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Der Anfang aller Dinge: Roman (German Edition)

Der Anfang aller Dinge: Roman (German Edition)

Titel: Der Anfang aller Dinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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aber sie war nicht imstande, auch nur eine einzige davon zu stellen. Greg sah beinahe noch genauso aus wie damals, war kaum älter geworden; nur den damals üblichen Studentenbart hatte er abrasiert und trug jetzt einen Schnauzer. Er stand ihm gut, war genauso sandfarben wie sein Haar und verlieh seinem jungenhaften Gesicht etwas Männliches. Seine Augen waren immer noch so freundlich und sein Lächeln so ansteckend wie früher. Die fünf Jahre schienen in einem einzigen Augenblick dahinzuschmelzen.
    »Oh, Greg, wie schön, dich wieder zu sehen.« Diesmal war sie diejenige, die ihn umarmte. Es spielte keine Rolle, dass die Collegezeit Lichtjahre hinter ihnen lag. Was zählte, war nur, dass Greg jetzt hier war, dass sie ihn anfassen und umarmen konnte – jemanden, den sie aus glücklicheren Zeiten kannte. Und aus traurigeren.
    »Ich fürchte, ich muss euch Liv für ein paar Minuten entführen, Tante Myra.« Greg gab ihr einen flüchtigen Kuss auf die Wange, ehe er Livs Hand nahm. »Wir haben uns einiges zu erzählen.«
    »Sieh an, sieh an.« Myra strahlte, als sie den beiden hinterherblickte. »Das klappt ja besser, als ich erwartet hatte.« Sie kniff die Augen zusammen und hob eine Braue. »T. C. ist gerade gekommen«, verkündete sie und fuhr sich grinsend mit der Zungenspitze über die Schneidezähne. »Ich glaube, ich werde mal ein wenig mit ihm plaudern.«
    »Myra«, brummte Richter Ditmyer und hielt seine Gattin am Arm fest. »Mach bloß nicht die Pferde scheu.«
    »Ach, Heb.« Myra tätschelte liebevoll seine Hand, ehe sie sich aus seinem Griff befreite. »Verdirb mir doch nicht meinen kleinen Spaß.«
    Greg führte Liv durch zwei Korridore auf eine verglaste Sonnenterrasse. »Ich kann es einfach nicht glauben – dich hier zu treffen. So ein Zufall.«
    »Ich wusste damals gar nicht, dass du so prominente Verwandtschaft hast.«
    »Ich wollte es nicht auf einen Vergleich ankommen lassen«, erklärte er. Der Mond verschwand hinter einer Wolke, und da Greg Liv ansehen wollte, machte er Licht. »Sich nach den Erwartungen der Familie richten, kann recht traumatisch sein.«
    »Ja, ich weiß genau, was du meinst.« Liv schlenderte zu einem der Fenster und sah sich um. Es war ein interessanter Raum, halbrund geschnitten, mit einer gepolsterten Sitzgarnitur und einem angenehmen Duft nach frischen Blumen. Aber sie wollte sich nicht setzen. Die unerwartete Begegnung mit Greg hatte sie doch etwas nervös gemacht. Im Stehen konnte sie besser denken.
    »Wie lange bist du schon in Washington, Livvy?« Sie war schlanker als früher und sicherer in ihrem Auftreten. Fünf Jahre. Du meine Güte, ihm kam es vor wie gestern.
    »Seit fast anderthalb Jahren.« Sie versuchte sich zu erinnern, wann jemand sie das letzte Mal Livvy genannt hatte. Auch das, realisierte sie, war Teil ihres früheren Lebens.
    »Tante Myra sagte, du seist Nachrichtensprecherin.«
    »Ja, das stimmt.« Sie drehte sich zu Greg um. Ihre Schönheit, die in dem schwachen Schein der kleinen Lampe noch besser zur Geltung kam, raubte ihm schier den Atem. Er hatte sich nie daran gewöhnen können. »Ich lese als Co-Moderatorin beim WWBW die Abendnachrichten.«
    »Das hast du doch immer gewollt. Kein Wetterbericht mehr?«
    Sie lächelte. »Nein.«
    An ihren Fingern steckten kein Ringe. Greg trat vor sie hin. Sie duftete anders, fiel ihm auf, raffinierter, nicht mehr so natürlich. »Bist du glücklich?«
    Sie hielt seinem Blick stand, während sie über eine Antwort nachdachte. »Ich glaube schon.«
    »Früher warst du präziser in deinen Aussagen.«
    »Früher war ich auch jünger«, gab sie zurück und ging unauffällig auf Abstand. Sie wollte die Konversation auf einer unverfänglichen Ebene halten. »Deine Tante hat mich wissen lassen, dass du Single bist.«
    »Es hätte mich sehr gewundert, wenn sie das verschwiegen hätte«, lachte Greg und schüttelte den Kopf. »Kaum setze ich den Fuß in diese Stadt, stellt sie mir irgendein ihrer Meinung nach unwiderstehliches weibliches Wesen vor. Aber heute bin ich ihr zum ersten Mal dankbar dafür.«
    »Hast du nie geheiratet, Greg? Ich dachte, das wolltest du doch immer.«
    »Du hast mir ja einen Korb gegeben.«
    Liv sah ihn an und lächelte bedeutungsvoll. »Du hast mich nie ernsthaft gefragt.«
    »Nicht ernsthaft genug. Das war mein Fehler.« Er nahm ihre Hand in beide Hände. Sie war immer noch so zart und feingliedrig, ein starker Kontrast zu der Ausdruckskraft in ihren Augen. »Und du warst viel zu verrückt nach

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