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Der Anfang aller Dinge: Roman (German Edition)

Der Anfang aller Dinge: Roman (German Edition)

Titel: Der Anfang aller Dinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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vorgebetet hatte. Sie hatte nicht damit gerechnet,
dass er sie so bald wieder aus der Fassung bringen könnte. Sie hob den Blick und sah ihn an. »Vielen Dank.«
    Thorpe lächelte, doch sein Tonfall war so ernst wie der ihre. »Keine Ursache. Lässt du mich rein?«
    Es wäre klüger, es nicht zu tun , schoss es ihr durch den Kopf, doch sie trat einen Schritt zur Seite. »Ich stelle sie rasch ins Wasser.«
    Thorpe sah sich in ihrem Wohnzimmer um. Es war ordentlich und sehr geschmackvoll eingerichtet. Hier war kein Innenarchitekt am Werk gewesen, dachte er. Sie hatte sich Zeit genommen und ganz bewusst ausgewählt, was ihr gefiel. Ihm fiel auf, dass es weder Fotos noch irgendwelche anderen Erinnerungsstücke gab. Liv stellte nichts zur Schau, was auf ihre Vergangenheit schließen ließ. Sehr vorsichtig, sehr zurückhaltend. Der vage Hinweis auf ein Geheimnis erregte sofort seinen Reporterinstinkt.
    Es schien ihm an der Zeit, Liv einmal vorsichtig auf den Zahn zu fühlen. Er schlenderte in die Küche und lehnte sich an den Türpfosten. Sie war gerade damit beschäftigt, Wasser in eine Kristallvase zu füllen.
    »Hübsche Wohnung«, begann er ganz konventionell. »Du hast eine gute Aussicht auf die Stadt.«
    »Ja.«
    »Washington ist ja ein ganzes Ende von Connecticut entfernt. Aus welchem Teil stammst du denn?«
    Liv sah ihn an. Ihr Blick war wieder kühl und wachsam. »Westport.«
    »Westport – Carmichael.« Thorpe stellte mühelos die Verbindung her. »Ist Tyler Carmichael dein Vater?«
    Liv holte die Vase aus dem Spülbecken und drehte sich zu Thorpe um. »Ja.«
    Tyler Carmichael – Grundbesitz, erzkonservativ, Stammbaum bis zurück zur Mayflower. Es hatte zwei Töchter gegeben, fiel Thorpe plötzlich ein. Er hatte es völlig vergessen, denn die eine war vor ungefähr zehn Jahren ganz plötzlich von der Bildfläche verschwunden, während die andere die Debütantinnenlaufbahn eingeschlagen hatte. 5000-Dollar-Kleider und ein pinkfarbener Rolls Royce. Papis Liebling.
Nach ihrem Radcliff-Examen hatte sie sich einen standesgemäßen Ehemann geschnappt und von Carmichael ein 15 Hektar großes Anwesen als Hochzeitsgeschenk erhalten. Melinda Carmichael Howard LeClare war inzwischen zum zweiten Mal verheiratet, eine nervöse, verwöhnte Frau, die viel Geld für ihre Schönheit ausgab und für die nur das Beste gut genug war.
    »Ich habe deine Schwester kennen gelernt«, bemerkte Thorpe, Livs Gesicht studierend. »Ist dir ganz und gar nicht ähnlich.«
    »Nein«, erwiderte sie knapp. Sie ging an Thorpe vorbei ins Wohnzimmer und stellte die Rose auf einen kleinen Glastisch. »Ich hole meinen Mantel.«
    Gute Reporter zu interviewen war nicht einfach. Sie wussten, wie man eine Frage mit einem schlichten Ja oder Nein beantwortete. Olivia Carmichael war ein Ass in ihrem Beruf. Er aber auch.
    »Du verstehst dich nicht besonders gut mit deiner Familie?«
    »Das habe ich nicht behauptet.« Liv nahm eine hüftlange Fuchsjacke aus dem Schrank.
    »Das wäre auch nicht nötig.« Thorpe nahm ihr den Pelz aus der Hand und hielt ihn für sie, damit sie hineinschlüpfen konnte. Sie trug kein Parfum, stellte er fest. Sie umgab nur der schwache Duft eines Duschgels; ihr Haar roch ein wenig nach Zitronenshampoo. Ihr Verzicht auf weibliche Finessen erregte ihn. Er drehte sie zu sich herum, sodass sie ihn ansah. »Warum verstehst du dich nicht mit ihnen?«
    Liv schnaufte genervt. »Sieh mal, Thorpe.«
    »Wirst du mich nie mit meinem Vornamen ansprechen?«
    Sie hob eine Braue und zögerte kurz: »Terrance?«
    Er grinste. »So nennen mich höchstens meine Todfeinde, und das auch nur ein Mal.«
    Liv lachte. Es war das erste Mal, dass Thorpe sie unbeschwert lachen hörte. Sie bückte sich, um ihre Handtasche aufzuheben.
    »Du hast meine Frage immer noch nicht beantwortet«, hakte er nach und griff unerwartet nach ihrer Hand, als sie sich ihm wieder zuwandte.
    »Das werde ich auch nicht. Keine persönlichen Fragen, Thorpe, offiziell oder inoffiziell.«
    »Ich kann sehr hartnäckig sein, Liv.«
    »Gib nicht so an; das ist unattraktiv.«
    Er verschränkte seine Finger mit den ihren, hob dann ihre ineinander verschlungenen hoch und betrachtete sie nachdenklich. »Sie passen zusammen«, entschied er mit einem seltsamen Grinsen. »Das überrascht mich nicht.«
    Liv war an so etwas nicht gewöhnt. Es war keine Verführung, obwohl sie das gewisse Prickeln in sich spürte. Es war auch keine Herausforderung, obwohl sie das Gefühl hatte, sich wehren zu

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