ich mich. T.C. bevorzugt einen anderen Frauentyp.« Er beugte sich vertraulich zu Liv und zwinkerte. »Viel Bein, wenig Hirn.«
»Ach, tatsächlich?« Liv musterte Thorpe mit einem nachdenklichen Blick.
»Du hast tolle Beine, Liv«, bemerkte Thorpe.
»Ja, ich weiß.« Sie wandte sich an Wyatt. »Ich würde mich gern einmal mit Ihnen unterhalten, Senator. Über Ihre Meinung zu den beabsichtigten Kürzungen auf dem Bildungssektor. Vielleicht könnten Sie mir einen passenderen Zeitpunkt vorschlagen?«
Wyatt zögerte kurz, dann nickte er. »Setzen Sie sich Montag früh mit meinem Büro in Verbindung. Ihr beide solltet tanzen«, entschied er und zupfte kurz an den Aufschlägen seines Dinnerjacketts. »Und ich werde mal sehen, ob es an diesem Buffet auch etwas Anständiges zu Essen gibt. Fischeier und Gänseleber.« Er schnitt eine Grimasse und schlenderte davon.
Thorpe nahm ihre Hand. Als Liv zu ihm hochsah, lächelte er. »Ich befolge nur den Rat des Senators«, meinte er entschuldigend. Er führte sie zum Rand der Tanzfläche und zog sie in die Arme.
Es war das zweite Mal, dass sie ihm so nahe war. Und das zweite Mal, dass ihr Körper gegen ihren Willen reagierte. Liv wurde steif wie ein Brett.
»Tanzt du nicht gern, Olivia?«, murmelte er.
»Doch.« Sie bemühte sich, ihre Stimme kühl und gelassen klingen zu lassen. »Selbstverständlich.«
»Dann entspann dich.« Seine Hand lag locker an ihrer Hüfte, sein Mund war dicht an ihrem Ohr. Kleine Schauer liefen prickelnd über ihre Haut. »Keine Angst. Aber wenn wir uns lieben, dann möchte ich nicht, dass uns das Washingtoner Orchester dabei zusieht. In dem Fall bevorzuge ich eine privatere Atmosphäre.«
Da sie schon am ersten Teil seiner Bemerkung zu knabbern hatte, dauerte es eine Weile, bis auch der zweite Teil durchgesickert war. Liv warf den Kopf zurück und starrte ihn an. »Wie kommst du zu der Annahme …«
»Nicht Annahme, Wissen«, stellte er richtig. »Dein Herz klopft
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