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Der Anfang aller Dinge: Roman (German Edition)

Der Anfang aller Dinge: Roman (German Edition)

Titel: Der Anfang aller Dinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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einer bleiernen Müdigkeit erfasst, die sich wie ein schwarzer Mantel um sie legte. Waren das die unschönen Nachrichten?, fragte sie sich. Dagegen sollte sie inzwischen immun geworden sein. Oder war etwas anderes der Grund? Schon seit ein paar Tagen nagte etwas in ihr. Aber sie hatte noch nicht herausfinden können, was genau das war. Nachdem Thorpe am Abend zuvor ihre Wohnung verlassen hatte, hatte sie noch lange wach gelegen.
    Brian musterte sie für einen Moment. Heute Morgen war ihm aufgefallen, dass sie leichte Schatten unter den Augen hatte. Jetzt war es kurz nach fünf, und die Schatten waren dunkler geworden. »Bedrückt dich etwas, worüber du reden möchtest?«
    Überrascht von Brians Frage machte Liv spontan den Mund auf, schloss ihn aber gleich wieder. Sie wusste nicht, was sie ihm sagen sollte.
    »Ich weiß, dass du in letzter Zeit auf irgendetwas herumkaust.« Er beugte sich etwas näher zu ihr hin, damit die anderen nicht mithören konnten. »Warum kommst du heute Abend nicht zu uns zum Essen? Ich werde Kathy anrufen und ihr sagen, dass sie noch eine Tasse Wasser in die Suppe kippen soll. Manchmal helfen einem in so einer Situation ein paar Stunden im Kreise lieber Freunde.«
    Liv lächelte und drückte seine Hand. »Das ist die netteste Einladung, die ich seit langem erhalten habe.«
    »Fein, dann schlag sie nicht aus.«
    »Muss ich leider. Ich habe heute Abend schon etwas vor.« Sie fühlte sich nach dieser Einladung schon etwas besser, nicht mehr so allein. »Aber darf ich ein andermal auf die Suppe zurückkommen?«
    »Natürlich, jederzeit.« Er stand auf, doch Liv griff nach seiner Hand, ehe er weggehen konnte.
    »Ich danke dir, Brian.« Sie verstärkte den Griff, als er seine Hand wegziehen wollte. »Das meine ich ernst.«
    »Keine Ursache.« Er zog sie auf die Füße. »Du bist gleich auf Sendung. Sieh zu, dass du in die Maske kommst. Und sag den Mädchen, sie sollen etwas gegen deine Augenringe unternehmen.«
    »Ist es so schlimm?«, fragte Liv.
    »Schlimm genug.«
    Mit einem lautlosen Fluch auf den Lippen machte sich Liv auf den Weg in die Maske. Unter keinen Umständen durfte sie sich ihren Zuschauern in diesem Zustand präsentieren. Und das Letzte, was ihr zu ihrem Glück noch fehlte, war, dass sie aussah, als hätte sie letzte Nacht kein Auge zugetan, und Thorpe zufällig ihre Sendung verfolgte.
     
    Ich habe letzte Nacht tatsächlich nicht gut geschlafen, dachte Liv, als sie ihren Platz im Studio einnahm. Aber das hatte nichts mit Thorpe zu tun. Ich war nur etwas angespannt in letzter Zeit. Und heute Morgen bin ich schon um acht Uhr vor dem Südwest-Tor des Weißen Hauses gestanden, in der Hoffnung, einigen Kabinettssprechern einen Kommentar zu entlocken. Ich bin einfach nur ein bisschen müde. Es hat nichts mit der Botschaftsparty zu tun … oder damit, was anschließend passiert ist.
    Liv klemmte sich das Knopfmikro ans Revers und überflog noch einmal ihr Skript. Da sie achtzehn Punkte zu verlesen hatte, war es besonders wichtig, das Timing einzuhalten.
    Sie hatte einfach zu viel gearbeitet, sagte sie sich. Die letzten Tage waren unheimlich hektisch gewesen – das war alles. T.C. Thorpe beschäftigte sie am allerwenigsten. Da war
Dells Ernennung zum Minister gewesen und dann diese Schulbehördengeschichte, über die sie hatte berichten müssen. Sie starrte finster auf das Skript in ihrem Schoß und sagte sich, dass sie keinen Gedanken an dieses letzte Treffen mit Thorpe verschwendet hatte. Kein einziges Mal hatte sie an ihn gedacht. Nur ungefähr tausend Mal.
    Verdammt, fluchte sie innerlich, dann hörte sie den 30-Sekunden-Call. Sie richtete sich in ihrem Stuhl auf und blickte geradeaus in Richtung der Kameras. Hinter den Kameras, an der Studiotür, stand Thorpe. Er sah ihr direkt in die Augen und lehnte sich lässig gegen die Tür.
    Fünfzehn Sekunden.
    Was machte er hier? Ihre Kehle wurde staubtrocken. Lächerlich, sagte sie sich und richtete den Blick auf die Kamera.
    Zehn Sekunden.
    Auf dem Monitor erschien der Vorspann, eine Luftaufnahme der Stadt.
    Fünf Sekunden. Vier, drei, zwei, eins. Einsatz.
    »Guten Abend meine Damen und Herren, hier ist Olivia Carmichael mit den Nachrichten.« Ihre Stimme klang routiniert und präzise wie immer, doch ihre Hände waren feucht, wie sie erstaunt feststellte. Sie verlas den Aufmacher und sah anschließend nicht an den Kameras vorbei zur Tür, während die Aufzeichnung der Vor-Ort-Reportage ablief.
    Die Kameras schwenkten in zügigem Tempo

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